Management & Economics: Benedikt Unger

L’innovatore – Der (Betriebs-)Kulturenvermittler

Veröffentlicht am 9. November 2024 von Jana Paulina Lobe

Bene­dikt Unger pro­mo­viert dort, wo ande­re Urlaub machen: Schon für sein Mas­ter­stu­di­um Entre­pre­neur­ship und Inno­va­ti­on hat es ihn vom hei­mi­schen All­gäu ins süd­ti­ro­le­ri­sche Bozen ver­schla­gen. Hier genießt er jedoch nicht nur „La Dol­ce Vita“, son­dern nutzt vor allem die Syn­er­gie­ef­fek­te von idea­len Lebens­be­din­gun­gen und einem anre­gen­den geis­ti­gen Umfeld. Syn­er­gie- und Inno­va­ti­ons­pro­zes­se ste­hen auch im Mit­tel­punkt von Bene­dikts For­schung: Er unter­sucht anhand von empi­ri­schen Daten, wie inno­va­ti­ve Start-ups und eta­blier­te Unter­neh­men gewinn­brin­gend zusam­men­ar­bei­ten kön­nen. Dabei gibt es jedoch eini­ge (betriebs-)kulturelle Her­aus­for­de­run­gen zu über­win­den … Wor­in die­se bestehen, wie sei­ne For­schung dabei hilft, die­se zu meis­tern und wel­che inno­va­ti­ven Rat­schlä­ge Bene­dikt für (ange­hen­de) Pro­mo­vie­ren­de hat, erfahrt ihr in die­sem Interview! 

Bene­dikt mit sei­nem VW-Bus in den Bergen

Stell dir vor, wir trä­fen uns auf Klos­ter Banz beim Mit­tag­essen im Rah­men eines Semi­nars. Was wür­dest du über dich erzäh­len?
Das ist eine gute Fra­ge. Wahr­schein­lich wür­de ich erst ein­mal über das Semi­nar und sei­ne Inhal­te nach­den­ken und gemein­sam mit ande­ren dis­ku­tie­ren und ein­ord­nen. Ich lie­be es, Neu­es zu ler­nen und dies mit mei­nen eige­nen Erfah­run­gen und mei­nem Wis­sen abzu­glei­chen. Ansons­ten sind mei­ne „Go-To“-Themen mei­ne bei­den Hei­ma­ten: das All­gäu und Süd­ti­rol bzw. Ita­li­en, wo ich stu­diert habe und nun auch pro­mo­vie­re. Zu die­sen bei­den Orten habe ich ein gewis­ses Reper­toire an Anek­do­ten und Kurio­si­tä­ten, die ich ger­ne zum Bes­ten gebe.

Was ist dein aka­de­mi­scher Werdegang?

Mei­nen Bache­lor habe ich an der Uni­ver­si­tät in Pas­sau gemacht – eine tol­le Stadt und eine aus­ge­zeich­ne­te Uni­ver­si­tät, beson­ders für Stu­di­en­an­fän­ger. Anschlie­ßend ging es wei­ter zum Mas­ter an die Freie Uni­ver­si­tät in Bozen. Auch die­sen Stu­di­en­ort kann ich nur emp­feh­len: Man erlangt nicht nur fast garan­tiert flie­ßen­de Ita­lie­nisch­kennt­nis­se, son­dern auch Freund­schaf­ten mit Leu­ten aus vie­len der schö­nen Orte in Bel­la Ita­lia. Zudem ver­bes­sern sich dabei defi­ni­tiv die eige­nen Koch­küns­te. Mein Stu­di­en­ver­lauf war dabei nicht ganz gerad­li­nig: In Pas­sau habe ich erst Kom­mu­ni­ka­ti­on stu­diert und mich dann über Wahl­kur­se in die BWL ein­ge­ar­bei­tet. Das hat es mir ermög­licht, Entre­pre­neur­ship & Inno­va­ti­on in Bozen zu studieren.

Unter­wegs mit der HSS-Pro­mo­vie­ren­den­grup­pe in Rom

Wie lan­ge bist du schon in der Stiftung?

