Studieren an der Bundeswehruniversität München
Soldat aus Leidenschaft
Die Bundeswehr ist mit mehr als 260.000 Menschen einer der größten Arbeitgeber Deutschlands im öffentlichen Dienst. Neben zivilen Beamten und Mitarbeitern sind rund 184.000 Soldaten im In- und Ausland tätig. Einer von Ihnen ist Marc Wietfeld. Nach seinem Abitur hat er an der Universität der Bundeswehr München Management und Medien studiert und wurde dabei durch die journalistische Förderung der Hanns-Seidel-Stiftung unterstützt. Im Gespräch erzählt er, wie er sich vom Schlosser zum Soldaten aus Überzeugung entwickelt hat.
Der Wunsch
In mehr als 430 Ausbildungsstätten bietet die Bundeswehr Plätze zur Berufsausbildung an. Jährlich entscheiden sich über 1.300 Auszubildende für eine zivile, also uniformlose, Ausbildung bei der Bundeswehrverwaltung. In über 50 technischen, kaufmännischen, medizinischen und handwerklichen Berufen bildet die Bundeswehr aus und bietet über 50 Studiengänge an ihren eigenen Universitäten an.
Nach seiner Berufsausbildung zum Schlosser wird Marc Wietfeld 2010 zum Wehrdienst eingezogen. Er ist einer der Letzten, der seine Wehrpflicht noch ableisten muss, ehe diese nach langen, teils emotionalen Debatten zum 1. Juli 2011 ausgesetzt wird. Bis zu diesem Zeitpunkt konnte jeder männliche Deutsche ab dem 18. Lebensjahr zum Wehrdienst eingezogen werden und diesen nur unter Ableistung eines ‚Wehrersatzdienstes‘ in einem sozialen Bereich verweigern. Marc Wietfeld entscheidet sich damals bewusst für den Dienst in der Armee. Berührungspunkte habe er zuvor keine mit der Bundeswehr gehabt, ihr nach seiner Wehrpflicht treu zu bleiben, sei nie sein Plan gewesen. Der Wunsch, sich weiterhin für die Bundeswehr zu verpflichten, habe sich erst während seines neunmonatigen Wehrdienstes entwickelt, als er die Armee und ihre Strukturen kennen und schätzen lernt. Nach dieser Zeit ist für ihn klar: Er will auf jeden Fall in das Deutsche Heer zurückkehren.
Die Entscheidung
Wer seine Ausbildung mit der Bundeswehr bestreiten will, muss sich zuvor in drei Schritten auf einen genauen Weg festlegen. Zunächst muss man sich für eine zivile oder militärische Laufbahn entscheiden, auf einen Bereich festlegen, in dem man innerhalb der Bundeswehr tätig sein möchte. Neben Land, See und Luft, sind zum Beispiel auch Bereiche wie IT, Technik und Verwaltung möglich. Zuletzt ist, je nach Laufbahn, die Wahl eines Studienfaches möglich.
Die Entscheidung für eine Karriere bei der Bundeswehr ist eng mit der Entscheidung für eine Laufbahn verbunden. Wer sich für den zivilen Bereich entscheidet, kann zwischen einer Angestellten- oder Beamtenlaufbahn wählen, wer in die militärische Laufbahn eintreten möchte, muss sich auf einen Dienstgrad und eine Laufbahn als Unteroffizier oder Offizier festlegen. Marc Wietfeld entscheidet sich für die Offizierslaufbahn. Da diese auch ein Studium an einer der Bundeswehruniversitäten beinhaltet, ist die Allgemeine Hochschulreife dafür Voraussetzung. Diese holt er in zwei Jahren berufsbegleitend nach, kehrt der Bundeswehr dafür den Rücken und ist im ABC-Schutz – also dem Schutz vor atomaren, biologischen und chemischen Gefahren – tätig. Mit dem Abitur in der Tasche und dem klaren Ziel als Offizier in der Infanterie tätig zu sein, bewirbt sich Wietfeld bei der Bundeswehr um einen Studienplatz. Drei Wünsche habe er dafür äußern können, Psychologie war sein Erstwunsch, Staatswissenschaften der Zweite und Medienmanagement der Dritte. Die Entscheidung über das Studienfach liegt am Ende den Einstellungsteams der Bundeswehr, erklärt Wietfeld. Nach umfassenden Assessments und Persönlichkeitstests fällt die Entscheidung auf Management und Medien im Bachelor und Master of Arts. Das es am Ende ‚nur‘ der Drittwunsch geworden ist, sei am Anfang nicht leicht zu akzeptieren gewesen, gibt er zu. Im Laufe seines Studiums habe es sich jedoch als richtige Entscheidung erwiesen, das Vertrauen in die Bewertung der Bundeswehr habe sich bewährt.
