Studienfahrt nach Marokko

Politik im Land der Tajine

Veröffentlicht am 16. August 2024 von Raha Mashat Zadegan und Eva Grund

Bun­te Gewürz­ber­ge, das schnee­be­deck­te Atlas­ge­bir­ge, Moscheen mit Mina­retts und dem Ruf des Muez­zins, Pfef­fer­minz­tee und Taji­ne – das alles ver­bin­det man mit Marok­ko. Um die­ses fas­zi­nie­ren­de Land zu ent­de­cken und ken­nen­zu­ler­nen, mach­te sich eine Grup­pe von 20 Sti­pen­dia­tin­nen und Sti­pen­dia­ten der Hanns-Sei­del-Stif­tung auf den Weg nach Nord­afri­ka. „Anda­lu­si­scher Zau­ber und (geo-)politische Macht­in­ter­es­sen“ stan­den im Mit­tel­punkt der Studienfahrt.

Nur 14 Kilo­me­ter tren­nen Euro­pa und Afri­ka von­ein­an­der, was auch beim Flug von Frank­furt-Hahn nach Fès über der Meer­enge von Gibral­tar zu erken­nen war. Auf dem moder­nen Flug­ha­fen wur­de die Grup­pe vom Team des Hanns-Sei­del-Büros Marok­ko, Pro­jekt­lei­ter Miloud Isa­fia­ni und Prak­ti­kan­tin Fati­ma Zahra, begrüßt. Sie hat­ten einen gro­ßen Teil des Pro­gramms der Rei­se geplant. Dr. Said AlDai­la­mi, Refe­rats­lei­ter und Exper­te für den ara­bi­schen Raum, sei­ne Assis­ten­tin Aida Gomez und Andre­as Wüst, Marok­ko-Exper­te der HSS, hat­ten die Rei­se mit viel Lei­den­schaft orga­ni­siert, wie Tag für Tag in Marok­ko zu erle­ben war.

Fès, eine der fünf Königs­städ­te, gilt als kul­tu­rel­le, reli­giö­se und spi­ri­tu­el­le Haupt­stadt Marok­kos. Zugleich ist sie seit 1981 UNESCO-Welt­kul­tur­er­be. Der marok­ka­ni­sche Rei­se­lei­ter zeig­te bei einer Stadt­füh­rung mit gro­ßer Begeis­te­rung die engen Gas­sen der Alt­stadt und führ­te an reich­hal­ti­gen und far­ben­fro­hen Obst- und Gemü­se­stän­den vor­bei zu den Ger­be­rei­en. Durch das enge Trep­pen­haus eines unschein­ba­ren Hau­ses kam man zu einem Bal­kon. Im gol­de­nen Licht der Son­ne glit­zer­ten die welt­be­rühm­ten Farb­töp­fe, in denen das Leder zuerst von den Tier­haa­ren befreit und dann ein­ge­färbt wird. Die Men­schen, die dort arbei­ten, ste­hen bar­fuß in den Farb­töp­fen und erle­di­gen den gan­zen Tag über in der Son­ne eine anstren­gen­de Arbeit. Ein sehr stren­ger Geruch herrscht in die­sem Ger­ber­vier­tel. Fri­sche Minz­blät­ter hel­fen, die­sen Duft zu übertönen.

Am nächs­ten Vor­mit­tag erhielt die Grup­pe eine Füh­rung durch die Töp­fe­rei und Kera­mik­werk­statt Art Naji am Stadt­rand von Fes. In die­ser Koope­ra­ti­ve wur­den die Sti­pen­dia­tin­nen und Sti­pen­dia­ten von einem jun­gen Marok­ka­ner in deut­scher Spra­che herz­lich emp­fan­gen. Er zeig­te die gesam­te Werk­statt, die ver­schie­de­nen Arbeits­schrit­te der Töp­fer und den Aus­stel­lungs­raum mit den bun­ten Waren. Man konn­te zuse­hen, wie die Töp­fer Taji­ne, den tra­di­tio­nel­len Ton-Topf, for­men und auch gro­ße Vasen her­stel­len. Nach dem ers­ten Brand wer­den die­se mit ver­schie­de­nen Mus­tern von gedul­di­gen Male­rin­nen und Malern ver­ziert. Es wer­den auch auf­wen­di­ge Mosai­ke gefer­tigt und am Ende ent­ste­hen bun­te Tisch­plat­ten, Wand­flie­sen oder Dekoration.

Danach star­te­te eine Stadt­füh­rung am bekann­ten blau­en, mit Mosai­ken ver­zier­ten Tor von Fes. Im Souk, dem ara­bi­schen Geschäfts­vier­tel, erleb­te die gesam­te Grup­pe einen Kul­tur­schock. Es gab Fleisch, Fisch und sogar Schne­cken an klei­nen Stra­ßen­stän­den zu kau­fen. Die Händ­ler boten leben­de Trut­häh­ne an, wäh­rend in den engen Gas­sen der Ruf „Bal­lak“ – „Ach­tung!“ – ertön­te. Und schon kam ein voll­be­pack­ter Esel oder ein Las­ten­wa­gen mit gro­ßen, gel­ben Melo­nen um die Ecke. Alles war sehr leb­haft, die Men­schen vol­ler Ener­gie. In Fès wur­de deut­lich, dass Hand­werks­kunst in Marok­ko eine wich­ti­ge Rol­le spielt.