Ich bin seit Okto­ber 2022 in der Stif­tung, also fast seit Beginn mei­ner Pro­mo­ti­on. Ehr­lich gesagt war mir wäh­rend mei­nes Bache­lors und Mas­ters nicht bewusst, dass ich bereits damals für ein Sti­pen­di­um infra­ge gekom­men wäre – sonst hät­te ich mich viel­leicht schon frü­her beworben.

Wann stand für dich fest, dass du pro­mo­vie­ren möch­test? Wie fiel die Ent­schei­dung für den Standort?

Ich habe schon als Kind mit dem Expe­ri­men­tier­kas­ten gespielt und stun­den­lang etwa Amei­sen im Gar­ten beob­ach­tet oder Lexi­ka durch­fors­tet, um die Welt bes­ser ver­ste­hen zu kön­nen. Rück­bli­ckend könn­te man also sagen, dass mir das For­scher­tum vom lie­ben Gott in die Wie­ge gelegt wor­den ist. Aber eine bewuss­te Ent­schei­dung war das nicht und ich bin da eher so ein biss­chen rein gestol­pert, als ich mich nach dem Mas­ter für ein Jahr in einem Inter­reg Pro­jekt zum The­ma Social Entre­pre­neur­ship mit­ge­ar­bei­tet habe und mir dabei die For­schungs­sei­te am meis­ten Spaß gemacht hat.

In Bozen zu blei­ben, lag ein­fach dar­an, dass ich mich dort wohl­füh­le: Die Uni ist super, nicht zu groß und nicht zu klein, und der Weg ins hei­mi­sche All­gäu ist auch nicht all­zu weit. Und nicht ganz unbe­deu­tend: das Wet­ter, die Land­schaft und das Essen sind natür­lich eine ech­te Wucht.

Seit wann pro­mo­vierst du und wel­ches Abga­be­da­tum sieht dein Zeit­plan vor?

Ich pro­mo­vie­re seit Novem­ber 2020 – jedoch nicht durch­gän­gig. Mei­ne Dis­ser­ta­ti­ons­schrift ist eigent­lich schon fast fer­tig, und ich soll­te bis spä­tes­tens Juni 2025 abge­ben. Viel­leicht schaf­fe ich es sogar schon frü­her. Aller­dings wird die Arbeit dann erst noch peer-review­ed und muss spä­ter öffent­lich ver­tei­digt wer­den. Ein biss­chen was habe ich also noch vor mir.

In ganz gro­ben Zügen umris­sen: Du schreibst dei­ne Dis­ser­ta­ti­on über die Rol­le von Start­ups in unter­neh­me­ri­schen Inno­va­ti­ons­pro­zes­sen. Wie lau­tet dein genau­er Titel und was beinhal­tet dein Promotionsvorhaben?

Bene­dikts „bis­lang größ­ter aka­de­mi­scher Erfolg“: Publi­ka­ti­on im renom­mier­ten Jour­nal of Busi­ness Venturing

Mein Pro­mo­ti­ons­vor­ha­ben mit dem Titel ‚Orga­ni­zing to Navi­ga­te the Com­ple­xi­ties of Cor­po­ra­te-Start­up Enga­ge­ment‘ ist eine kumu­la­ti­ve Arbeit, die aus meh­re­ren ein­zel­nen Stu­di­en besteht, von denen eini­ge bereits publi­ziert wur­den, bei­spiels­wei­se im Jour­nal of Busi­ness Ven­tu­ring oder in Busi­ness Stra­tegy and the Envi­ron­ment.

All­ge­mein unter­su­che ich in den ein­zel­nen Arti­keln, wie gro­ße eta­blier­te Unter­neh­men und Start­ups erfolg­reich zusam­men­ar­bei­ten kön­nen, um von­ein­an­der in Inno­va­ti­ons­pro­zes­sen zu pro­fi­tie­ren. Ganz spe­zi­fisch fokus­sie­re ich mich auf die ver­schie­de­nen orga­ni­sa­to­ri­schen For­ma­te, die von eta­blier­ten Unter­neh­men ent­wi­ckelt wur­den, um sol­che Koope­ra­tio­nen zu ermög­li­chen bzw. zu vereinfachen. 

