Die Print-Grund-Akademie auf Kloster Banz

Lernen von erfahrenen Journalisten

Veröffentlicht am 26. Januar 2023 von Max Danhauser

Kon­zen­trier­ter Blick beim Recher­chie­ren: Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer simu­lie­ren den All­tag in einer Redak­ti­on. Alle Fotos: Tho­mas Kieß­ling, Refe­rats­lei­ter Medi­en und jour­na­lis­ti­sche Förderung.

„Es hat mich rich­tig beein­druckt, dass da Leu­te vom Fach sind, die prak­ti­sche Erfah­rung haben und uns prak­ti­sche Sachen bei­brin­gen“, sagt Sti­pen­dia­tin Julia Bren­ner. Sie war Teil­neh­me­rin der Print-Grund-Aka­de­mie der Hanns-Sei­del-Stif­tung Anfang Janu­ar auf Klos­ter Banz. „Die Leu­te leben ihren Jour­na­lis­ten-Job und sie haben uns einen Ein­blick gege­ben, den du sonst nie bekom­men wür­dest.“ Denn Klos­ter Banz wur­de gewis­ser­ma­ßen zur Nach­rich­ten­re­dak­ti­on: Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer des Print-Semi­nars durf­ten ein Wochen­en­de lang recher­chie­ren, Mel­dun­gen und Berich­te schrei­ben und ganz viel Wis­sen mit nach Hau­se nehmen.

Das Semi­nar lei­te­ten zwei renom­mier­te Jour­na­lis­ten: Vol­ker ter Hase­borg, Chef­re­poer­ter der Wirt­schafts­Wo­che, und Lars-Mar­ten Nagel, Inves­ti­ga­tiv-Repor­ter des Han­dels­blat­tes. Bei­de sind seit Jah­ren Dozen­ten bei der HSS. „Ich schät­ze an der Hanns-Sei­del-Stif­tung das Pro­gramm für die jour­na­lis­ti­sche Nach­wuchs­för­de­rung. Es ist gut, dass es Stif­tun­gen gibt, denen die Aus­bil­dung von Jour­na­lis­ten wich­tig ist“, sagt Vol­ker ter Haseborg.

„Die Leu­te leben ihren Jour­na­lis­ten-Job und sie haben uns einen Ein­blick gege­ben, den du sonst nie bekom­men wür­dest.“

Julia Bren­ner

Die bei­den Refe­ren­ten freu­en sich jedes Mal wie­der, ihr Wis­sen an den Nach­wuchs wei­ter­ge­ben zu kön­nen. „Ich mache den Jour­na­lis­ten­be­ruf sehr ger­ne und bin fest über­zeugt, dass es in funk­tio­nie­ren­den Demo­kra­tien nicht genug kri­ti­sche Beob­ach­ter geben kann. Ich freue mich des­halb, wenn jün­ge­re Kol­le­gen aus mei­nen Erfah­run­gen und mei­nem Know-how etwas für sich und ihre Arbeit gewin­nen“, sagt Lars-Mar­ten Nagel.

The­ma­tisch dreh­te sich am Wochen­en­de alles rund um Nach­rich­ten, Mel­dun­gen und Berich­te. „Nach­rich­ten sind das Grund­ele­ment im Jour­na­lis­mus und auch im gesell­schaft­li­chen Zusam­men­le­ben“, sagt Teil­neh­mer Stef­fen Grüt­jen (sie­he Inter­view).

„Man hat mega viel prak­tisch gelernt und du konn­test auch selbst aus­pro­bie­ren, was echt cool war.“

Seli­na Weegen, jour­na­lis­ti­sche Sti­pen­dia­tin der Hanns-Seidel-Stiftung

Dabei ging es nicht nur um die Theo­rie. Viel­mehr durf­ten die Teil­neh­mer ganz viel üben und Tex­te schrei­ben – wie in einer rich­ti­gen Redak­ti­on. Dazu gehört auch der Zeit­druck: eine Mel­dung über den Jah­res­be­richt einer Akti­en­ge­sell­schaft schrei­ben, einen Bericht aus Infor­ma­tio­nen von Reu­ters und dpa recher­chie­ren – alles bin­nen weni­ger Minuten.

Ter Hase­borg und Nagel wähl­ten ver­schie­de­ne For­men aus, Nach­rich­ten und jour­na­lis­ti­sches Hand­werk anschau­lich zu ver­mit­teln. Wo bei­spiels­wei­se ist der Nach­rich­ten­kern einer Pres­se­kon­fe­renz? Für Anfän­ger wie auch Fort­ge­schrit­te­ne manch­mal gar nicht so leicht zu erken­nen. Und damit die Sache noch ein wenig schwie­ri­ger wur­de, gab es nicht irgend­ei­ne Pres­se­kon­fe­renz als Übungs­ge­gen­stand, son­dern die lege­än­de­re Wut­re­de von Bay­ern-Trai­ner Gio­van­ni Tra­pat­to­ni aus dem Jahr 1998. Am Ende jeder Übungs­ein­heit nah­men sich bei­de Dozen­ten viel Zeit, den Teil­neh­mern Feed­back sowie Tipps und Tricks mit auf den Weg zu geben.

„Ich fand das Wochen­en­de sehr span­nend“, sagt Teil­neh­me­rin Seli­na Weegen. „Man hat mega viel prak­tisch gelernt und du konn­test auch selbst aus­pro­bie­ren, was echt cool war.“

Genau das möch­te auch Tho­mas Kieß­ling, seit Okto­ber 2022 Refe­rats­lei­ter Medi­en und jour­na­lis­ti­sche För­de­rung, ermög­li­chen: „Mir ist es wich­tig, bei der Aus­bil­dung unse­rer Nach­wuchs­jour­na­lis­tin­nen und ‑jour­na­lis­ten das prak­ti­sche und jour­na­lis­ti­sches Grund­hand­werk wie­der mehr in den Fokus zu rücken.“

Nach den inten­si­ven Semi­nar­ta­gen gab es für die Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer auch noch die Mög­lich­keit, Kon­tak­te zu knüp­fen und sich mit den Dozen­ten über den Weg in den Jour­na­lis­mus aus­zu­tau­schen. „Was ich am meis­ten mit­neh­me, sind die Gesprä­che mit den Jour­na­lis­ten“, sagt Seli­na Weegen.
Und auch die Dozen­ten hat­ten sicht­lich Spaß: „Mir hat gefal­len, wie ernst­haft sich die Sti­pen­dia­ten mit Nach­rich­ten­jour­na­lis­mus aus­ein­an­der­ge­setzt haben – und welch tol­le Arti­kel sie bei uns abge­lie­fert haben“, sagt Vol­ker ter Hase­borg. Lars-Mar­ten Nagel ergänzt: „Ich freue mich jedes Mal über Intel­lekt und Moti­va­ti­on der Sti­pen­dia­ten, auch an die­sem Wochen­en­de.“ Wei­ter geht es für die Teil­neh­mer im Febru­ar. Dann gibt es auf Klos­ter Banz die Print-Auf­bau-Aka­de­mie. Die wird sich vor allem um das The­ma Repor­ta­ge dre­hen – mei­ne Lieb­lings-Stil­form des Jour­na­lis­mus“, sagt Vol­ker ter Hase­borg. „Dann wer­den die Sti­pen­dia­ten raus­ge­hen und vor Ort recher­chie­ren. Das wird sicher spannend.“