Beim anschlie­ßen­den Ter­min bei ADER, einer Orga­ni­sa­ti­on, die für den Erhalt und die Wei­ter­ent­wick­lung des UNESCO-Welt­kul­tur­er­bes der Alt­stadt von Fes zustän­dig ist, berich­te­ten die Mit­ar­bei­ter stolz, dass sie in den ver­gan­ge­nen Jah­ren über 300 Pro­jek­te umset­zen konn­ten. Außer­dem sind sie seit 2015 auch für die Regi­on von Fes bis Meknès zustän­dig. Sie set­zen sich für bes­se­re Arbeits­be­din­gun­gen der Künst­ler ein.

Rabat, ein moder­ne Haupt­stadt mit euro­päi­schem Flair

Am drit­ten Tag mach­te sich die Grup­pe auf den Weg nach Rabat, die Haupt­stadt von Marok­ko. Wei­ße, moder­ne Häu­ser, kurz gemäh­ter Rasen, hohe Pal­men – eine sehr moder­ne Stadt mit euro­päi­schem Flair. Der Fluss Bou-Reg­reg hat meh­re­re Quell­flüs­se, die im mitt­le­ren Atlas­ge­bir­ge ent­sprin­gen, und ver­läuft durch die Haupt­stadt. Er ist 179 Kilo­me­ter lang und trenn­te einst die Städ­te Rabat und Salé von­ein­an­der. Der Fluss mün­det in den Atlan­tik. Wäh­rend des Vor­mit­tags in Rabat lern­te die Grup­pe in einem klei­nen Café Dr. Mounir Azz­aoui, den Lei­ter des Aus­lands­bü­ros der HSS in Marok­ko, ken­nen. Der pro­mo­vier­te Islam­wis­sen­schaft­ler und Marok­ka­ner beglei­te­te die Grup­pe wäh­rend des Auf­ent­halts in Rabat und gab die Kul­tur des Lan­des in vol­len Zügen an die Sti­pen­dia­tin­nen und Sti­pen­dia­ten weiter.

Mounir Azzaoui

Im Muse­um Moham­med VI für moder­ne und zeit­ge­nös­si­sche Kunst in Rabat wur­de die Grup­pe vom Lei­ter der Ein­rich­tung emp­fan­gen, der über sei­ne per­sön­li­chen Begeg­nun­gen mit ver­schie­de­nen Künst­le­rin­nen und Künst­lern berich­te­te. Er selbst war Maler und hat­te sich zum Lei­ter des Muse­ums hoch gear­bei­tet. Beim Wech­sel von Skulp­tu­ren und Bil­der von natio­na­len und inter­na­tio­na­len Artis­ten wer­de dar­auf geach­tet, Wer­ke von bekann­ten wie auch unbe­kann­ten Kunst­schaf­fen­den aus­zu­stel­len. Nach dem Muse­ums­be­such ging es im Innen­hof der Fes­tung von Rabat durch den Anda­lu­si­schen Garten.