Dabei geht es um For­ma­te wie „Cor­po­ra­te Acce­le­ra­tors“, „Cor­po­ra­te Ven­ture Capi­tal Units“ oder „Ven­ture Cli­enting“, die eini­gen fach­lich bewan­der­ten Leser viel­leicht bereits ein Begriff sind.
Nen­nens­wer­te Bei­spie­le mit baye­ri­schem Bezug sind etwa die „BMW Start­up Gara­ge“ oder „Sie­mens Ener­gy Ven­tures“. Wie der kürz­li­che Zusam­men­schluss meh­re­rer Unter­neh­men in mei­ner All­gäu­er Hei­mat zum „GT hub“ zeigt, sind sol­che For­ma­te zur Zusam­men­ar­beit mit Start­ups durch­aus auch für vie­le klei­ne­re und mitt­le­re Unter­neh­men in unse­rer Hei­mat­re­gi­on rele­vant. Kon­kret schaue ich mir an, wie sol­che For­ma­te gestal­tet sind, um zu ver­ste­hen, wie sie grund­sätz­lich funk­tio­nie­ren und wel­che stra­te­gi­schen Rol­len sie sowohl für eta­blier­te Unter­neh­men als auch für die par­ti­zi­pie­ren­den Start­ups spie­len können. 

Ich erfor­sche zudem, basie­rend auf empi­ri­schen Daten, wel­che Rah­men­be­din­gun­gen beach­tet wer­den müs­sen, um die ange­streb­te Wir­kung für alle betei­lig­ten Par­tei­en zu erzie­len. Ich glau­be, es wird deut­lich, dass ich neben den eher aka­de­mi­schen Fra­ge­stel­lun­gen auch gro­ßen Wert auf prak­ti­sche Rele­vanz lege. Des­halb arbei­te ich eng mit eta­blier­ten Unter­neh­men und Start­ups aus Deutsch­land und Euro­pa sowie deren Mit­ar­bei­tern zusammen.

Wie berich­test du von dei­nem Dis­ser­ta­ti­ons­pro­jekt auf Par­tys und Fami­li­en­tref­fen (= für Lai­en heruntergebrochen)?

Start­ups und eta­blier­te Unter­neh­men sind zwei grund­ver­schie­de­ne, viel­leicht sogar gegen­sätz­li­che Arten von Fir­men. Start­ups sind jung, agil und inno­va­tiv, und sie funk­tio­nie­ren beson­ders gut in Umfel­dern mit Markt- und Tech­no­lo­gie­un­si­cher­heit. Eta­blier­te Unter­neh­men hin­ge­gen sind oft alt, struk­tu­riert und gele­gent­lich (zu) trä­ge, wenn sich Märk­te und Tech­no­lo­gien ver­än­dern. Sie ver­fü­gen jedoch über wich­ti­ge Res­sour­cen und orga­ni­sa­to­ri­sches Know-how, das Start­ups häu­fig fehlt.
Es ergibt also Sinn, wenn die­se bei­den Arten von Unter­neh­men sich nicht nur als Kon­kur­ren­ten sehen, son­dern ein­an­der dort unter­stüt­zen, wo der jeweils ande­ren Sei­te etwas fehlt, um so Syn­er­gien zu schaf­fen. In der Pra­xis wird dies bereits häu­fig ver­sucht, wie ich bei der vor­an­ge­hen­den Fra­ge beschrie­ben habe. 

