Neuere und Neueste Geschichte: Maximilian Berchtenbreiter

Edmund Stoibers Medienbiograph

Veröffentlicht am 25. März 2024 von Jana Paulina Lobe

Max ist Dok­to­rand in Neue­rer und Neu­es­ter Geschich­te an der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät Darm­stadt und der LMU Mün­chen. In unse­rem Inter­view erzählt er, wie er sei­nem Dok­tor­va­ter von Mün­chen nach Darm­stadt ‘nach­ge­reist’ ist, von sei­nem per­sön­li­chen Gespräch mit Edmund Stoi­ber und wie sich durch die Hanns-Sei­del-Stif­tung für ihn ganz neue Kar­rie­re­mög­lich­kei­ten auf­ge­tan haben…

Stell dir vor, wir trä­fen uns auf Klos­ter Banz beim Mit­tag­essen im Rah­men eines Semi­nars. Was wür­dest du über dich erzäh­len? 

Ich wür­de ver­mut­lich Wer­bung für Semi­na­re der Stif­tung machen oder vom Vor­abend im Bier­st­üb­la erzählen. 😊 

So wenig über dich? Nun, dann fra­ge ich anders. Was ist dein aka­de­mi­scher Wer­de­gang? 

Ich habe 2016 einen Bache­lor in Geschich­te und Poli­tik­wis­sen­schaft an der LMU Mün­chen abge­schlos­sen und dann zunächst den Mas­ter Geschich­te begon­nen, ehe ich auch noch den Mas­ter in Poli­tik­wis­sen­schaft ange­fan­gen habe. Als sich Ende 2019 abzeich­ne­te, dass ich nach dem Mas­ter in Geschich­te pro­mo­vie­ren wer­de, bot es sich dann an, mich ganz dar­auf zu fokussieren. 

Wann stand für dich fest, dass du pro­mo­vie­ren möch­test? Wie fiel die Ent­schei­dung für dei­nen Dok­tor­va­ter oder den Stand­ort? 

Bereits im Zuge der Mas­ter­ar­beit in Geschich­te („Zum Ein­fluss von media­len und zivil­ge­sell­schaft­li­chen Akteu­ren auf den Bun­des­tags­wahl­kampf 1980“) war mir auf­ge­fal­len, dass der Poli­ti­ker Edmund Stoi­ber wis­sen­schaft­lich noch wenig bis gar nicht erforscht ist. Mein Betreu­er Prof. Dr. Nico­lai Han­nig, damals noch am Lehr­stuhl für Neu­es­te Geschich­te und Zeit­ge­schich­te an der LMU Mün­chen tätig, ermun­ter­te mich dann, ein Expo­sé bzw. ers­tes For­schungs­de­sign zu einer mög­li­chen Dis­ser­ta­ti­on zu ver­fas­sen. So kam qua­si eins zum ande­ren. In der Geschichts­wis­sen­schaft ist im Rah­men von Dis­ser­ta­tio­nen zudem eine Vor­re­cher­che zu ver­füg­ba­ren Quel­len­be­stän­den in Archi­ven uner­läss­lich. Als dann im Früh­jahr 2020 fest­stand, dass die HSS mich und somit das Pro­jekt för­dern wür­de, nahm ich die eigent­li­che Arbeit im Som­mer bzw. Herbst 2020 auf – mit­ten in den ers­ten Coro­na-Win­ter hin­ein. Außer­dem erhielt mein Betreu­er dann einen Ruf an die TU Darm­stadt, der mei­nen per­sön­li­chen wis­sen­schaft­li­chen All­tag aller­dings kaum ver­än­dert hat. In den Coro­na-Jah­ren fand ich digi­tal Anschluss ans Ober­se­mi­nar in Darm­stadt und habe mein The­ma dort mitt­ler­wei­le auch live prä­sen­tie­ren können. 

Wie sieht dein Zeit­plan aus? 

Mei­ne För­de­rung wird im Som­mer 2024 aus­lau­fen – dann möch­te ich auch fer­tig sein bzw. zumin­dest den schrift­li­chen Teil abge­ge­ben haben. 

Du fer­tigst im Rah­men dei­ner Dis­ser­ta­ti­on eine Medi­en­bio­gra­phie des Poli­ti­kers Edmund Stoi­ber an. Wie lau­tet der genaue Titel und was kann ich mir dar­un­ter vor­stel­len? Was beinhal­tet dein Pro­mo­ti­ons­vor­ha­ben?  

