Fachforum ABC in Kloster Banz
Erneuerbare Energien als Schlüssel zur Zukunft
Erneuerbare Energien – das stärkste und wichtigste Machtmittel der Zukunft? Darum drehte sich ein Fachforum ABC in Kloster Banz. Experten und Interessierte aus den Fachbereichen Agrarwissenschaften, Biologie und Chemie, aber auch aus fachfremden Bereichen, beleuchteten drängende Fragen der Energiewende ein Wochenende lang in Diskussionen, Vorträgen und Workshops.
Zum Auftakt führte Dr. Sebastian Demmel (SDECONSULT) die Teilnehmer durch das Greenhouse Gas Protocol, ein Normwerk für die Bilanzierung von Treibhausgasen, und verdeutlichte das vielschichtige Geschäft mit dem Zertifikathandel und dem „Emissions Trading System“ (ETS). Dieses „Emissionshandelssystem“ ist ein Instrument zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen, bei dem Unternehmen eine begrenzte Menge an Emissionsausstoßrechten erhalten, die sie handeln können. Durch den Handel sollen die Gesamtemissionen verringert werden, da Unternehmen Anreize haben, effizienter zu arbeiten und ihre Emissionen zu senken. Viele Beispiele verdeutlichten die Folgen der Klimaneutralitätsplakatierung im Alltag: „Die Seife im Drogeriemarkt ist durch den Einkauf von Zertifikaten faktisch klimaneutral“, erklärte Demmel und regte damit zum Nachdenken an. Besonders beeindruckend war seine Herangehensweise an das doch recht komplexe Thema. „Es war wirklich sehr lebensnah erklärt“, kommentierte ein Teilnehmer. Demmel nahm zudem an den anderen Vorträgen teil, diskutierte mit den Seminarteilnehmern und Referenten angeregt und brachte auch physikalische Sichtweisen in die Diskussionen ein.
Am Samstag standen die Potenziale fossiler und erneuerbarer Energien im Fokus. Hendrik Mörtenkötter von der Technischen Universität München präsentierte einen facettenreichen Überblick über aktuelle Trends und Herausforderungen. Er sprach insbesondere über die vielfältigen Aspekte der Windenergie an verschiedenen Standorten. Zudem wurden die begrenzten Nutzungsmöglichkeiten der Geothermie erläutert und die daran anschließenden Herausforderungen diskutiert. Auch die Nutzung von Biomasse als erneuerbare Energie wurde thematisiert, wobei die Abwägung zwischen Flächennutzung und Potenzial beleuchtet wurde. Abschließend präsentierte Mörtenkötter noch ein Projekt, das Bayern bis 2040 klimaneutral machen könnte. Dabei betonte er die Dringlichkeit der Aufklärung und Kommunikation in der Gesellschaft und hinterfragte kritisch die 10H-Regel in Bezug auf die Energiewende: „Je länger man wartet, desto mehr tut es weh.“ In einer nachfolgenden Diskussionsrunde, an der sich auch Online-Teilnehmer beteiligten, brachten sowohl die Referenten als auch die Teilnehmenden Beispiele aus verschiedenen Lebensbereichen ein.
In einem anschließenden Workshop erarbeiteten die Teilnehmenden unter der Leitung der Fachforumssprecher die Rolle der Bürgerinnen und Bürger in der Energiewende. Konkrete Vorschläge waren da etwa Bürokratieabbau oder eine Unterstützung der Bürger als Anstoß, klimaneutraler zu werden, statt Verbote auszusprechen. Eine offene Kommunikation stärke die Beteiligung und Mitbestimmung der Bevölkerung.
Christopher Schifflechner von der Technischen Universität München referierte über die Rolle der Geothermie in der Wärmewende Bayerns. Er betonte die Vielfalt erneuerbarer Wärmequellen und präsentierte Beispiele für innovative Projekte. Schifflechner lieferte zudem eine Erklärung des Grundkonzepts „Fernwärmenetzwerk“ und stellte einen Vergleich verschiedener Wärmequellen für Gebäude und deren Vor-und Nachteile an. Des Weiteren wurden Möglichkeiten der Wärmeerzeugung für den Winter und auch für ländlichen Regionen diskutiert. Hier entstand eine lebhafte Diskussion, in der Präsenz- und Onlineteilnehmende kritische Fragen stellten und Ideen austauschten.
Den Abschluss des Wochenendes bildete ein Vortrag von Michael G. Möhnle (Journalist, Media Consultant und Publizist). Unter dem Titel „Europa 2030: Aufbruch in eine neue Epoche“ zeigte Möhnle, wie die Digitalisierung und künstliche Intelligenz die Energiewende vorantreiben können. Diesbezüglich sind smarte Straßenbeleuchtungssysteme oder Smart-Grid-Systeme zu nennen. Daran anschließend betonte er, dass die Energiewende, aber auch digitale Entwicklungen globale Themen darstellen, die nicht auf nationaler Ebene zu lösen seien. Optimistisch präsentierte Möhnle abschließend innovative Ansätze aus der Industrie, wie die Nutzung von Wasserstoff als Antriebsmittel in Trucks, neue Treibstoffe oder auch Brennstoffzellen in Mammutschiffen. Möhnle meinte: „Das ist der Beginn einer neuen Epoche!“