Diplo­ma­tie aus Sicht des deut­schen Botschafters

Auch in der Deut­schen Bot­schaft in Rabat erleb­ten die Sti­pen­dia­tin­nen und Sti­pen­dia­ten die für Marok­ko typi­sche Herz­lich­keit und gro­ße Gast­freund­schaft. Bot­schaf­ter Robert Döl­ger ist seit zwei Jah­ren im Land. Vor­her war er bereits in Ouag­adou­gou, Kopen­ha­gen, Lon­don und Anka­ra sowie für die NATO in Brüs­sel tätig. Wäh­rend des Gesprächs mit der auf­merk­sam lau­schen­den Grup­pe mach­te er deut­lich, dass Marok­ko ein sehr span­nen­des Land ist. Dort tref­fen afri­ka­ni­sche, ara­bi­sche, ber­be­ri­sche, mus­li­mi­sche, jüdi­sche und euro­päi­sche Iden­ti­tä­ten zusam­men. Vor 1000 Jah­ren waren Marok­ko und Spa­ni­en ein Kul­tur­kreis. Marok­ko gilt heu­te als wich­ti­ge Han­dels­macht und ist bis Gui­nea in Sub­sa­ha­ra-Afri­ka ver­netzt. Das Land ver­fügt über eine moder­ne Ver­fas­sung, die teil­wei­se von der fran­zö­si­schen Pro­tek­to­rats­macht beein­flusst wur­de. Neben der Regie­rung, dem Par­la­ment, dem Ver­fas­sungs­ge­richt, dem Staat des Hofes (almakhzin) und den Bera­tern des Königs bleibt dem König genü­gend Macht, um die Geschi­cke des Lan­des maß­geb­lich zu steu­ern. Er gilt zusätz­lich als reli­giö­ses Ober­haupt im Land, als „Füh­rer der Gläu­bi­gen“ (amir almu´minin). Beson­ders erwäh­nens­wert ist der Umstand, dass sei­ne Exe­ku­tiv­macht in der Ver­fas­sung so nicht fest­ge­schrie­ben ist. Der Bot­schaf­ter kam zu dem Schluss, dass die Mon­ar­chie in gewis­ser Wei­se für Sta­bi­li­tät sor­ge. Im Bereich der Ver­wal­tung ste­che Marok­ko als posi­ti­ves Bei­spiel her­aus. Döl­ger mach­te deut­lich, dass er sehr gute Gesprächs­part­ner in Minis­te­ri­en oder im Büro des Königs habe. Von dort kämen viel­ver­spre­chen­de Vor­schlä­ge zur Wei­ter­ent­wick­lung des Lan­des. Auch in den Berei­chen der Frau­en­rech­te und des Erb­rechts lie­ßen sich Fort­schrit­te erken­nen. Wäh­rend in Deutsch­land in der Schu­le, in Uni­ver­si­tä­ten, in den Medi­en und in der gesam­ten Gesell­schaft sehr viel und offen dis­ku­tiert wird, war­ten die Marok­ka­ner auf die Mei­nung ihres Königs, der in der Gesell­schaft eine wich­ti­ge Rol­le spielt. Jedoch muss auch berück­sich­tigt wer­den, dass es Geg­ner der Mon­ar­chie gibt. Die Repu­bli­ka­ner sind beim König nicht beliebt, da sie sei­ne Iden­ti­tät angrei­fen. Betrach­tet man nun die bila­te­ra­len Bezie­hun­gen zwi­schen Marok­ko und Deutsch­land oder der Euro­päi­schen Uni­on, gilt Marok­ko als wich­ti­ger Han­dels­part­ner für die EU. Zahl­rei­che Fir­men haben in Marok­ko inves­tiert. Sie fin­den dort sehr gut aus­ge­bil­de­te und zugleich güns­ti­ge Arbeitskräfte.

Mitarbeitende der Deutschen Botschaft
Mit­ar­bei­ten­de der Deut­schen Botschaft

Die Auf­ga­be des deut­schen Bot­schaf­ters in Marok­ko ist es, die poli­ti­sche Zusam­men­ar­beit mit den Sahel-Län­dern zu för­dern und zu stär­ken. Sowohl die Ent­wick­lung als auch der Aus­tausch lau­fen sehr gut. Bei­de Län­der ver­fol­gen eine deckungs­glei­che Poli­tik, was die Migra­ti­on betrifft. Eine Aus­wan­de­rung ist wich­tig. Sie muss aber gere­gelt und legal ablau­fen. Dar­an arbei­te die Bun­des­re­pu­blik in Zusam­men­ar­beit mit der marok­ka­ni­schen Regie­rung, so der Bot­schaf­ter. Er mach­te jedoch auch deut­lich, dass es bestimm­te Aspek­te gibt, die er als Aus­lands­ver­tre­ter nicht beein­flus­sen kann und möch­te. Gesetz­lich gibt es in Marok­ko noch kei­ne Gleich­stel­lung von Frau­en und Män­nern. Die Bevöl­ke­rung ist grund­sätz­lich kon­ser­va­tiv. Es gibt zahl­rei­che Orga­ni­sa­tio­nen, die sich für die Gleich­stel­lung und Gleich­be­rech­ti­gung der Frau­en ein­setz­ten und unter­stützt wer­den. Zum Abschluss nann­te Döl­ger die Berei­che, für die er sich im Auf­trag der Bun­des­re­gie­rung in Marok­ko ein­setzt. Dazu zäh­len Fach­kräf­te­ein­wan­de­rung, Ener­gie- und Sicher­heits­po­li­tik wie auch die För­de­rung der Frau­en­rech­te. Zusätz­lich soll die Kli­ma­po­li­tik vor­an­ge­trie­ben werden.

Poli­ti­sche Herausforderungen

Vor­trä­ge zur Ent­wick­lung des Lan­des stan­den im Büro der Hanns-Sei­del-Stif­tung Marok­ko, wo Büro­lei­ter Dr. Mounir Azz­aoui und Pro­jekt­lei­ter Miloud die Sti­pen­dia­ten­grup­pe emp­fin­gen, auf dem Programm.

