Kamingespräch über „Künstliche Intelligenz im Journalismus“ mit Prof. Markus Kaiser
Tool statt Tod für den Journalismus
Was bringt ein Redaktionsseminar wie das zur Produktion dieses Magazins überhaupt noch? Artikel verfassen, Überschriften finden, Redigieren, die richtige Bildauswahl treffen… Die Fähigkeiten, die wir an einem intensiven Wochenende gewonnen haben – werden sie nicht bald obsolet sein? Alles für die Katz, wenn Künstliche Intelligenz (KI) unsere Aufgaben übernimmt? Fragen wie diese treiben uns um: Bei allen Teilnehmern besteht ein natürliches Interesse an Künstlicher Intelligenz.
Ein arbeitsreicher Tag liegt hinter uns, dem Banziana-Redaktionsteam, als wir uns am Samstagabend für das Kamingespräch versammeln. Hinter unseren Dozenten flackert ein digitales Feuer auf der Leinwand, womöglich von KI erstellt. Der referierende Markus Kaiser ist Professor für Praktischen Journalismus mit den Schwerpunkten digitaler Journalismus, Medieninnovationen, Eventmanagement und Change Management an der Technischen Hochschule Nürnberg. Ein Mensch aus Fleisch und Blut, auch wenn er nur online zugeschaltet ist. Als langjähriger Journalist und thematischer Experte gibt er uns einen Überblick über Chancen und Konsequenzen von Künstlicher Intelligenz im Journalismus.
Oft als disruptive Technologie bezeichnet, wird KI verschiedene Arbeitsbranchen wesentlich verändern. Darunter auch die der Medien. Eine kurze Schlaglichtrunde offenbart Sorgen und Erfahrungswerte der Seminarteilnehmer. Der eine freut sich, durch KI-Plattformen Arbeitsschritte im Studium oder Job zu vereinfachen. Ein anderer befürchtet, dass sein künftiges Berufsfeld bald der Vergangenheit angehört. Zwischen diesen beiden Polen changieren die meisten seiner Klienten, so Kaiser. Wichtig sei ein differenzierter Blick darauf, was Journalismus ausmacht und was KI dafür (nicht) leisten kann.
Ein arbeitsreicher Tag liegt hinter uns, dem Banziana-Redaktionsteam, als wir uns am Samstagabend für das Kamingespräch versammeln. Hinter unseren Dozenten flackert ein digitales Feuer auf der Leinwand, womöglich von KI erstellt. Der referierende Markus Kaiser ist Professor für Praktischen Journalismus mit den Schwerpunkten digitaler Journalismus, Medieninnovationen, Eventmanagement und Change Management an der Technischen Hochschule Nürnberg. Ein Mensch aus Fleisch und Blut, auch wenn er nur online zugeschaltet ist. Als langjähriger Journalist und thematischer Experte gibt er uns einen Überblick über Chancen und Konsequenzen von Künstlicher Intelligenz im Journalismus.
Oft als disruptive Technologie bezeichnet, wird KI verschiedene Arbeitsbranchen wesentlich verändern. Darunter auch die der Medien. Eine kurze Schlaglichtrunde offenbart Sorgen und Erfahrungswerte der Seminarteilnehmer. Der eine freut sich, durch KI-Plattformen Arbeitsschritte im Studium oder Job zu vereinfachen. Ein anderer befürchtet, dass sein künftiges Berufsfeld bald der Vergangenheit angehört. Zwischen diesen beiden Polen changieren die meisten seiner Klienten, so Kaiser. Wichtig sei ein differenzierter Blick darauf, was Journalismus ausmacht und was KI dafür (nicht) leisten kann.
Maschine als Mitarbeiter, Mensch als Korrektiv
Für den investigativen Journalismus ist KI zunächst ein großer Segen. Eine unüberschaubare Menge an Datenmengen kann in kurzer Zeit gesammelt, ausgewertet und aufbereitet werden. Davon profitiert der Datenjournalismus, der faktenbasierte Erhebungen erstellt. Doch KI liefert nicht nur zu, sondern produziert auch redaktionelle Inhalte. Im sogenannten Roboterjournalismus werden schon längst auf der Basis von Algorithmen Börsen‑, Fußball- oder Verkehrsmeldungen automatisiert generiert. Auch wenn hier wenig halluziniert wird – so nennt man es, wenn KI fehlerhafte Inhalte produziert – ist eine Endabnahme durch einen Redakteur unerlässlich. Das im Journalismus gängige Vier-Augen-Prinzip bleibt. Das menschliche Augenpaar muss verifizieren und den letzten Schritt der Publikation gehen.