Der Arbeits­ti­tel, dem ich – Stand jetzt – treu blei­ben wer­de, lau­tet: „Wahl­kampf und Image­po­li­tik. Eine Medi­en­bio­gra­phie Edmund Stoi­bers 1978–2002.“ 

Die­ser Titel gefällt mir nach wie vor, weil er vie­le der unter­schied­li­chen Facet­ten mei­ner Dis­ser­ta­ti­on unter­bringt; ich baue mein Pro­jekt näm­lich auf vier grö­ße­ren inhalt­li­chen Säu­len auf: Wahl­kämp­fe, der Wan­del des Medi­en­sys­tems, Poli­tik­be­ra­tung bzw. Wahl­kampf­ma­nage­ment und der Kampf um die Deu­tungs­ho­heit über poli­ti­sche Begrif­fe. Den Unter­su­chungs­zeit­raum habe ich so defi­niert, um die Dis­ser­ta­ti­on mit zwei Bun­des­tags­wahl­kämp­fen (1979÷80 und 2002) zu begren­zen. 1978 wur­de Stoi­ber CSU-Gene­ral­se­kre­tär und lei­te­te dann den Wahl­kampf von Franz Josef Strauß, 2002 war er dann selbst Kanz­ler­kan­di­dat der Uni­on – und schei­ter­te knapp. 

Wie berich­test du auf Par­tys und Fami­li­en­tref­fen, also für Lai­en her­un­ter­ge­bro­chen, von dei­nem Pro­jekt?  

Es geht um Stoi­ber und Medi­en. Es ist kei­ne klas­si­sche Bio­gra­phie, ent­hält aber natür­lich eini­ge Ele­men­te davon. Ich möch­te in his­to­ri­scher Per­spek­ti­ve zei­gen, wie Stoi­ber selbst Medi­en­po­li­tik aktiv mit­ge­stal­tet und die­ses Poli­tik­feld als Mit­tel zum eige­nen Auf­stieg genutzt hat. 

Wie bist du auf dein Dis­ser­ta­ti­ons­the­ma gekom­men?  

Letzt­lich war es, für das Fach Geschich­te nicht ganz unty­pisch, eine „Markt­lü­cke“, die ich im Rah­men der Mas­ter­ar­beit ent­deckt habe: es gibt schlicht und ergrei­fend noch fast gar kei­ne geschichts­wis­sen­schaft­li­chen Arbei­ten, die sich mit Stoi­ber befas­sen, obwohl die­ser sei­ne poli­ti­sche Kar­rie­re in den 1970ern begon­nen hat. 

Was fas­zi­niert dich beson­ders an dei­ner For­schung? 

Man erlebt ein Stück baye­ri­sche bzw. deut­sche Geschich­te mit, gera­de in den Quel­len und Akten. Dort fin­det man auch immer wie­der „Schät­ze“, die neue Per­spek­ti­ven erschlie­ßen. Als His­to­ri­ker muss man die Archiv­ar­beit mögen. Außer­dem sind die Zeit­zeu­gen­ge­sprä­che span­nend. Ja, ich habe auch mit Stoi­ber selbst spre­chen kön­nen – 2021. Das Inter­view war natür­lich ein High­light der gesam­ten Pro­mo­ti­on. Inhalt­lich muss ich aber fest­hal­ten, dass ich nicht all­zu viel Neu­es dar­aus zie­hen konn­te. Bei vie­len Fra­gen hat es eine Wei­le gedau­ert, ehe der ehe­ma­li­ge Minis­ter­prä­si­dent „auf den Punkt“ gekom­men ist – ja, genau, wie man es sich vor­stellt. Es war aber gera­de mit Blick auf wis­sen­schaft­li­che Kri­te­ri­en bzw. Quel­len­kri­tik natür­lich enorm wich­tig, dass das Gespräch statt­ge­fun­den hat. 

Wie hat sich dein The­ma seit der Fest­le­gung ent­wi­ckelt, zu wel­chen Tei­len stimmt es noch mit dei­ner Aus­gangs­idee über­ein, was hat sich ver­än­dert? 

Es stimmt noch größ­ten­teils mit der Aus­gangs­idee über­ein. Ich wür­de sagen, dass die Tätig­keit Stoi­bers in medi­en­po­li­ti­schen Gre­mi­en (Baye­ri­scher Rund­funk­rat u.a.) mitt­ler­wei­le eine pro­mi­nen­te­re Rol­le in der Arbeit ein­nimmt als vor­her ange­nom­men. Die ent­spre­chen­den Quel­len­be­stän­de sind sowohl sehr pas­send als auch ergie­big, außer­dem in der For­schungs­li­te­ra­tur noch nahe­zu unbekannt. 

Wor­an arbei­test du im Moment? 

Aktu­ell bin ich noch an der Aus­wer­tung der Quel­len­be­stän­de im Baye­ri­schen Haupt­staats­ar­chiv tätig und mit der Arbeit an eini­gen Kapi­teln beschäf­tigt. Im Früh­jahr möch­te ich noch eini­ge Zeit­zeu­gen­ge­sprä­che füh­ren und die Arbeit im Früh­som­mer fertigstellen. 

Wel­che Hür­den und Schwie­rig­kei­ten gibt oder gab es für dich im For­schungs- oder Schreib­pro­zess? 

