Studienreise
Im Land der Savannen
Welche Religionen prägen Tansania, wie funktioniert dort Politik? Welche kulturelle Szene gibt es und wie ist die Bildung organisiert? Viele Fragen, denen 21 Stipendiatinnen und Stipendiaten der Hanns-Seidel-Stiftung auf einer Studienreise in Tansania nachgingen.
Tansania – das Land der Savannen voller Löwen, Zebras und Giraffen. Aber auch das Land der endlosen weißen Strände an der Küste und auf den Inseln Sansibar, Pemba und Mafia Island. Ein Land in Entwicklung, was bedeutet, dass nicht alles so läuft, wie wir es gewohnt sind.
Mit viel Mosquito-Spray, Sonnencreme und Malaria-Prophylaxe im Gepäck begann die Reise in Dar Es Salaam, einer Stadt an der Küste mit ca. 2,6 Millionen Einwohnern. Dort besuchten wir die Azania Front Lutheran Church und nahmen an einem deutschen Gottesdienst der evangelischen Gemeinde teil. „Dabei haben wir spüren können, dass Religion für die Menschen in Tansania Schutz und Lebensinhalt bedeutet“, sagt Stipendiatin Katharina. Die meisten Menschen, die in Tansania leben, sind Christen oder Muslime. Besonders die Küstenregionen sind muslimisch geprägt, denn Gemeinden in dieser Region wurden von Siedlern aus dem heutigen Oman, Jemen oder Iran im 13. Jahrhundert gegründet. Folglich verbreitete sich der Islam entlang des Meeresufers. In Tansania sind etwa 40 Prozent der fast 62 Millionen Einwohner dem Islam zugehörig.
Ebenfalls in Dar es Salaam befindet sich das tansanische Projektbüro der HSS mit seinen insgesamt 12 Mitarbeitern. Das Projektbüro gibt es seit 1988 und hat die Schwerpunkte: Frauenförderung (Ausbildung von Politikerinnen und Mandatsträgerinnen aus den lokalen Verwaltungen); Verbesserung der lokalen Administration sowie Zusammenarbeit mit der tansanischen Polizei. Büro-Leiter Karl-Peter Schönfisch erklärte uns, wie die Training-Einheiten ablaufen, was es zu beachten gilt und welche Akteure die Zusammenarbeit (z.B. UN Women) gestalten. „Die Frauenförderung ist uns besonders wichtig, damit diese Frauen beruflich noch weiter nach vorne gelangen können und sich die rückständige Rolle der Frauen bessert“, sagt Karl-Peter Schönfisch.
Campusleben mit Herausforderungen
Spannende Begegnungen hatten wir auch mit dem Lehrpersonal der University of Dar es Salaam. An der öffentlichen Universität studieren etwa 40.000 Personen. „Besonders schön finde ich, dass die Uni viele Kooperationen mit anderen Einrichtungen pflegt und fast 500 Studierende aus dem Ausland stammen“, berichtet der 20-Jährige Ali. Um sich das Studium zu finanzieren, müssen fast 60 Prozent der Studierenden einen Kredit aufnehmen. Die Arbeitsmöglichkeiten nach dem Abschluss sind oft schwierig. Absolventen suchen teilweise jahrelang nach einer passenden Stelle. Die Schulpflicht beträgt in Tansania sieben Jahre und nur etwa drei Prozent der tansanischen Schüler besuchen nach der Schule eine Universität.
Spannende Begegnungen hatten wir auch mit dem Lehrpersonal der University of Dar es Salaam. An der öffentlichen Universität studieren etwa 40.000 Personen. „Besonders schön finde ich, dass die Uni viele Kooperationen mit anderen Einrichtungen pflegt und fast 500 Studierende aus dem Ausland stammen“, berichtet der 20-Jährige Ali. Um sich das Studium zu finanzieren, müssen fast 60 Prozent der Studierenden einen Kredit aufnehmen. Die Arbeitsmöglichkeiten nach dem Abschluss sind oft schwierig. Absolventen suchen teilweise jahrelang nach einer passenden Stelle. Die Schulpflicht beträgt in Tansania sieben Jahre und nur etwa drei Prozent der tansanischen Schüler besuchen nach der Schule eine Universität.
Um noch mehr über das etwa 61 Millionen-Einwohner-Land zu erfahren, fuhren wir nach Bagamoyo, einem der ältesten Orte Tansanias. Die Gründung reicht bis ins achte Jahrhundert zurück. Bagamoyo war einer der bedeutendsten Handelshäfen an der ostafrikanischen Küste. „Von 1891 bis 1918 gehörten große Teile des Landes zur Kolonie Deutsch-Ostafrika“, weiß Stipendiat Lukas. Heute ist das Verhältnis gut und freundschaftlich. So bestehen zum Beispiel zahlreiche Partnerschaften zwischen Städten, Schulen und Kirchengemeinden in beiden Ländern.
Englisch und Kiswaheli sind die Amtssprachen in Tansania. Kiswaheli stammt aus Bantu, hat aber auch viele englische und arabische Wörter. In Tansania sprechen die meisten Menschen hauptsächlich Kiswaheli, oft ihre Muttersprache und manchmal Englisch.
Einen Tag lang stand die Flora und Fauna Tansanias im Mittelpunkt – es ging auf Safari im Mikumi Nationalpark. Der Begriff „Safari“ kommt aus dem Kiswaheli und bedeutet Reise. In der westlichen Welt verbinden wir eine Safari jedoch hauptsächlich mit der Suche nach wilden Tieren. Die beliebtesten Tiere sind die Big Five: Löwen, Elefanten, Büffel, Leoparden und Nashörner. Tansania hat auch unzählige andere beeindruckende Tierarten und hunderte von schönen, farbenfrohen Vögeln zu bieten, die wir in freier Wildbahn entdecken konnten. Der Jeep-Fahrer und Guide erzählte uns alles über die Tiere und Pflanzen, denen wir in dem Nationalpark begegneten.