Die Ausbildung
Mit der Verpflichtung zur Offizierslaufbahn geht eine 13-bis 17-jährige Verpflichtung bei der Bundeswehr einher. Zunächst muss die militärische Ausbildung abgeleistet werden, anschließend folgt das Studium, dass je nach Fachrichtung vier Jahre oder länger andauert. Studiert wird an den bundeswehreigenen Universitäten in Hamburg oder München.
Vor Aufnahme des Studiums durchläuft der angehende Offizier eine Soldatenausbildung, nach deren Abschluss beginnt er sein Studium an der Universität der Bundeswehr München in Neubiberg. Der Campus befindet sich auf einem eingezäunten Kasernengelände, dort befinden sich alle Lehr- und Wohngebäude der Studenten. Eingesperrt habe er sich nie gefühlt, ganz im Gegenteil. Durch die enge räumliche Verbindung von Wohnen und Studieren, habe sich eine starke Gemeinschaft zwischen den Kommilitonen entwickelt. Das enge soziale Netz habe er immer sehr geschätzt. Neben den räumlichen Gegebenheiten unterscheidet sich auch die akademische Ausbildung an der Bundeswehruniversität signifikant von der an einer staatlichen Universität. Studiert wird dort in Trimestern (Drei Studienblöcke pro Kalenderjahr), die inhaltlich einem regulären Hochschulsemester entsprechen. Ein Master-Abschluss nach Bologna-Zertifizierung ist so in vier statt sechs Jahren möglich. Außerdem erhalten die Studierenden ein ihrer Laufbahn entsprechendes volles Gehalt, der universitäre Alltag ist zudem geprägt von soldatischen Aktivitäten. Neben dem Besuch von Lehrveranstaltungen halten sich die angehenden Offiziere körperlich fit, unternehmen Gepäckmärsche und üben Schießen. Man sei eben in erster Linie Soldat, gibt Marc Wietfeld an.
Die Zukunft
Die akademischen und beruflichen Studienabschlüsse, die im Laufe einer Ausbildung bei der Bundeswehr erreicht werden, sind auch außerhalb der eingezäunten Kasernen anerkannt. Alle angebotenen Berufsausbildungen werden nach den Standards der Handwerks‑, bzw. Handelskammern durchgeführt und mit deren Prüfungen abgeschlossen. Die Studiengänge unterliegen der Bologna-Reform und sind damit international anerkannt. Nach Erreichen des Masterabschlusses leisten die Offiziere ihren Dienst in ihrem Tätigkeitsfeld innerhalb der Armee ab.
In diesem Jahr hat er sein Studium mit dem Master of Arts abgeschlossen. Auf ihn wartet nun eine siebenjährige Dienstzeit in der Infanterie, im Wald- und Häuserkampf. Dass seine jetzige Tätigkeit wenig Verbindung mit seinem Studienfach hat, stört Marc Wietfeld nicht. Er sei in erster Linie Soldat und das aus Überzeugung. Journalistisch tätig sein kann er nebenberuflich, das in seinem Studium erworbene Wissen gehe ihm auch nicht verloren, erklärt er. An eine Karriere als Presseoffizier oder Kriegsberichterstatter will er im Moment nicht denken. Nach der Ableistung seiner Dienstzeit stehen Marc Wietfeld dennoch alle Wege offen. Seine Kenntnisse im Medienbereich und Journalismus sowie die Erfahrung im Einsatz für die Bundeswehr qualifizieren ihn auch für außermilitärische Tätigkeiten. Die frühe Übernahme von Verantwortung sieht er als Vorteil auf dem Bewerbermarkt. Aktuell verspüre er jedoch kein Bedürfnis die Bundeswehr zu verlassen, denn Soldat zu sein, sei für ihn in allererster Linie eine Berufung und kein Beruf.