Den­noch ist die Zusam­men­ar­beit auf­grund ver­schie­de­ner Fak­to­ren nicht immer ein­fach und oft nicht von Erfolg gekrönt. Grün­de dafür lie­gen bei­spiels­wei­se in den gra­vie­ren­den Unter­schie­den in den Unter­neh­mens­kul­tu­ren von eta­blier­ten Fir­men und Start­ups oder in exter­nen Fak­to­ren wie dem all­ge­mei­nen Inves­ti­ti­ons­kli­ma eines Lan­des.
An die­ser Stel­le kommt mei­ne For­schung und Exper­ti­se ins Spiel: Ich unter­su­che mit­hil­fe empi­ri­scher Daten, wie eine erfolg­rei­che Zusam­men­ar­beit trotz die­ser Her­aus­for­de­run­gen gelin­gen kann. Dazu ana­ly­sie­re ich, wie sich erfolg­rei­che und weni­ger erfolg­rei­che Fäl­le von­ein­an­der unter­schei­den. So haben wir bei­spiels­wei­se her­aus­ge­fun­den, dass vie­le Regio­nen welt­weit – ent­ge­gen der land­läu­fi­gen Mei­nung ‑nur bedingt von Vor­bil­dern aus dem Sili­con Val­ley ler­nen kön­nen. Die Inves­ti­ti­ons­be­reit­schaft dort, und in den USA all­ge­mein, ist kaum mit ande­ren Welt­re­gio­nen vergleichbar. 

Dem­nach müs­sen die von mir unter­such­ten Unter­stüt­zungs­for­ma­te für Start­ups in Regio­nen mit weni­ger güns­ti­gen Inves­ti­ti­ons­kli­ma­ta anders gestal­tet und gema­nagt wer­den, um erfolg­reich zu sein. Sol­che Erkennt­nis­se haben natür­lich gro­ße Impli­ka­tio­nen für ver­schie­de­ne Inter­es­sen­grup­pen, sei es für eta­blier­te Unter­neh­men, die öffent­li­che Hand, die oft Start­ups finan­ziert, pro­fes­sio­nel­le Inves­to­ren oder die Start­ups selbst.

Wie bist du auf dein Dis­ser­ta­ti­ons­the­ma gekommen?

Ich habe mich schon in mei­ner Mas­ter­ar­beit mit dem The­ma beschäf­tigt, denn ich habe damals einen Cor­po­ra­te Acce­le­ra­tor beschrie­ben. Das ist ein Pro­gramm, in dem Start­up und Cor­po­ra­te Fir­men für eini­ge Zeit zusam­men­ar­bei­ten, um Inno­va­ti­ons­pro­zes­se gemein­sam zu beschleu­ni­gen. Damals war die­ses Kon­zept noch super neu und ich fand es fas­zi­nie­rend auf­grund sei­ner Eingängigkeit.

Aber wäh­rend der Arbeit an der Mas­ter­ar­beit habe ich auch gese­hen, wie schwer die Umset­zung sein kann, ins­be­son­de­re auf­grund der eben beschrie­be­nen kul­tu­rel­len Unter­schie­de . Die Fra­ge, wie man sol­che über­win­den kann, hat mein Inter­es­se an dem The­ma wei­ter befeu­ert und mich schließ­lich zum Pro­mo­ti­ons­the­ma gebracht.

Was fas­zi­niert dich beson­ders an dei­ner Forschung?

Einer­seits ist das The­ma theo­re­tisch und metho­do­lo­gisch sehr inter­es­sant – aber ich erspa­re euch hier erst­mal den Nerd-Talk. Viel wich­ti­ger ist, dass das The­ma mei­ner Mei­nung nach auch einen rie­si­gen wirt­schaft­li­chen und gesamt­ge­sell­schaft­li­chen Ein­fluss hat. Die Welt dreht sich immer schnel­ler und unse­re Welt­märk­te und Tech­no­lo­gien ver­än­dern sich stän­dig. Wir als „Good Old Euro­pe“ kön­nen im Gegen­satz zu ande­ren Tei­len der Welt aber nicht ein­fach neue Indus­trien aus dem Wüs­ten­bo­den stamp­fen, um die­sen Ver­än­de­run­gen gerecht zu werden.

Wir haben bereits eine eta­blier­te Indus­trie, auf die wir auf­bau­en kön­nen, aber auch müs­sen, um ohne grö­ße­re Tur­bu­len­zen in einer glo­ba­li­sier­ten Welt kon­kur­renz­fä­hig zu blei­ben. Aller­dings bringt eine Erneue­rung von innen her­aus auch ganz eige­ne Schwie­rig­kei­ten mit sich. Im Rah­men die­ser rie­si­gen Fra­ge­stel­lun­gen kann mei­ne For­schung hof­fent­lich zumin­dest einen beschei­de­nen Bei­trag leisten.

