Andreas Burtscheidt im Interview
Beziehungen fürs Leben
Der CdAS-Vorsitzende Dr. Andreas Burtscheidt im „Banziana“-Interview über das persönliche Netzwerk auch nach dem Ende des Stipendiums, hochkarätige Ehrengäste und eine Partnervermittlung in Banz.
Herr Dr. Burtscheidt, am 13. Juni 1992 fand die Gründungsversammlung des CdAS im Künstlerhaus in München statt. Wie war das damals?
Dr. Andreas Burtscheidt: Ich war zu dem Zeitpunkt noch in der Schule. Aber ich kenne natürlich viele, die sich an diesem Juni-Tag zusammengefunden haben, um den CdAS zu gründen. Es gab schon vorher einige Versuche, eine Vereinsstruktur für die Alumni und Altstipendiaten zu etablieren. Das musste natürlich auch mit der Stiftungsseite abgeklärt werden. Die waren zunächst vorsichtig und haben gedacht: Die HSS ist schon ein Verein. Wenn sich da jetzt noch die angehenden Akademiker zu einem weiteren Verein zusammenschließen – wer weiß, was die da alles machen? Deshalb ist am Ende die Lösung gefunden worden, dass wir uns eben nicht „Verein“ nennen, sondern „Club“. Das ist eine recht feine Geschichte, weil CdAS von der Abkürzung her ganz gut in CDU und CSU hineinpasst. Nicht selten werden wir darauf angesprochen, dass auch wir das C im Namen führen. Man denkt, wir seien die „christlichen Altstipendiaten“.
Wie war denn die Stimmung?
Die Menschen waren stolz darauf, dass sie diesen Alumni-Verein gegründet haben. Die HSS ist im Unterschied zur Konrad-Adenauer-Stiftung und Friedrich-Ebert-Stiftung viel kleiner. Unser Netzwerk ist von jeher darauf angelegt, durch eine intensive ideelle Förderung die Stipendiatinnen und Stipendiaten zusammenzubringen, besonders bei den tollen Seminaren in Kloster Banz und Wildbad Kreuth. Auch nach Ende des Stipendiums war bei vielen der Wunsch da, über die Alumni-Netzwerke zusammenzubleiben und einen Verein zu haben, der ein Jahresprogramm auf Bundesebene und in den Regionalgruppen entwickelt. Wir wollen die entstehenden und entstandenen Freundschaften aus der aktiven Zeit weiter pflegen und in Kontakt zu bleiben.
Kontakt heißt beim CdAS oft gemeinsam reisen …
Die erste Auslandsfachtagung, die ich mit dem CdAS gemacht habe, war 2009. Ich habe sie gleich selbst organisiert, war aber noch gar nicht im CdAS-Vorstand. Wir waren in Rom, eine Stadt, die mir seit jeher am Herzen liegt und mit meiner eigenen Dissertation eng verknüfpt ist. Von da an war ich mit einer Ausnahme bei allen weiteren Auslandsreisen dabei, bei denen wir die Geschichte, Politik, Wirtschaft und Kultur des Gastlandes immer genauer in den Fokus nehmen und mit interessanten Gesprächspartnern zusammenkommen. Spannend war z.B. 2013 die Rundreise durch Siebenbürgen/Rumänien, damals mit Hans-Peter Niedermeier. Wir trafen etwa Klaus Johannis noch als Bürgermeister von Hermannstadt/Sibiu. Später Israel, Portugal, Georgien: Jedes Jahr war eine Auslandsfahrt – bis Corona kam. Normalerweise machen wir einmal im Jahr eine Auslandsfahrt und auch im Inland mindestens eine, wenn nicht sogar zwei Tagungen. Nachdem wir früher jedes Jahr in Berlin – mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten – waren, hatte ich 2008 die Idee, Rundreisen durch die Bundesländer zu machen. Seither veranstalten wir jedes Jahr so eine Bundesländerfachtagung. Anfang Mai 2022 waren wir übrigens in Rheinland-Pfalz unterwegs.
Warum sollte jeder Stipendiat nach Ende seiner HSS-Förderung dem CdAS beitreten?
Ganz entscheidend ist der Austausch zwischen jung und alt. Das ist auch beim Berufseinstieg das A und O – es gibt fast immer den ein oder anderen, der in dem Feld schon tätig ist, wo ich hin möchte, und mir helfen könnte. Wichtig sind aus meiner Sicht gemeinsame Präsenzveranstaltungen, auch von jungen und alten Stipendiaten. Darauf legen wir seit vielen Jahren wert, z.B. mit unserem Gemeinsamen Treffen, bei der eine interessante Persönlichkeit des öffentlichen Lebens nach München in die HSS-Zentrale kommt. Nach Vortrag und Diskussion im großen Franz-Josef-Strauß-Saal haben wir ein Get-together. Vor Corona waren bis zu 400 Gäste da.
Die bisherige Gästeliste ist beeindruckend …
Wir haben dieses Gemeinsame Treffen 2009 zum ersten Mal veranstaltet, damals mit Reiner Kunze (einem bekannten Schriftsteller aus der DDR, d. Red.). Theo Waigel war schon da, der frühere Bundesfinanzminister, oder Altbundespräsident Roman Herzog. Aus dem konfessionellen Bereich hatten wir Kardinal Reinhard Marx und Charlotte Knobloch zu Gast. Unser letzter Gast vor der Corona-Ära war Gerd Müller, der seinerzeitige Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Alle haben durch teils sehr persönliche Reden ungeheuer beeindruckt. Diese Gesprächsreihe werden wir fortsetzen, keine Frage!
Trotz alledem findet man wenig Informationen zum CdAS allgemein ich in der Öffentlichkeit. Der Club, so scheint es, ist eher etwas Internes.
Wenn der CSU-Parteivorstand montagmorgens getagt hat, muss die Stiftung nicht befürchten, dass wir 30 Minuten später eine Gegenposition durchs Volk schicken. Wir sind ein Netzwerk von und für für die Altstipendiaten. Wir nehmen keine Position im vorpolitischen Raum ein. Wir äußern uns nicht zu allem, können aber durch unsere Veranstaltungen politische Akzente setzen. Aber wir schicken keine Presseerklärungen heraus. Unsere Kommunikation soll eher nach innen wirken. Wir sind, das sage ich immer wieder, kein Player im vorpolitischen Raum. Wir sind weder die Junge Union, die Senioren-Union oder die Frauen-Union. Wir sind als Alumni-Verein eigenständig, aber auf unsere Mitglieder und unser Netzwerk konzentriert.
Wie weit geht dieses Netzwerk? Einige Stipendiatinnen und Stipendiaten sollen sich in HSS-Seminaren näher kennengelernt. Eine Art Partnervermittlung in Kloster Banz?
Das sollte man nicht unterschätzen (schmunzelt). Ich kann leider nicht den gesamten Überblick liefern, aber dingfest sind die Paare, die sich hier gefunden und die zum Teil bis heute zusammengeblieben sind. Viele sind glücklich verheiratet und haben eine Familie gegründet. Da kommen schon einige zusammen.
Bei Dr. Andreas Burtscheidt sind die beruflichen Wege eng mit der HSS verbunden. Von 2002 bis 2004 war er in der Promotionsförderung, seit zehn Jahren ist er Vorsitzender des CdAS. Nach einer Station bei der Kommission für Zeitgeschichte in Bonn ist er seit 2018 Leiter der Promotionsförderung in der HSS. Sein Referat begleitet etwa 200 Doktorandinnen und Doktoranden auf ihrem wissenschaftlichen Weg.