Fachforum Medizin 2023

Zu Risiken und Nebenwirkungen … fragen Sie Ihren plastischen Chirurgen

Veröffentlicht am 10. Dezember 2023

„All about Aes­the­tics – Schön­heit mit Risi­ken und Neben­wir­kun­gen?“ war der Titel des Fach­fo­rums Medi­zin im Juni 2023 in Klos­ter Banz. Denn die Nach­fra­ge nach  ästhe­tisch moti­vier­ten Ein­grif­fen steigt. Die Tagung beleuch­te­te die­sen Trend und stell­te medi­zi­ni­schen Indi­ka­tio­nen sowie Impli­ka­tio­nen zur Diskussion.

Die Behand­lungs­sta­tis­tik des Ver­bands der Deut­schen Ästhe­tisch-Plas­ti­schen Chir­ur­gen (VDÄPC), vor­ge­stellt auf der Jah­res­pres­se­kon­fe­renz 2022 in Ber­lin, unter­streicht die Trends der ver­gan­ge­nen Jah­re. „Die VDÄPC ver­zeich­net einen Anstieg aller ästhe­ti­schen Behand­lun­gen von rund 15 Pro­zent“, so Dr. med. Stef­fen Hand­stein, Fach­arzt für Plas­ti­sche und Ästhe­ti­sche Chir­ur­gie und VDÄPC-Prä­si­dent, über die Ergeb­nis­se der größ­ten deut­schen Ärz­te­be­fra­gung auf die­sem Gebiet für das zwei­te Coro­na-Jahr. Mit Zah­len unter­mau­ert dies auch das Maga­zin „Arzt & Wirt­schaft“. Dem­nach war der glo­ba­le Markt für ästhe­ti­sche Dienst­leis­tun­gen bereits rund 18,1 Mil­li­ar­den US-Dol­lar schwer. Bis zum Jahr 2026 pro­gnos­ti­zie­ren die Markt­ana­lys­ten ein Wachs­tum bis auf 23,3 Mil­li­ar­den US-Dol­lar, bei einer jähr­li­chen Wachs­tums­ra­te von 6,2 Prozent. 

„All about Aesthetics - Schönheit mit Risiken und Nebenwirkungen?“ war der Titel des Fachforums Medizin im Juni 2023 in Kloster Banz. Foto: FF Medizin
„All about Aes­the­tics – Schön­heit mit Risi­ken und Neben­wir­kun­gen?“ war der Titel des Fach­fo­rums Medi­zin im Juni 2023 in Klos­ter Banz. (Foto: FF Medizin)

Nicht nur in Deutsch­land, son­dern welt­weit ist die Ästhe­ti­sche Medi­zin seit Jah­ren ein Wachs­tums­markt. „Sogar wäh­rend der Finanz­kri­se 2008/2009 lag das euro­pa­wei­te Wachs­tum dank dem soge­nann­ten „Lip­stick-Effekt“ noch bei sat­ten sie­ben Pro­zent. Die­ser Effekt, so ame­ri­ka­ni­sche For­scher, führt bei Kon­su­men­ten in wirt­schaft­lich schwie­ri­gen Pha­sen zu einem deut­lich ver­mehr­ten Kon­sum in den Berei­chen Kos­me­tik  (daher der Name des Phä­no­mens) und Alko­hol. Ers­te­res lässt sich ver­mut­lich mit der Angst vor Arbeits­platz­ver­lust und sozia­lem Abstieg erklä­ren. Ein gepfleg­tes Äuße­res sprä­che dage­gen für sozia­len Wohl­stand und gere­gel­te Ver­hält­nis­se und so soll die Rea­li­tät wohl dem ers­ten Ein­druck fol­gen.“ So for­mu­liert es ein Arti­kel des MDM-Fach­ver­la­ges für medi­zi­ni­sche Publikationen.

