Marc Wietfeld in der Bibliothek der Universität der Bundeswehr München. Foto: Kevin Winter

Studieren an der Bundeswehruniversität München

Soldat aus Leidenschaft

Veröffentlicht am 2. Oktober 2021 von Karolina Zellmeier

Die Bun­des­wehr ist mit mehr als 260.000 Men­schen einer der größ­ten Arbeit­ge­ber Deutsch­lands im öffent­li­chen Dienst. Neben zivi­len Beam­ten und Mit­ar­bei­tern sind rund 184.000 Sol­da­ten im In- und Aus­land tätig. Einer von Ihnen ist Marc Wiet­feld. Nach sei­nem Abitur hat er an der Uni­ver­si­tät der Bun­des­wehr Mün­chen Manage­ment und Medi­en stu­diert und wur­de dabei durch die jour­na­lis­ti­sche För­de­rung der Hanns-Sei­del-Stif­tung unter­stützt. Im Gespräch erzählt er, wie er sich vom Schlos­ser zum Sol­da­ten aus Über­zeu­gung ent­wi­ckelt hat.

Der Wunsch

In mehr als 430 Aus­bil­dungs­stät­ten bie­tet die Bun­des­wehr Plät­ze zur Berufs­aus­bil­dung an. Jähr­lich ent­schei­den sich über 1.300 Aus­zu­bil­den­de für eine zivi­le, also uni­form­lo­se, Aus­bil­dung bei der Bun­des­wehr­ver­wal­tung. In über 50 tech­ni­schen, kauf­män­ni­schen, medi­zi­ni­schen und hand­werk­li­chen Beru­fen bil­det die Bun­des­wehr aus und bie­tet über 50 Stu­di­en­gän­ge an ihren eige­nen Uni­ver­si­tä­ten an.

Nach sei­ner Berufs­aus­bil­dung zum Schlos­ser wird Marc Wiet­feld 2010 zum Wehr­dienst ein­ge­zo­gen. Er ist einer der Letz­ten, der sei­ne Wehr­pflicht noch ableis­ten muss, ehe die­se nach lan­gen, teils emo­tio­na­len Debat­ten zum 1. Juli 2011 aus­ge­setzt wird. Bis zu die­sem Zeit­punkt konn­te jeder männ­li­che Deut­sche ab dem 18. Lebens­jahr zum Wehr­dienst ein­ge­zo­gen wer­den und die­sen nur unter Ableis­tung eines ‚Wehr­ersatz­diens­tes‘ in einem sozia­len Bereich ver­wei­gern. Marc Wiet­feld ent­schei­det sich damals bewusst für den Dienst in der Armee. Berüh­rungs­punk­te habe er zuvor kei­ne mit der Bun­des­wehr gehabt, ihr nach sei­ner Wehr­pflicht treu zu blei­ben, sei nie sein Plan gewe­sen. Der Wunsch, sich wei­ter­hin für die Bun­des­wehr zu ver­pflich­ten, habe sich erst wäh­rend sei­nes neun­mo­na­ti­gen Wehr­diens­tes ent­wi­ckelt, als er die Armee und ihre Struk­tu­ren ken­nen und schät­zen lernt. Nach die­ser Zeit ist für ihn klar: Er will auf jeden Fall in das Deut­sche Heer zurückkehren.

Die Ent­schei­dung

Wer sei­ne Aus­bil­dung mit der Bun­des­wehr bestrei­ten will, muss sich zuvor in drei Schrit­ten auf einen genau­en Weg fest­le­gen. Zunächst muss man sich für eine zivi­le oder mili­tä­ri­sche Lauf­bahn ent­schei­den, auf einen Bereich fest­le­gen, in dem man inner­halb der Bun­des­wehr tätig sein möch­te. Neben Land, See und Luft, sind zum Bei­spiel auch Berei­che wie IT, Tech­nik und Ver­wal­tung mög­lich. Zuletzt ist, je nach Lauf­bahn, die Wahl eines Stu­di­en­fa­ches möglich.