Prof. Abdul­jab­bar Arr­a­che, der an der Uni­ver­si­tät Settat an der Fakul­tät Rechts- und Poli­tik­wis­sen­schaf­ten lehrt, mach­te den Anfang. Er hat als Sti­pen­di­at der Kon­rad-Ade­nau­er-Stif­tung in Deutsch­land stu­diert. Ihm liegt es am Her­zen, wis­sen­schaft­li­che und kul­tu­rel­le Brü­cken zwi­schen Deutsch­land und Marok­ko auf­zu­bau­en und sich mehr auf Gemein­sam­kei­ten zu fokus­sie­ren. Er wies dar­auf hin, dass die Mon­ar­chie in Marok­ko nicht mit dem euro­päi­schen Sys­tem zu ver­glei­chen sei. Ände­run­gen ohne das Ein­ver­neh­men des Königs­hau­ses gibt es nicht. Marok­ko ist zen­tra­lis­tisch orga­ni­siert, öff­net sich jedoch seit 1970 von einer tra­di­tio­nel­len zu einer moder­nen Mon­ar­chie. In der Ver­fas­sung von 2011 wur­de die kon­sti­tu­tio­nel­le Mon­ar­chie fest­ge­schrie­ben. Der König regiert das Land und ist Thron­in­ha­ber. Er kön­ne außer­dem als Inte­gra­ti­ons­fi­gur bezeich­net wer­den, da im Land Anda­lu­si­er, Ara­ber, Ama­zigh und Juden prä­sent sind. Das Par­la­ment hat 195 Mit­glie­der und wird auf fünf Jah­re gewählt. Die zwei­te Kam­mer, das Ober­haus, umfasst 120 Mit­glie­der aus ver­schie­de­nen Berei­chen. Dies soll für einen Macht­aus­gleich sor­gen. Für das Erzie­hungs­we­sen, die Jus­tiz, sozia­le Sta­bi­li­tät und die Sicher­heit gibt es eine ein­zi­ge natio­na­le Instanz, das Ver­fas­sungs­ge­richt. Ver­fas­sungs­recht­lich ist der König der Pre­mier, aber nicht der Regie­rungs­chef. In der Pra­xis sieht es anders aus. In Marok­ko gibt es 33 poli­ti­sche Par­tei­en, so dass Arr­a­che das aktu­el­le Sys­tem mit dem Par­tei­en­spek­trum der Wei­ma­rer Repu­blik ver­glich. Das Land in Nord­afri­ka ste­he vor gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen. Der Demo­kra­ti­sie­rungs­pro­zess müs­se wei­ter geför­dert, Kor­rup­ti­on bekämpft wer­den. Eine wich­ti­ge Rol­le spie­le die Stär­kung von Trans­pa­renz und Menschenrechten.

Im Anschluss refe­rier­ten Prof. Ahmed Bouachik, Uni­ver­si­tät Rabat, und Prof. Moham­med Ben­ya­hya, Char­gé d´Affaires im Kabi­nett des Königs. Die bei­den Pro­fes­so­ren gel­ten als Kori­phä­en der Rechts- und Ver­wal­tungs­wis­sen­schaf­ten in Marok­ko. Sie haben den Pro­zess der Dezen­tra­li­sie­rung in Marok­ko mit­ge­prägt und arbei­ten bei­de auch für die Fach­zeit­schrift „Revue Maro­cai­ne d’Administration Loca­le et de Déve­lo­p­pe­ment“ (REMALD). Sie gaben einen kur­zen Abriss über die Geschich­te der Admi­nis­tra­ti­on und beton­ten, dass gera­de in die­sem Bereich für fort­schrei­ten­de Refor­men gesorgt wer­de. Ziel sei es, dass alle vom wirt­schaft­li­chen Auf­schwung des Lan­des pro­fi­tie­ren. Seit dem Jahr 1984 ori­en­tiert sich Marok­ko übri­gens an den dezen­tra­len Struk­tu­ren in Deutsch­land. Dabei sei es eine gro­ße Her­aus­for­de­rung, aus einem zen­tra­lis­tisch orga­ni­sier­ten einen dezen­tra­len Staat zu machen. Zwei wich­ti­ge Säu­len sind die poli­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Pro­zes­se, die als Ein­heit gese­hen und vor­an­ge­trie­ben wer­den. Bil­dung wird all­ge­mein als Schlüs­sel für eine erfolg­rei­che Zukunft her­vor­ge­ho­ben. Um auch „good gover­nan­ce“ zu stär­ken, brau­che man das pas­sen­de Human­ka­pi­tal, das nur über Bil­dung geschaf­fen wer­den kön­ne. Es klang jedoch durch, dass es schwie­ri­ger sei, Refor­men umzu­set­zen als zu schrei­ben. Hilf­reich sei jedoch, Inves­to­ren für die Wirt­schaft ins Land zu holen.

Bil­dung ist der ein­zi­ge Weg zu Gleichberechtigung

Mit Prof. Souad Ben­nour, Uni­ver­si­tät Casa­blan­ca, und Prof. Fari­ad Lia­mou­ri, Uni­ver­si­tät Salé, kamen zwei Frau­en zu Wort. Bei­de berich­te­ten mit gro­ßem Enthu­si­as­mus über ihr Her­zens­the­ma Gleich­be­rech­ti­gung. In die­sem Bereich unter­stützt die HSS zahl­rei­che Pro­jek­te vor Ort. Im Rah­men ihrer For­schung set­zen sie sich mit dem The­ma aus­ein­an­der, wie man die Bür­ger­rech­te stär­ken kann. Vor allem die Frau sol­le auch recht­lich als zen­tra­le Figur in der Gesell­schaft aner­kannt wer­den. Sie mach­ten deut­lich, dass die Frau­en in Marok­ko abhän­gig von der Regi­on eine unter­schied­li­che Stel­lung haben, obwohl das Gesetz im gan­zen Land gleich ist. Sie stell­ten die Fra­ge in den Raum: Wie wol­len wir Gleich­be­rech­ti­gung wirk­lich schaf­fen? Dies müs­se in den ver­schie­de­nen (Lebens-)Bereichen umge­setzt werden.

