Fachforum ABC in Kloster Banz

Erneuerbare Energien als Schlüssel zur Zukunft

Veröffentlicht am 21. April 2024 von Serafina Heerling

Erneu­er­ba­re Ener­gien – das stärks­te und wich­tigs­te Macht­mit­tel der Zukunft? Dar­um dreh­te sich ein Fach­fo­rum ABC in Klos­ter Banz. Exper­ten und Inter­es­sier­te aus den Fach­be­rei­chen Agrar­wis­sen­schaf­ten, Bio­lo­gie und Che­mie, aber auch aus fach­frem­den Berei­chen, beleuch­te­ten drän­gen­de Fra­gen der Ener­gie­wen­de ein Wochen­en­de lang in Dis­kus­sio­nen, Vor­trä­gen und Workshops.

Zum Auf­takt führ­te Dr. Sebas­ti­an Dem­mel (SDECONSULT) die Teil­neh­mer durch das Green­house Gas Pro­to­col, ein Norm­werk für die Bilan­zie­rung von Treib­haus­ga­sen, und ver­deut­lich­te das viel­schich­ti­ge Geschäft mit dem Zer­ti­fi­ka­than­del und dem „Emis­si­ons Tra­ding Sys­tem“ (ETS). Die­ses „Emis­si­ons­han­dels­sys­tem“ ist ein Instru­ment zur Redu­zie­rung von Treib­haus­gas­emis­sio­nen, bei dem Unter­neh­men eine begrenz­te Men­ge an Emis­si­ons­aus­stoß­rech­ten erhal­ten, die sie han­deln kön­nen. Durch den Han­del sol­len die Gesamt­emis­sio­nen ver­rin­gert wer­den, da Unter­neh­men Anrei­ze haben, effi­zi­en­ter zu arbei­ten und ihre Emis­sio­nen zu sen­ken. Vie­le Bei­spie­le ver­deut­lich­ten die Fol­gen der Kli­ma­neu­tra­li­täts­pla­ka­tie­rung im All­tag: „Die Sei­fe im Dro­ge­rie­markt ist durch den Ein­kauf von Zer­ti­fi­ka­ten fak­tisch kli­ma­neu­tral“, erklär­te Dem­mel und reg­te damit zum Nach­den­ken an. Beson­ders beein­dru­ckend war sei­ne Her­an­ge­hens­wei­se an das doch recht kom­ple­xe The­ma. „Es war wirk­lich sehr lebens­nah erklärt“, kom­men­tier­te ein Teil­neh­mer. Dem­mel nahm zudem an den ande­ren Vor­trä­gen teil, dis­ku­tier­te mit den Semi­nar­teil­neh­mern und Refe­ren­ten ange­regt und brach­te auch phy­si­ka­li­sche Sicht­wei­sen in die Dis­kus­sio­nen ein.

Am Sams­tag stan­den die Poten­zia­le fos­si­ler und erneu­er­ba­rer Ener­gien im Fokus. Hen­drik Mör­ten­köt­ter von der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Mün­chen prä­sen­tier­te einen facet­ten­rei­chen Über­blick über aktu­el­le Trends und Her­aus­for­de­run­gen. Er sprach ins­be­son­de­re über die viel­fäl­ti­gen Aspek­te der Wind­ener­gie an ver­schie­de­nen Stand­or­ten. Zudem wur­den die begrenz­ten Nut­zungs­mög­lich­kei­ten der Geo­ther­mie erläu­tert und die dar­an anschlie­ßen­den Her­aus­for­de­run­gen dis­ku­tiert. Auch die Nut­zung von Bio­mas­se als erneu­er­ba­re Ener­gie wur­de the­ma­ti­siert, wobei die Abwä­gung zwi­schen Flä­chen­nut­zung und Poten­zi­al beleuch­tet wur­de. Abschlie­ßend prä­sen­tier­te Mör­ten­köt­ter noch ein Pro­jekt, das Bay­ern bis 2040 kli­ma­neu­tral machen könn­te. Dabei beton­te er die Dring­lich­keit der Auf­klä­rung und Kom­mu­ni­ka­ti­on in der Gesell­schaft und hin­ter­frag­te kri­tisch die 10H-Regel in Bezug auf die Ener­gie­wen­de: „Je län­ger man war­tet, des­to mehr tut es weh.“ In einer nach­fol­gen­den Dis­kus­si­ons­run­de, an der sich auch Online-Teil­neh­mer betei­lig­ten, brach­ten sowohl die Refe­ren­ten als auch die Teil­neh­men­den Bei­spie­le aus ver­schie­de­nen Lebens­be­rei­chen ein.

In einem anschlie­ßen­den Work­shop erar­bei­te­ten die Teil­neh­men­den unter der Lei­tung der Fach­fo­rums­spre­cher die Rol­le der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger in der Ener­gie­wen­de. Kon­kre­te Vor­schlä­ge waren da etwa Büro­kra­tie­ab­bau oder eine Unter­stüt­zung der Bür­ger als Anstoß, kli­ma­neu­tra­ler zu wer­den, statt Ver­bo­te aus­zu­spre­chen. Eine offe­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on stär­ke die Betei­li­gung und Mit­be­stim­mung der Bevölkerung.

Prä­senz­teil­neh­mer dis­ku­tier­ten im Work­shop über die Rol­le der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger in der Energiewende.

Chris­to­pher Schifflech­ner von der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Mün­chen refe­rier­te über die Rol­le der Geo­ther­mie in der Wär­me­wen­de Bay­erns. Er beton­te die Viel­falt erneu­er­ba­rer Wär­me­quel­len und prä­sen­tier­te Bei­spie­le für inno­va­ti­ve Pro­jek­te. Schifflech­ner lie­fer­te zudem eine Erklä­rung des Grund­kon­zepts „Fern­wär­me­netz­werk“ und stell­te einen Ver­gleich ver­schie­de­ner Wär­me­quel­len für Gebäu­de und deren Vor-und Nach­tei­le an. Des Wei­te­ren wur­den Mög­lich­kei­ten der Wär­me­er­zeu­gung für den Win­ter und auch für länd­li­chen Regio­nen dis­ku­tiert. Hier ent­stand eine leb­haf­te Dis­kus­si­on, in der Prä­senz- und Online­t­eil­neh­men­de kri­ti­sche Fra­gen stell­ten und Ideen austauschten.

Den Abschluss des Wochen­en­des bil­de­te ein Vor­trag von Micha­el G. Möhn­le (Jour­na­list, Media Con­sul­tant und Publi­zist). Unter dem Titel „Euro­pa 2030: Auf­bruch in eine neue Epo­che“ zeig­te Möhn­le, wie die Digi­ta­li­sie­rung und künst­li­che Intel­li­genz die Ener­gie­wen­de vor­an­trei­ben kön­nen. Dies­be­züg­lich sind smar­te Stra­ßen­be­leuch­tungs­sys­te­me oder Smart-Grid-Sys­te­me zu nen­nen. Dar­an anschlie­ßend beton­te er, dass die Ener­gie­wen­de, aber auch digi­ta­le Ent­wick­lun­gen glo­ba­le The­men dar­stel­len, die nicht auf natio­na­ler Ebe­ne zu lösen sei­en. Opti­mis­tisch prä­sen­tier­te Möhn­le abschlie­ßend inno­va­ti­ve Ansät­ze aus der Indus­trie, wie die Nut­zung von Was­ser­stoff als Antriebs­mit­tel in Trucks, neue Treib­stof­fe oder auch Brenn­stoff­zel­len in Mam­mut­schif­fen. Möhn­le mein­te: „Das ist der Beginn einer neu­en Epoche!“