Mit Landwirtschaft überleben
Die Agrarwirtschaft ist gemessen am BIP mit einem Anteil von fast 50 Prozent der wichtigste Sektor in Tansania. 75 Prozent der Beschäftigten sind in dem Bereich tätig. Es gibt viele Kleinbauern, die jedoch meist Subsistenzwirtschaft (Anbau für den Eigenbedarf) betreiben. Ihnen fehlt oft das nötige Know-how oder Kapital zur Anschaffung von Geräten und Hilfsmitteln wie einem Traktor. Angebaut werden z.B. Mais, Reis, Maniok, Hirse, Hülsenfrüchte, Bananen sowie Zuckerrohr. Viel Land ist leider aufgrund von Trockenheit, Verseuchungen oder Überschwemmungen unfruchtbar. Nur circa fünf Prozent der Landflächen sind für den Nahrungsmittelanbau nutzbar. Die Landwirtschaft ist auf regelmäßigen Regen angewiesen. Laut BMZ wird sich das Klima in Tansania nach Schätzungen bis zum Jahr 2100 um zwei bis vier Grad Celsius erwärmen. Der Regenfall wird voraussichtlich im Landesinneren abnehmen, traditionelle Wasserquellen, wie z.B. die Seen Tanganyika, Manyara und Momella, drohen auszutrocknen. Dürren und Starkregenfälle nehmen zu. Die Folge sind einerseits Überschwemmungen und Bodenerosion. Andererseits verdunstet mehr Wasser aus den Böden. In Kombination mit dem ausbleibenden Regen steht dadurch deutlich weniger Oberflächenwasser zur Verfügung.
In Tansania leben mehr als 120 verschiedene Stämme. Die größten Stämme sind die Sukuma, Nyamwezi, Haya, Nyakyusa und Chaggastam mit jeweils mehr als einer Million Mitgliedern. Es gibt jedoch keinen Stamm, der dominiert, was zum stabilen politischen Klima im Land beiträgt. Oft ist die Stammes-Zugehörigkeit nicht mehr sichtbar, aber trotzdem relevant. Der berühmteste Stamm in Tansania ist wahrscheinlich der Massai Stamm. Dies ist ein nomadisches Hirtenvolk, das mit und von seinem Vieh lebt. Die Massai sind bekannt für ihren Perlenschmuck, den langen Speer in der Hand und die roten Shukkas, den Decken, die sie als Kleidung tragen. Sie leben in semi-permanenten Hütten – Manyattas genannt – die aus Gras und Mist gebaut werden. Der traditionelle Tanz besteht darin, so hoch wie möglich zu springen. Wir konnten beobachten, dass es besonders in den Städten viele Massais gibt, die keinen traditionellen, sondern einen sehr modernen Lebensstil nachgehen und sich mit Gelegenheitsjobs durchbeißen.
Förderung durch die HSS
Auf dem Weg nach Dodoma, die Hauptstadt von Tansania, haben wir erlebt, wie sich aus einer Buspanne ein Fußballspiel mit tansanischen Kindern ergab und wie universell die Sprache des Sports ist. In Dodoma haben wir die University of Dodoma besucht und dem Lehrpersonal von der Mission der HSS sowie den Möglichkeiten eines Stipendiums berichtet. Außerdem sahen wir das tansanische Parlament und trafen bei einem vom tansanischen Parlament veranstalteten Turnier namens „Bunge Bonanza“ Dr. Tulia Ackson. Die Präsidentin der tansanischen Nationalversammlung hat selbst insgesamt 11 Monate in Deutschland verbracht und zuvor Jura an der Universität von Dodoma gelehrt. Sie erklärte, wie das Parlament mit den 393 Mitgliedern vom Festland sowie Sansibar zusammengesetzt ist und dass die Nationalversammlung und der Präsident der Vereinigte Republik Tansania das Parlament im Einkammersystem in Tansania bilden. Elektrizität und Infrastruktur sieht sie als zwei besonders große Herausforderungen in ihrem Land. Dr. Tulia Ackson zählt zu den Frauen, die durch ein Training des HSS-Projektbüros in Tansania gefördert wurden. Tansanische Politiker nutzten bei diesem Event ihre Vorbildfunktion und werben für Sport im Alltag.
Tansania zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Das Land liegt im Index der menschlichen Entwicklung (Human Development Index, HDI) der Vereinten Nationen auf Platz 160 von insgesamt 191 Staaten. Diese niedrige menschliche Entwicklung haben wir wahrgenommen. Trotzdem war es beeindruckend, mit welcher Lebensfreude und Herzlichkeit die Tansanier auftraten. „Es waren wunderschöne, spannende Tage und Gespräche, die mir gezeigt haben, dass Menschen anderswo auf der Welt als in Europa oder Nordamerika eine ganz andere Einstellung zum Leben und der eigenen Entwicklung haben. Wir können einiges von den Tansaniern lernen“, resümiert Stipendiat Tobias.
Impressionen
Statement des Projektleiters
Mehr Tansania erleben? Autorin Sofie Flurschütz hat vor Ort mit Locals gesprochen, um mehr über die Mentalität und die Herausforderungen der Menschen in Ostafrika zu erfahren. Hier geht’s zu ihrem Video!