Dieser Bericht ist ohne Gebrauch künstlicher Intelligenz verfasst.
Einen solchen Vermerk zu setzen, sollte zum guten Ton im Journalismus gehören, weshalb Markus Kaiser für eine Kennzeichnungspflicht plädiert. Viele Medienhäuser haben sich Codices zum Umgang mit KI gegeben. Medienethisch gibt es einige individuelle Vorstöße, eine verbindliche Regelung durch den Deutschen Presserat aber existiert noch nicht. Gerade die Gesetzgebung hinkt den rasanten Entwicklungen hinterher. Diesen Graubereich zu verlassen ist umso dringlicher, als KI möglicherweise bald nicht mehr als solche erkennbar sein wird. In Anwendungsprogrammen wie Word oder Powerpoint könne sie eingebaut sein, ohne gekennzeichnet zu sein, prophezeit Kaiser.
ChatGPT, Google Bard und andere Tools können unliebsame Arbeitsprozesse erleichtern und Zeit im Redaktionsalltag sparen. Jedoch sind sie nur so gut wie die Prompts (Vorgaben), die man ihnen gibt und die Informationen, die ihnen zur Verfügung stehen. Dabei müssen stets die implizierten Narrative und mögliche Biases bedacht werden. ChatGPT & Co prüfen ihre Quellen nicht. Sie sind dem Output verschrieben, nicht der Objektivität und auch nicht dem Wahrheitsgehalt.
Auch aus diesem Grund kann KI Qualitätsjournalismus nicht ersetzen. Automatische Textgenerierung spuckt Standard-Sätze, Texte vom Reißbrett, aus. Klassisches Storytelling und gute Recherche, Grundlagen des journalistischen Handwerks, werden umso wichtiger, um sich in der Medienlandschaft abzuheben. Das Vertrauen des Lesers rückt in den Mittelpunkt: KI-Plattformen können journalistische Standards nicht erfüllen, man kann ihnen keine Verantwortung übertragen wie Journalisten.
Medienkompetenz und Problembewusstsein
Künstliche Intelligenz bleibt und wird an Relevanz zunehmen – wie aber kann man die Gesellschaft für deren Einsatz fit machen? Hier sieht Markus Kaiser ein Handlungsfeld für Bildungswerke wie die Hanns-Seidel-Stiftung. Auch ein Schulfach wie Media Literacy wäre in seinen Augen ein Zugewinn. Dabei sollte auf Problempunkte des Gebrauchs hingewiesen werden. Die Frage nach der Datenhoheit etwa. Alles, womit die Systeme gefüttert werden, gehört schlussendlich den Betreibern der Technologien. Lehrkräfte könnten in diesem Rahmen für Falschmeldungen und Deep Fakes sensibilisieren und die Notwendigkeit vermitteln, Narrative kritisch zu hinterfragen.
Assistenz statt Konkurrenz
Ob Verleger nicht zu kurzfristig denken, dem Spar- und Effizienzwahn verfallen und Redakteursstellen wegrationalisieren? Es bleibt abzuwarten, meint Professor Kaiser ehrlich. Doch auch neue Berufe könnten entstehen – beispielsweise ein KI-Prompt-Journalist oder ein Data Analyst.
Über Grenzen und Möglichkeiten von KI zu informieren hilft gegen diffuse Ängste. Markus Kaiser gelingt es an diesem Abend, die unseren zu mildern. Er betont besonders das Potential, lästige Routineaufgaben zu erleichtern. KI kann das Transkribieren von Interviews beschleunigen, Texte kürzen, Anregungen für Überschriften und Teaser liefern, Unterstützung bei Metatags und Suchmaschinenoptimierung geben. Gerade durch das Delegieren dieser repetitiven Tätigkeit wird Zeit gewonnen, um sich der Entwicklung kreativer Inhalte zu widmen. Dem, weshalb wir eigentlich Journalismus betreiben, mit kritischem Denkvermögen, verantwortungsbewusster Kontextualisierung und natürlicher Kreativität.
Der Beruf des Journalisten ist nicht dem Tod geweiht. Durch reflektierten Einsatz künstlicher Intelligenz wird er eher neu belebt.