Die Ent­schei­dung für eine Kar­rie­re bei der Bun­des­wehr ist eng mit der Ent­schei­dung für eine Lauf­bahn ver­bun­den. Wer sich für den zivi­len Bereich ent­schei­det, kann zwi­schen einer Ange­stell­ten- oder Beam­ten­lauf­bahn wäh­len, wer in die mili­tä­ri­sche Lauf­bahn ein­tre­ten möch­te, muss sich auf einen Dienst­grad und eine Lauf­bahn als Unter­of­fi­zier oder Offi­zier fest­le­gen. Marc Wiet­feld ent­schei­det sich für die Offi­ziers­lauf­bahn. Da die­se auch ein Stu­di­um an einer der Bun­des­wehr­uni­ver­si­tä­ten beinhal­tet, ist die All­ge­mei­ne Hoch­schul­rei­fe dafür Vor­aus­set­zung. Die­se holt er in zwei Jah­ren berufs­be­glei­tend nach, kehrt der Bun­des­wehr dafür den Rücken und ist im ABC-Schutz – also dem Schutz vor ato­ma­ren, bio­lo­gi­schen und che­mi­schen Gefah­ren – tätig. Mit dem Abitur in der Tasche und dem kla­ren Ziel als Offi­zier in der Infan­te­rie tätig zu sein, bewirbt sich Wiet­feld bei der Bun­des­wehr um einen Stu­di­en­platz. Drei Wün­sche habe er dafür äußern kön­nen, Psy­cho­lo­gie war sein Erst­wunsch, Staats­wis­sen­schaf­ten der Zwei­te und Medi­en­ma­nage­ment der Drit­te. Die Ent­schei­dung über das Stu­di­en­fach liegt am Ende den Ein­stel­lungs­teams der Bun­des­wehr, erklärt Wiet­feld. Nach umfas­sen­den Assess­ments und Per­sön­lich­keits­tests fällt die Ent­schei­dung auf Manage­ment und Medi­en im Bache­lor und Mas­ter of Arts. Das es am Ende ‚nur‘ der Dritt­wunsch gewor­den ist, sei am Anfang nicht leicht zu akzep­tie­ren gewe­sen, gibt er zu. Im Lau­fe sei­nes Stu­di­ums habe es sich jedoch als rich­ti­ge Ent­schei­dung erwie­sen, das Ver­trau­en in die Bewer­tung der Bun­des­wehr habe sich bewährt.

Die Aus­bil­dung

Mit der Ver­pflich­tung zur Offi­ziers­lauf­bahn geht eine 13-bis 17-jäh­ri­ge Ver­pflich­tung bei der Bun­des­wehr ein­her. Zunächst muss die mili­tä­ri­sche Aus­bil­dung abge­leis­tet wer­den, anschlie­ßend folgt das Stu­di­um, dass je nach Fach­rich­tung vier Jah­re oder län­ger andau­ert. Stu­diert wird an den bun­des­wehr­ei­ge­nen Uni­ver­si­tä­ten in Ham­burg oder München.