Wie hat sich dein The­ma seit der Fest­le­gung ent­wi­ckelt, zu wel­chen Tei­len stimmt es noch mit dei­ner Aus­gangs­idee über­ein, was hat sich verändert?

Mein The­ma hat sich auf der Phä­no­men­sei­te im Wesent­li­chen nicht ver­än­dert, aller­dings haben sich durch die empi­ri­schen Erkennt­nis­se und die Pra­xis der For­schung eini­ge Schwer­punk­te verschoben.

Ins­be­son­de­re auf der Theo­rie- und Metho­den­sei­te lernt man immens viel im Dok­to­rat. Da ist es nur natür­lich, dass sich die For­schung leicht ver­än­dert bzw. kon­kre­ti­siert. Auch den Titel habe ich aktua­li­siert, um ihn ein biss­chen mehr „cat­chy“ zu machen.

Wor­an arbei­test du im Moment?

Aktu­ell arbei­te ich dar­an, mei­ne Dis­ser­ta­ti­on abzu­schlie­ßen und wei­te­re Working Papers zu ver­fas­sen, die auf mei­ner bis­he­ri­gen For­schungs­the­ma­tik auf­bau­en. Damit möch­te ich nicht nur wei­te­re Aspek­te von Cor­po­ra­te-Start­up-Enga­ge­ments beleuch­ten und dabei auf mei­ne Dis­ser­ta­ti­ons­er­geb­nis­se auf­bau­en. Ziel ist es auch mich für eine Anschluss­be­schäf­ti­gung zu empfehlen.

Wel­che Hür­den und Schwie­rig­kei­ten gibt/gab es für dich im For­schungs- oder Schreibprozess?

Zunächst ist eine der größ­ten Hür­den, über­haupt eine inter­es­san­te For­schungs­fra­ge bzw. eine Lücke in der bestehen­den Lite­ra­tur zu iden­ti­fi­zie­ren. Dabei unter­schei­det sich eine Wis­sens­lü­cke in der For­schung und deren For­mu­lie­rung mit­un­ter grund­le­gend von inter­es­san­ten All­tags­fra­ge­stel­lun­gen. Ein Groß­teil der ers­ten PhD-Jah­re besteht dann tat­säch­lich dar­in, eine sol­che prä­zi­se For­schungs­lü­cke zu fin­den und zu ver­ste­hen. Hat man die­se Lücke erst ein­mal gefun­den und stich­hal­tig for­mu­liert, wird vie­les ein­fa­cher: For­schung wird zuneh­mend zu einem Hand­werk mit bestimm­ten Regeln und Best Prac­ti­ces. Ein wich­ti­ger Teil dabei ist der Aus­tausch mit ande­ren Forschern. 

Ich kann allen ange­hen­den For­schern nur emp­feh­len, so viel wie mög­lich zu netz­wer­ken und auch frü­he­re und noch unaus­ge­reif­te Ver­sio­nen der For­schungs­vor­ha­ben vor­zu­stel­len. Dass das alles noch nicht per­fekt ist, ist klar, aber nur mit die­sem Feed­back kommt ihr wirk­lich voran.

Eine wei­te­re Her­aus­for­de­rung ist das aka­de­mi­sche Schrei­ben, das sich sehr vom sons­ti­gen Schrei­ben unter­schei­det. Ich habe immer ger­ne geschrie­ben und war dabei sehr krea­tiv, doch wis­sen­schaft­li­che Tex­te ver­lan­gen einen völ­lig ande­ren Stil. Man muss klar und ein­deu­tig argu­men­tie­ren und den Stand der Wis­sen­schaft sowie zitier­te Quel­len akku­rat dar­stel­len. Außer­dem fol­gen wis­sen­schaft­li­che Tex­te oft einem spe­zi­fi­schen Mus­ter, das man erst­mal ken­nen­ler­nen und ver­ste­hen muss. Hin­zu kommt, dass mei­ne gesam­te For­schung auf Eng­lisch erfolgt, was die Auf­ga­be zusätz­lich erschwert.

