Hochschulgruppen schließen sich zusammen
Geist der Veränderung
Bisher war jede Hochschulgruppe für sich. Das wollen zwei Stipendiatensprecherinnen aus Nürnberg und Ansbach ändern. Sie haben sich auf der Tagung der Stipendiatensprecherinnen und Stipendiatensprecher auf Kloster Banz kennengelernt. Das war Anfang Oktober. Da konnte noch niemand absehen, dass die Stipendiaten aus Ansbach, Erlangen und Nürnberg nicht mal einen Monat später zusammen im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg landen würden.
Doch der Reihe nach …
Ein frischer Wind
Anfang Oktober, Kloster Banz. Regelmäßig treffen sich die Stipendiatensprecher:innen, um ihre bisherige Arbeit und ihre Ideen für die Zukunft zu besprechen. Zwölf Arbeitsgruppen finden sich auf der Tagung in Banz zusammen, um verschiedene vorgegebene Themen zu bearbeiten. Es geht unter anderem um Veranstaltungen, Leadership und die Social Media-Präsenz. Den ganzen ersten Tag diskutieren die Gruppen, um ihre Ergebnisse am nächsten Tag vor versammelter Runde präsentieren zu können. Wie genau, bleibt den Stipendiat:innen selbst überlassen: Von freien Vorträgen über PowerPoint-Präsentationen bis hin zu Flipcharts ist alles dabei. Abends geht es weiter ins Bierstübla, wo lange Gespräche auch zur Vernetzung beitragen.
Fragen und Freunde
Aller Anfang ist schwer – das ist auch der Gruppe klar, die sich mit dem „Buddy Up-System“ beschäftigt – einem Mentorenprogramm für neue Stipendiat:innen. Am frühen Freitagnachmittag kommen viele Fragen auf: Was macht einen guten Buddy aus? Wie viele Stipendiaten soll ein Buddy betreuen? Und vor allem: Was genau sind die Aufgaben eines Buddys?
Die Diskussionen sind geprägt von eigenen Erfahrungen aus dem Alltag als Stipendiatensprecher:innen. So kümmern sie sich neben ihren Organisationsaufgaben auch um Fragen zu Anträgen und geben Hilfe für das Extranet. Bei knapp 20 Stipendiat:innen in der Hochschulgruppe – so wie in den verschiedenen Münchner Gruppen – eine deutliche Mehrarbeit. Diese könnte ein Buddy übernehmen. Denn, so schön und neu alles auch ist, es ist genauso verwirrend: Das Extranet mit seinen Veranstaltungs-Anmeldungen, das neue Punktesystem, die Fristen am Semesterende – für Neustipendiat:innen oftmals überfordernd. Deshalb soll es pro zehn Stipendiat:innen in der Gruppe einen Buddy geben.
Sozial und regional
Wir alle engagieren uns auf unsere eigenen Arten – wie wäre es, das mal gemeinsam als Hochschulgruppe zu tun? Die Gruppe für dieses Thema will an bereits bestehende Projekte anknüpfen und als Ortsgruppe teilnehmen. Hierfür haben sie viele Beispiele, unter anderem Aktionen der Tafel, Hilfe bei Seniorenheimen oder „Clean Up Days“. Sie entwickeln auch selbst Konzepte: Das „Know Your Nature“-Projekt. Dieses könnte lokale Waldführungen oder Baumpflanz-Aktionen enthalten, um das Naturbewusstsein der Stipendiat:innen zu fördern.
Eine weitere Gruppe beschäftigt sich ebenfalls mit Veranstaltungen, diesmal mit Fokus auf die regionale Ebene. Der Wunsch der Stiftung ist, dass Stipendiatengruppen in Selbstorganisation Veranstaltungen über lokale Themen verwirklichen.
Diese Gruppe trifft sich im Franz-Josef-Strauß Saal in Kloster Banz. Die HSS gibt einen Leitfaden an die Hand, den die Stipendiat:innen ausarbeiten und verbessern. Der Leitfaden ist im Extranet zu finden und hilft bei der Umsetzung solcher regionaler Seminare. „Wir haben die formale Voraussetzung geliefert, und jetzt liegt es an den Gruppen, auf die Referate zuzugehen“, so Dr. Jutta Möhringer, Leiterin des Begabtenförderungsinstituts der HSS. Vor allem kleinere Hochschulgruppen mit wenigen Mitgliedern könnten Probleme bei der Organisation und Umsetzung bekommen, so eines der Gegenargumente der Stipendiat:innen. Eine Lösung für dieses Problem erarbeiten die Sprecher:innen im Laufe des Nachmittags. Dafür diskutieren sie über die Frage, wie “Region” überhaupt definiert wird. Sie kommen zu dem Schluss, dass sich für solche regionalen Veranstaltungen die Hochschulgruppen verschiedener Standorte zusammenschließen können. Die Gruppe wünscht sich auch, dass die Stiftung einen großen Teil der Organisation übernimmt und die Hochschulgruppen eher als Ansprechpartner dienen könnten.
Auftrieb und Gegenwind
Pläne sind schön und gut, aber was folgen muss, ist die Umsetzung. Nach der Veranstaltung gehen die gesammelten Ideen und Beschlüsse an Jutta Möhringer und die Referatsleiter:innen.
Es gibt schon Erfolge: Die Hochschulgruppe Deggendorf hat bei „Weihnachten im Schuhkarton“ mitgemacht.
„So etwas wird honoriert und sichtbar gemacht, und das motiviert dann vielleicht andere Gruppen, auch mitzumachen“, so Jutta Möhringer.
Anderes ist eher schwer zu realisieren. Hindernisse hierbei seien vor allem die Finanzierung oder die technischen Umstände. Was nicht heißt, dass es nicht versucht wird. Dazu sagt die Leiterin des Begabtenförderungswerks weiter: „Manches, was wir uns für das Extranet gewünscht hätten – eine Chatfunktion oder so etwas – das ist technisch gar nicht umsetzbar. Deswegen wollen wir da auch versuchen, mit einem neuen Tool zu arbeiten oder andere Wege zu finden.“
November, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg. Gut 20 Stipendiaten aus Ansbach, Nürnberg und Erlangen sind gekommen, auch ein Vertrauensdozent ist dabei. Sie wollen nicht warten, bis Arbeitsgruppen das weitere Vorgehen beschließen. Sondern die Vernetzung untereinander selbst organisieren. Sie schauen sich Kunstwerke von Albrecht Dürer, Hans Baldung Grien und Rembrandt an. Zum Abschluss dieses ersten gemeinsamen Treffens gibt es noch Kaffee und Kuchen – und eine gemeinsame Whatsapp-Gruppe. Die Sprecher:innen vernetzen nun alle HSS-Stipendiat:innen aus Mittelfranken. Sie alle wollen sich bald wieder treffen: Es soll in die Oper gehen oder ins Theater.