Dis­kri­mi­nie­rung im Umgang, im Lohn oder in der Beför­de­rung ist in Marok­ko ver­bo­ten. Wird dies nicht ein­ge­hal­ten, wird der Arbeit­ge­ber bestraft, schreibt das Gesetz vor. In der Rea­li­tät sieht es jedoch anders aus. Män­ner wer­den bevor­zugt ein­ge­stellt. Frau­en bekom­men bis zu 70 Pro­zent weni­ger Lohn als Män­ner. Der gesell­schaft­li­che Sta­tus der Frau wird berück­sich­tigt. Eine Mut­ter darf als Frau kei­ne Nach­tei­le im Berufs­le­ben erfah­ren. Es darf kein Ver­stoß gegen das Recht auf Selbst­ver­wirk­li­chung statt­fin­den. Ein wich­ti­ger Mei­len­stein für die Rech­te der Frau­en ist, dass sexu­el­le Beläs­ti­gung als Straf­tat ange­se­hen wird. Nach der alten Gesetz­ge­bung jedoch konn­te der Mann die ver­ge­wal­tig­te Frau hei­ra­ten. In Bezug auf das The­ma Ehe­bruch herrscht straf­recht­lich noch eine star­ke Unge­rech­tig­keit. Wenn eine Frau schwan­ger ist, muss ihr der Arbeit­ge­ber in den letz­ten zehn Wochen vor dem Geburts­ter­min zwei bis vier Stun­den weni­ger Arbeit zuge­ste­hen. Im Gespräch mit den bei­den Pro­fes­so­rin­nen wur­de deut­lich, dass Bil­dung der ein­zi­ge Weg zu Gleich­be­rech­ti­gung zwi­schen Mann und Frau ist.

Kath­rin Lorenz arbei­tet seit etwa einem Jahr für die bun­des­ei­ge­ne Gesell­schaft für Inter­na­tio­na­le Zusam­men­ar­beit (GIZ) in Rabat. Sie war bereits in Boli­vi­en, Sri Lan­ka, Ber­lin und Paläs­ti­na. Die Sti­pen­dia­ten nut­zen die Gele­gen­heit, sie auch nach Kar­rie­re­tipps zu fra­gen. Die GIZ-Pro­jek­te umfas­sen eine zeit­li­che Span­ne von etwa drei bis vier Jah­ren, sie sind jeweils mit den Lan­des­re­gie­run­gen abge­stimmt. Wich­tig ist der Orga­ni­sa­ti­on eine Koope­ra­ti­on auf Augen­hö­he, um etwa Aus­bil­dungs­gän­ge zu ver­bes­sern oder die Wie­der­auf­nah­me wirt­schaft­li­cher Vor­gän­ge in Erd­be­ben­ge­bie­ten zu för­dern. Außer­dem arbei­tet die GIZ im Nor­den Marok­kos für die Kli­ma­ent­wick­lung mit den Städ­ten Tan­ger und Mama­kuch zusam­men. Auch beim hoch­ak­tu­el­len The­ma Migra­ti­on ist die GIZ in bera­ten­der Funk­ti­on tätig. Ener­gie oder die Was­ser­ver­sor­gung in Städ­ten sei­en wei­te­res The­men der GIZ, so die Refe­ren­tin. Sie hat 250 Kolleg(inn)en im Land, der Groß­teil davon sind Marokkaner.

2 Professorinnen auf einem Sofa
Prof. Souad Ben­nour, Uni­ver­si­tät Casa­blan­ca, und Prof. Fari­ad Lia­mou­ri, Uni­ver­si­tät Salé, berich­te­ten mit gro­ßem Enthu­si­as­mus über ihr Her­zens­the­ma Gleich­be­rech­ti­gung im Büro der HSS.