Renom­mier­te Exper­ten aus den Berei­chen der plas­ti­schen Chir­ur­gie, Dozen­ten aus der medi­en­psy­cho­lo­gi­schen Bera­tung wie auch aus der Kunst­phi­lo­so­phie, ver­mit­tel­ten an zwei­ein­halb Tagen ein umfas­sen­des Bild der Ein­fluss­fak­to­ren und Aus­wir­kun­gen aktu­el­ler wie auch zukünf­ti­ger Trends der Medi­zin. Auf der Basis wis­sen­schaft­li­cher Erkennt­nis­se aus den unter­schied­li­chen Dis­zi­pli­nen wur­den von Exper­ten und den Sti­pen­dia­ten als zukünf­ti­ge Ärz­te, Natur­wis­sen­schaft­ler, Psy­cho­lo­gen zukünf­ti­ge Hand­lungs­leit­li­ni­en diskutiert.

Dr. med. Domi­nik Prom­my (Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Erlan­gen-Nürn­berg) berich­te­te von sei­ner Arbeit in der rekon­struk­ti­ven Chir­ur­gie sowie von aktu­el­len Trends plas­ti­scher Ein­grif­fe ästhe­ti­scher Natur. Er illus­trier­te Risi­ken ins­be­son­de­re von den für die Pati­en­ten­si­cher­heit defi­zi­tä­ren ver­si­che­rungs­recht­li­chen Aspek­ten im Aus­land durch­ge­führ­ter Ope­ra­tio­nen anhand dras­ti­scher Fall­bei­spie­le. Anlass zur Debat­te bot auch die Ver­ant­wor­tung von ästhe­tisch täti­gen Chir­ur­gen (sowie Medi­zi­nern wei­te­rer Fach­rich­tun­gen) im Hin­blick auf psy­cho­lo­gi­sche Moti­va­tio­nen der Pati­en­ten und Behandlungsentscheidungen. 

Dr. med. Joa­chim von Fin­cken­stein, Fach­arzt für Chir­ur­gie und plas­ti­sche Chir­ur­gie,   refe­rier­te über Behand­lungs­phi­lo­so­phien, ästhe­ti­sche Kon­zep­te und deren Umset­zung. Der inter­na­tio­nal renom­mier­te Arzt the­ma­ti­sier­te die Wahr­neh­mung von Schön­heit und deren uni­ver­sel­len Ein­flüs­sen auf Design­pro­zes­se in der tech­ni­schen Pro­dukt­ent­wick­lung, der Kunst und der Archi­tek­tur sowie die Sym­bio­sen sei­ner Arbeit in der Ästhe­ti­schen Chirurgie.

Auch medi­en­psy­cho­lo­gi­sche Ein­fluss­fak­to­ren auf die Zunah­me der ästhe­tisch moti­vier­ten Behand­lun­gen in Deutsch­land wur­den durch den Medi­en­psy­cho­lo­gen und Sucht­be­ra­ter Niels Pru­in behan­delt, wel­cher über Erkennt­nis­se aus der The­ra­pie medi­en­ab­hän­gi­ger Kli­en­ten dozier­te. Er beleuch­te­te auch die Aus­wir­kun­gen media­ler Ein­flüs­se in unse­rer Iden­ti­täts­bil­dung, die zu zen­tra­len Behand­lungs­wün­schen zählten. 

Abschlie­ßend besprach Kunst­phi­lo­so­phin Dr. Jas­min Trächt­ler ästhe­ti­sche Wer­te und eine objek­ti­vi­ti­sche Betrach­tung der Idea­le von Schön­heit, wel­che die Wahr­neh­mung von Ästhe­tik vor allem indi­vi­du­ell und gesell­schaft­lich prägen.

Fazit des Fach­fo­rums: Der Grund­satz der indi­vi­du­el­len Frei­heit eines jeden Pati­en­ten und dem Zwie­spalt des Arz­tes zwi­schen Ent­schei­dungs­trä­ger in der medi­zi­ni­schen Behand­lung und sei­ner Rol­le als Dienst­leis­ter las­sen vie­le Fra­ge­stel­lun­gen ergebnisoffen.