Was moti­viert dich, bei „Durst­stre­cken“ bei der Stan­ge zu blei­ben und weiterzumachen?

Bene­dikt zu Gast bei sei­nem Co-Super­vi­sor Prof. Chris­ti­an Lech­ner an der Luiss Busi­ness School in Rom mit Kol­le­gin­nen Ghazal Layeghi und Dr. Sil­via Sana­si aus Bozen, Super­vi­sor Prof. Micha­el Nip­pa von der Frei­en Uni­ver­si­tät Bozen fehlt im Bild.

Manch­mal muss ich mich ehr­li­cher­wei­se eher brem­sen, da ich bei­spiels­wei­se dazu ten­die­re, einen neu­en Daten­satz auf ein­mal und an einem Tag ana­ly­sie­ren zu wol­len. Als For­scher hat man oft kei­ne gere­gel­ten Arbeits­zei­ten. Das bedeu­tet einer­seits Frei­heit birgt aber auch die Gefahr, zu viel zu arbei­ten. Ich habe eher das Pro­blem, mich selbst zurück­zu­hal­ten, und arbei­te oft mehr, als mir lang­fris­tig gut­tut. Das mer­ke ich nun zum Ende mei­ner Dis­ser­ta­ti­on. Gene­rell habe ich zudem fest­ge­stellt, dass ich lie­ber im Team als allei­ne arbei­te. Gemein­schaft­li­che Erfol­ge sind ein­fach viel schö­ner und motivierend!

Was tust du als Aus­gleich zum wis­sen­schaft­li­chen Schrei­ben und Arbeiten?

Bene­dikt beim Wald­spa­zier­gang im All­gäu mit sei­ner Mut­ter und Schwester

In mei­ner Frei­zeit mache ich viel Sport, wie Lau­fen, Wan­dern oder Rad­fah­ren. Außer­dem tele­fo­nie­re ich ger­ne mit Fami­lie und Freun­den oder tref­fe mich noch viel lie­ber mit ihnen auf einen Ape­ri­tiv. Ich schrau­be auch ger­ne an mei­ner Ves­pa oder mei­nem alten VW-Trans­por­ter her­um, oder spie­le manch­mal ein­fach stumpf eine Run­de FIFA. Mir tut ein wenig leid, dass ich mitt­ler­wei­le kaum noch pri­vat lese, da ich schon bei der Arbeit so viel lesen muss. Dafür höre ich vie­le Pod­casts, was für mich ein guter Aus­gleich ist.

Hast du schon Ideen, wie es nach Abschluss der Pro­mo­ti­on für dich wei­ter­ge­hen soll?

Ideen habe ich vie­le, aber noch kei­ne kom­plett kon­kre­ten Plä­ne. Ich unter­rich­te bereits und hal­te Work­shops zum The­ma ‚Unter­neh­mens­grün­dung.‘ Ger­ne wür­de ich zudem das The­ma der Kol­la­bo­ra­ti­on zwi­schen eta­blier­ten Unter­neh­men und Start­ups, spe­zi­ell Cor­po­ra­te Ven­ture Capi­tal, wei­ter vor­an­brin­gen. Span­nen­de Fra­ge­stel­lun­gen gibt es genug: Cor­po­ra­te Sca­leups, Green Inno­va­tion oder wie man die Unter­neh­mens­kul­tur so anpas­sen kann, dass sie pas­send und ein­la­dend für Start­up-Inno­va­tio­nen ist. Außer­dem möch­te ich ger­ne wei­ter­hin ana­ly­tisch arbei­ten und ein Stück weit die Brü­cke zwi­schen For­schung und Pra­xis schla­gen. Ob dies dann aller­dings in einer öffent­li­chen, indus­tri­el­len, einer aka­de­mi­schen Posi­ti­on oder einer Mischung mün­det, weiß ich noch nicht und da bin ich offen. Wenn ein (Alt-)Stipendiat oder ande­re Leser dazu dan­kens­wer­ter­wei­se eine Emp­feh­lung haben, dann wäre hier ein guter Moment, sich zu mel­den.

Als Semi­nar­lei­tung bei der Som­mer­aka­de­mie im Klos­ter Banz