Umfang­rei­ches Rah­men­pro­gramm in Rabat

Mounir Azzaoui mit dem Leiter der Imamschule

Alle Refe­ren­tin­nen und Refe­ren­ten hat­ten sich Zeit für Fra­gen und Dis­kus­sio­nen genom­men. So konn­ten die Stu­die­ren­den sehr viel über das Land, aber auch über die per­sön­li­chen Erfah­run­gen der Vor­tra­gen­den erfah­ren. Die über­wie­gend ara­bisch gehal­te­nen Vor­trä­ge über­setz­te Dr. Said AlDai­la­mi simul­tan ins Deut­sche. Dabei zöger­te er nicht, humor­vol­le Kom­men­ta­re ein­zu­brin­gen, um die Grup­pe zu erhei­tern. Nach einem Grup­pen­fo­to vor dem HSS-Büro und vie­len neu­en Ein­drü­cken ging es wei­ter zum Insti­tut Moham­med VI, eine Imam­schu­le. Der Lei­ter des Insti­tuts, geklei­det in wei­ßer Jel­la­ba und mit rotem Hut, emp­fing die Sti­pen­dia­ten­grup­pe und führ­te sie direkt in die Moschee. Die mit­ge­reis­ten mus­li­mi­schen Sti­pen­dia­tin­nen und Sti­pen­dia­ten gin­gen in den Gebets­raum und die Nicht-Mus­li­me beka­men hier die ein­ma­li­ge Mög­lich­keit, eine Moschee zu betre­ten. Dort wer­den Marok­ka­ner, Afri­ka­ner und Gast­stu­die­ren­de aus der gan­zen Welt zu Ima­men aus­ge­bil­det. Zusätz­lich haben sie die Mög­lich­keit, eine Aus­bil­dung im Bereich der Schnei­de­rei oder in der Elek­trik zu machen. Als Zei­chen der Gast­freund­schaft wur­de die Grup­pe zu einem sehr lecke­ren Cous­cous-Mit­tag­essen in einem schön deko­rier­ten Raum eingeladen.

Nach einem Ter­min im „Roy­al Insti­tu­te of Ama­zigh Cul­tu­re“, einem Lehr­in­sti­tut und Muse­um der Ber­ber-Kul­tur, hat­te HSS-Büro­lei­ter Mounir zum Abschluss der Tage in Rabat noch eine Über­ra­schung parat. In der Chel­lah, der Fes­tung von Rabat, fand gera­de die 26. Edi­ti­on des Fes­ti­vals „Jazz au Chel­lah“ auf Initia­ti­ve der Euro­päi­schen Uni­on statt. Es tra­ten zwei Grup­pen auf. Die Stu­die­ren­den genos­sen die locke­re Atmo­sphä­re, die leich­te Musik, den Son­nen­un­ter­gang und die ange­neh­me Bri­se des Mee­res. Nach dem Kon­zert mach­te Mounir mit der Grup­pe einen klei­nen Spa­zier­gang um die Fes­tung, sodass man Tra­di­ti­on und Moder­ne der Haupt­stadt Marok­kos erle­ben durfte.

Til­dat – eine Orga­ni­sa­ti­on für Frau­en in Not

Chi­chaoua war der nächs­te Ort auf der Rei­se der Sti­pen­dia­ten­grup­pe durch Marok­ko. Dort besuch­ten sie die HSS-Part­ner­or­ga­ni­sa­ti­on Til­dat. Til­dat ist eine Orga­ni­sa­ti­on für Frau­en in Not, die auch ver­schie­de­ne Aus­bil­dun­gen wie Back­kunst, Nähen und Jour­na­lis­mus anbie­tet. Die Sti­pen­dia­ten nah­men an einer Jour­na­lis­mus-Unter­richts­stun­de teil und tausch­ten sich mit Schü­lern und Mit­ar­bei­tern aus. Zudem erhielt die Grup­pe eine Füh­rung durch das Haus, besich­tig­te die Werk­stät­ten und die Unter­künf­te für Frau­en in Not. Die Mit­ar­bei­te­rin­nen der Orga­ni­sa­ti­on waren sehr enga­giert und nah­men sich ger­ne Zeit, um Fra­gen zu beant­wor­ten. Es war sehr ermu­ti­gend zu sehen, dass Frau­en hier Schutz fin­den, falls sie Pro­ble­me in der Fami­lie oder ande­re gefähr­li­che Situa­tio­nen erle­ben. Sie haben einen Ort, wo sie sich erho­len und medi­zi­nisch sowie psy­cho­lo­gisch ver­sorgt wer­den kön­nen. Es gibt sogar einen Kin­der­gar­ten im Haus, sodass Frau­en wäh­rend ihrer Unter­richts­stun­den sich kei­ne Sor­gen um ihre Kin­der machen müs­sen. So kön­nen sie etwas für ihre Zukunft ler­nen, um finan­zi­el­le Unab­hän­gig­keit zu erlan­gen. Die Orga­ni­sa­ti­on ist stolz auf ihre Arbeit und freut sich, wenn die deut­sche Bot­schaft oder die Hanns-Sei­del-Stif­tung als Koope­ra­ti­ons­part­ner ihre Pro­jek­te unter­stüt­zen und zu Besuch kommen.

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Video vom Besuch der Sti­pen­dia­ten­grup­pe auf dem You­Tube-Kanal von Tildat
Gruppe vor gedecktem Tisch
Die Grup­pe beim tra­di­tio­nel­len Mit­tag­essen (Foto: Raha Mashat)

So vie­le Frauen …

Die Rei­se ging wei­ter nach Essaoui­ra. Auf der Fahrt hiel­ten eini­ge Marok­ko- und Islam­ex­per­ten aus der Rei­se­grup­pe Vor­trä­ge über Islam, Marok­ko und ihre per­sön­li­chen Erfah­run­gen. So war zu erfah­ren, dass in Marok­ko der Islam Staats­re­li­gi­on ist, Mus­li­me fünf Mal am Tag beten, oder dass Män­ner in Marok­ko grund­sätz­lich so vie­le Frau­en haben, wie sie finan­zi­ell gut ver­sor­gen kön­nen. Die meis­ten Marok­ka­ner leben indes mit nur einer Frau zusam­men. Die Mus­li­me inner­halb der Sti­pen­dia­ten­grup­pe stamm­ten nicht aus Marok­ko. Somit konn­ten sie der Grup­pe zusätz­li­chen Input dazu lie­fern, wie vor allem Glau­be und Lie­be im Iran, im Liba­non oder im Jemen gelebt werden.