Die Aus­wahl des Quel­len­ma­te­ri­als bzw. die ein­schlä­gi­gen Beschrän­kun­gen wie Sperr­fris­ten. In der Zeit­ge­schich­te ist das denk­ba­re Mate­ri­al grund­sätz­lich end­los. Man muss sich daher genau für bestimm­te Quel­len­be­stän­de ent­schei­den, die dann hof­fent­lich kei­ner archi­va­ri­schen Sperr­frist (übli­cher­wei­se 30, mit­un­ter bis zu 40 Jah­ren) unterliegen. 

Was moti­viert dich, bei „Durst­stre­cken“ bei der Stan­ge zu blei­ben und wei­ter­zu­ma­chen? 

Mei­ne Fami­lie! Ein wei­te­res High­light bzw. eine will­kom­me­ne Abwechs­lung sind sämt­li­che Ver­an­stal­tun­gen der Pro­mo­ti­ons­för­de­rung von Dr. Andre­as Burtscheidt – eine unglaub­li­che Berei­che­rung! Wei­ter­hin die durch­aus rea­lis­ti­sche Mög­lich­keit, die Dis­ser­ta­ti­on als Buch zu ver­öf­fent­li­chen, das weit über die Fach­krei­se hin­aus gele­sen wird – sofern sich ein pas­sen­der Ver­lag findet. 

Was tust du als Aus­gleich zum wis­sen­schaft­li­chen Schrei­ben und Arbei­ten? 

Mit mei­nen bei­den Kin­dern (3 Jah­re und ein hal­bes Jahr alt) spie­len. Vor allem der Gro­ße ist sehr aktiv (und neben­bei begeis­tert von Klos­ter Banz!) 

Max höchst kon­zen­triert beim Schachspiel

Wenn es sich zeit­lich ergibt, spie­le ich nach wie vor mal eine Par­tie Schach oder hal­te ein Semi­nar für den baye­ri­schen Jugend­ver­band. Mitt­ler­wei­le spie­le ich aber „nur“ mehr bei mei­nem öster­rei­chi­schen Ver­ein ‚Schach ohne Gren­zen‘, dort aller­dings gegen har­te Kon­kur­renz in der 1. Bun­des­li­ga. Lei­der fin­de ich aktu­ell wenig Zeit, um die noch aus­ste­hen­den Bedin­gun­gen zum Erhalt des Groß­meis­ter­ti­tels, dem höchs­ten Titel im Schach, zu erfül­len. Seit 2013 habe ich bereits den Titel Inter­na­tio­na­ler Meis­ter und eine Elo-Zahl von fast 2500. 

Hast du schon Ideen oder Plä­ne, wie es nach Abschluss der Pro­mo­ti­on für dich wei­ter­ge­hen soll? 

Hier muss ich beson­ders schmun­zeln, die­se Fra­ge höre ich öfter.  Ursprüng­lich hat­te ich lan­ge vor, nach der Pro­mo­ti­on etwas im Bereich Wahl­kämp­fe bzw. Poli­tik­be­ra­tung all­ge­mein oder im poli­ti­schen Umfeld zu machen. Das steht nach wie vor, gera­de dann, wenn sich in die­sem Bereich im bzw. zum Som­mer 2024 etwas Pas­sen­des erge­ben soll­te. Eine ande­re Opti­on ist es, in der Wis­sen­schaft weiterzumachen. 

Ein wei­te­res Feld habe ich erst im Rah­men der ideel­len Pro­mo­ti­ons­för­de­rung für mich ent­deckt. Ich konn­te in den letz­ten bei­den Jah­ren auf eini­gen Ver­an­stal­tun­gen der HSS als Refe­rent dabei sein. Bei­spiels­wei­se war ich zwei­mal bei der Auf­bau­aka­de­mie Euro­pa des Refe­rats für inter­na­tio­na­le Stu­die­ren­de von Dr. Said AlDai­la­mi, bei der ich jeweils ein Semi­nar zur Geschich­te der Euro­päi­schen Uni­on gelei­tet habe. Oder auch bei dem rela­tiv neu­en Semi­nar „Sport für alle“ im Rah­men der Som­mer­wo­che. Gera­de die­se Ver­an­stal­tung kann ich wärms­tens emp­feh­len – die Mischung aus Semi­na­ren am Vor­mit­tag und aktiv Sport trei­ben am Nach­mit­tag ist sen­sa­tio­nell (auch wenn ich als Refe­rent natür­lich vor­ein­ge­nom­men bin). Dort habe ich im ver­gan­ge­nen Som­mer zum zwei­ten Mal den inhalt­li­chen Slot „Sport und Poli­tik“ gestal­tet und geleitet. 

Semi­na­re zu kon­zi­pie­ren, gestal­ten und umzu­set­zen berei­tet mir gro­ße Freu­de, eben­so die Arbeit mit jun­gen Erwach­se­nen. Und: das Feed­back bis­her war auch gut.