Vor Auf­nah­me des Stu­di­ums durch­läuft der ange­hen­de Offi­zier eine Sol­da­ten­aus­bil­dung, nach deren Abschluss beginnt er sein Stu­di­um an der Uni­ver­si­tät der Bun­des­wehr Mün­chen in Neu­bi­berg. Der Cam­pus befin­det sich auf einem ein­ge­zäun­ten Kaser­nen­ge­län­de, dort befin­den sich alle Lehr- und Wohn­ge­bäu­de der Stu­den­ten. Ein­ge­sperrt habe er sich nie gefühlt, ganz im Gegen­teil. Durch die enge räum­li­che Ver­bin­dung von Woh­nen und Stu­die­ren, habe sich eine star­ke Gemein­schaft zwi­schen den Kom­mi­li­to­nen ent­wi­ckelt. Das enge sozia­le Netz habe er immer sehr geschätzt. Neben den räum­li­chen Gege­ben­hei­ten unter­schei­det sich auch die aka­de­mi­sche Aus­bil­dung an der Bun­des­wehr­uni­ver­si­tät signi­fi­kant von der an einer staat­li­chen Uni­ver­si­tät. Stu­diert wird dort in Tri­mes­tern (Drei Stu­di­en­blö­cke pro Kalen­der­jahr), die inhalt­lich einem regu­lä­ren Hoch­schul­se­mes­ter ent­spre­chen. Ein Mas­ter-Abschluss nach Bolo­gna-Zer­ti­fi­zie­rung ist so in vier statt sechs Jah­ren mög­lich. Außer­dem erhal­ten die Stu­die­ren­den ein ihrer Lauf­bahn ent­spre­chen­des vol­les Gehalt, der uni­ver­si­tä­re All­tag ist zudem geprägt von sol­da­ti­schen Akti­vi­tä­ten. Neben dem Besuch von Lehr­ver­an­stal­tun­gen hal­ten sich die ange­hen­den Offi­zie­re kör­per­lich fit, unter­neh­men Gepäck­mär­sche und üben Schie­ßen. Man sei eben in ers­ter Linie Sol­dat, gibt Marc Wiet­feld an.

Die Zukunft

Die aka­de­mi­schen und beruf­li­chen Stu­di­en­ab­schlüs­se, die im Lau­fe einer Aus­bil­dung bei der Bun­des­wehr erreicht wer­den, sind auch außer­halb der ein­ge­zäun­ten Kaser­nen aner­kannt. Alle ange­bo­te­nen Berufs­aus­bil­dun­gen wer­den nach den Stan­dards der Handwerks‑, bzw. Han­dels­kam­mern durch­ge­führt und mit deren Prü­fun­gen abge­schlos­sen. Die Stu­di­en­gän­ge unter­lie­gen der Bolo­gna-Reform und sind damit inter­na­tio­nal aner­kannt. Nach Errei­chen des Mas­ter­ab­schlus­ses leis­ten die Offi­zie­re ihren Dienst in ihrem Tätig­keits­feld inner­halb der Armee ab.

In die­sem Jahr hat er sein Stu­di­um mit dem Mas­ter of Arts abge­schlos­sen. Auf ihn war­tet nun eine sie­ben­jäh­ri­ge Dienst­zeit in der Infan­te­rie, im Wald- und Häu­ser­kampf. Dass sei­ne jet­zi­ge Tätig­keit wenig Ver­bin­dung mit sei­nem Stu­di­en­fach hat, stört Marc Wiet­feld nicht. Er sei in ers­ter Linie Sol­dat und das aus Über­zeu­gung. Jour­na­lis­tisch tätig sein kann er neben­be­ruf­lich, das in sei­nem Stu­di­um erwor­be­ne Wis­sen gehe ihm auch nicht ver­lo­ren, erklärt er. An eine Kar­rie­re als Pres­se­of­fi­zier oder Kriegs­be­richt­erstat­ter will er im Moment nicht den­ken. Nach der Ableis­tung sei­ner Dienst­zeit ste­hen Marc Wiet­feld den­noch alle Wege offen. Sei­ne Kennt­nis­se im Medi­en­be­reich und Jour­na­lis­mus sowie die Erfah­rung im Ein­satz für die Bun­des­wehr qua­li­fi­zie­ren ihn auch für außer­mi­li­tä­ri­sche Tätig­kei­ten. Die frü­he Über­nah­me von Ver­ant­wor­tung sieht er als Vor­teil auf dem Bewer­ber­markt. Aktu­ell ver­spü­re er jedoch kein Bedürf­nis die Bun­des­wehr zu ver­las­sen, denn Sol­dat zu sein, sei für ihn in aller­ers­ter Linie eine Beru­fung und kein Beruf.