Essaoui­ra liegt direkt an der Atlan­tik­küs­te und ist eine belieb­te Hafen­stadt für Was­ser­sport­ler. Der Strand ist her­vor­ra­gend geeig­net zum Sur­fen, auch Wind- oder Kitesur­fen. Die gesam­te Alt­stadt (Medi­na) von Essaoui­ra wur­de im Jahr 2001 von der UNESCO als Welt­kul­tur­er­be aner­kannt, was abso­lut gerecht­fer­tigt ist. Nach einem Strand­spa­zier­gang ließ man den Tag in einem Restau­rant mit Blick auf den Atlan­tik ausklingen.

Strand Essaouira
Strand Essaoui­ra

Juden­tum in Marokko

Am vor­letz­ten Tag der Stu­di­en­fahrt, ein Sonn­tag, stand erst­mals selbst­ge­stal­te­te Frei­zeit auf dem Pro­gramm. Eini­ge ent­schie­den sich für einen Kamel­ritt am Strand, wäh­rend ande­re die marok­ka­ni­sche Bade­kul­tur in einem tra­di­tio­nel­len Ham­mam ken­nen­lern­ten. Eine wei­te­re Grup­pe erkun­de­te die schö­ne Alt­stadt von Essaoui­ra und erleb­te auf dem Markt frisch gefan­ge­nen Fisch. Die Sti­pen­dia­tin­nen pro­bier­ten lecke­re Street­foods wie Scha­warma, Süßig­kei­ten, frisch gespress­te Säf­te und marok­ka­ni­schen Minz­tee (sehr zu empfehlen!).

Rezept für Zuhause

Es lohnt sich auf jeden Fall, so kön­nen Sie ein biss­chen Marok­ko spü­ren, selbst wenn Sie bei der Rei­se nicht dabei waren: Marok­ka­ni­scher Minz­tee. (exter­ner Link, ggf. Bezahl-Inhalt)

Mit­tags stand ein Tref­fen mit dem könig­li­chen Bera­ter André Azou­lay im Muse­um und Kul­tur­zen­trum für Jüdi­sches Erbe, Bayt Daki­ra, auf dem Pro­gramm. André Azou­lay wur­de 1941 in Essaoui­ra gebo­ren. Nach einem Stu­di­um der Wirt­schafts­wis­sen­schaf­ten und der Inter­na­tio­na­len Poli­tik mach­te er Kar­rie­re als Bank­ma­na­ger in Paris. 1991 berief ihn König Hassan II. von Marok­ko als wirt­schaft­li­cher Bera­ter nach Rabat. Er präg­te den Plan für die Pri­va­ti­sie­rung und Dere­gu­lie­rung der Wirt­schaft. Azou­lay arbei­tet auch unter König Moham­med VI. als Bera­ter. Er selbst sieht es als Pri­vi­leg an, als jüdi­scher Bera­ter für einen mus­li­mi­schen Herr­scher zu arbei­ten. Bei dem Ter­min mit dem könig­li­chen Bera­ter in Essaoui­ra stand das The­ma Juden­tum in Marok­ko im Fokus. Bayt Daki­ra, das Haus der Erin­ne­rung, ist ein jüdi­sches Muse­um im jüdi­schen Vier­tel „Mel­lah“ in der alten Medi­na von Essaoui­ra. Das Muse­um ver­steht sich als spi­ri­tu­el­ler Ort, der der jüdi­schen Gemein­de der Stadt gewid­met ist und eine wich­ti­ge Rol­le bei der Bewah­rung und Auf­wer­tung des marok­ka­nisch-jüdi­schen Gedächt­nis­ses spielt. Durch die Aus­stel­lung sel­te­ner Gegen­stän­de, Tex­te und Foto­gra­fien zeigt das Muse­um das Zusam­men­le­ben zwi­schen Mus­li­men und Juden in der Stadt. Besu­cher wer­den mit dem Aus­druck „Shalom Aley­ko­um, Salam Lekou­lam“ begrüßt, einer Mischung aus Ara­bisch und Hebrä­isch, die die Freund­schaft zwi­schen Juden und Mus­li­men ver­deut­li­chen soll – die in Essaoui­ra schon seit Jahr­zehn­ten har­mo­nisch mit­ein­an­der leben.

Mar­ra­kesch, eine Stadt vol­ler Überraschungen

Am letz­ten Tag der Rei­se lern­te die Grup­pe die Umge­bung von Mar­ra­kesch, der tou­ris­ti­schen Metro­po­le Marok­kos, ken­nen. Zuerst besich­tig­te sie den Ani­ma Gar­den, ent­wor­fen vom öster­rei­chi­schen Archi­tek­ten André Hel­ler. Er gilt als einer der schöns­ten und fan­ta­sie­volls­ten Gär­ten der Welt. Die drei Hekt­ar gro­ße bota­ni­sche Insze­nie­rung ist ein magi­scher Ort der Sinnlichkeit.

Nach dem Gar­ten­be­such orga­ni­sier­te Refe­rats­lei­ter Dr. Said AlDai­la­mi eine beson­de­re Über­ra­schung im Ouri­ka-Tal: das Café am Fluss. In der Umge­bung von Mar­ra­kesch liegt das Atlas­ge­bir­ge. Am Fuße des hohen Atlas befin­den sich zahl­rei­che char­man­te Cafés direkt am Ufer eines Flüss­chens. Man konn­te sich auf klei­nen Kies­in­seln im Fluss­lauf set­zen und die Füße im küh­len Was­ser erfri­schen. Ara­bi­sche Musik und Tee ver­mit­tel­ten marok­ka­ni­sches Lebens­ge­fühl pur. An die­sem Was­ser­lauf wur­den in den 90er Jah­ren Früh­warn­sys­te­me für Über­schwem­mun­gen und Sturz­flu­ten eingerichtet.

Nach dem Mit­tag­essen auf einem klei­nen Land­gut eines liba­ne­sisch-schwei­ze­ri­schen Unter­neh­mers besuch­ten die Stu­die­ren­den eine Koope­ra­ti­ve der Hanns-Sei­del-Stif­tung im Erd­be­ben­ge­biet nahe Mar­ra­kesch. In einer Tep­pich­we­be­rei waren pro­vi­so­ri­sche Schul­räu­me für Kin­der sowie Arbeits­räu­me für Frau­en, die Tep­pi­che weben, ein­ge­rich­tet. Der Zustand der Klas­sen­zim­mer war erstaun­lich gut, wenn man bedenkt, dass sie kurz­fris­tig nach dem Erd­be­ben errich­tet wur­den. Die Kin­der waren sehr fröh­lich, die hand­ge­mach­ten Tep­pi­che in die­sem Dorf ein­zig­ar­tig, wun­der­schön und gemüt­lich. Man konn­te deut­lich sehen, wie die marok­ka­ni­sche Bevöl­ke­rung bemüht ist, ihre Lebens­be­din­gun­gen zu ver­bes­sern und dass die Bil­dung der Kin­der dort eine gro­ße Rol­le spielt.

Abschluss in gol­de­ner Abendsonne

Zurück in Mar­ra­kesch konn­ten sich die Sti­pen­dia­tin­nen und Sti­pen­dia­ten im gol­de­nen Licht der Abend­son­ne einen Ein­druck von der Stadt machen. Es war beein­dru­ckend, das geschäf­ti­ge Trei­ben auf dem Jemaa El-Fnaa, dem Gauk­ler­platz, zu beob­ach­ten. Marok­ka­ni­sche Rhyth­men waren auf dem gesam­ten Platz zu hören. Schlan­gen­be­schwö­rer woll­ten mit ihren Tie­ren begeis­tern und fas­zi­nie­ren zugleich. Über­all gab es Hül­sen­früch­te, bun­te Gewür­ze, Min­ze oder fri­sche Säf­te zu kau­fen. Vom Jemaa El-Fnaa aus konn­te man die Kou­tou­bia Moschee sehen, die größ­te Moschee von Mar­ra­kesch. Beim star­ken Erd­be­ben im Sep­tem­ber 2023 wur­de nicht nur die­se Moschee, son­dern auch zahl­rei­che Gas­sen und Häu­ser in der Alt­stadt sowie die Stadt­mau­er aus Lehm stark beschä­digt. Ein Drei­vier­tel­jahr spä­ter war alles wie­der reno­viert, man konn­te nur noch erah­nen, wo das Erd­be­ben sei­ne Spu­ren hin­ter­las­sen hat. Zum Abend­essen kam die Grup­pe in der Alt­stadt im tra­di­tio­nel­len Restau­rant Ksar el Ham­ra in einem marok­ka­ni­schen Innen­hof zusam­men. Es war die letz­te gemein­sa­me Mahl­zeit in einem magi­schen Restau­rant, das von außen unschein­bar, von innen aber bezau­bernd war. Bei marok­ka­ni­scher Live-Musik und tra­di­tio­nel­ler Taji­ne genoss die Grup­pe ein letz­tes Abend­essen. Zum Abschluss initi­ier­te der Semi­nar­lei­ter Dr. Said AlDai­la­mi eine Refle­xi­ons­run­de und die Sti­pen­dia­tin­nen und Sti­pen­dia­ten nutz­ten die Mög­lich­keit, sich bei allen Betei­lig­ten zu bedanken.

Alles hat lei­der ein Ende, auch die viel­fäl­ti­ge, reich­hal­ti­ge und span­nen­de Marok­ko-Rei­se – aber die Erin­ne­run­gen wer­den den Teil­neh­men­den ein Leben lang begleiten.

(Fotos, soweit nicht anders ver­merkt, von Eva Grund)