Foto: Eileen Schupper

Eileen Schupper zwischen Hörsaal und Schießstand

Das Ziel im Visier

Veröffentlicht am 3. Oktober 2021 von Christoph Rothe

Fokus­siert und kon­zen­triert – egal ob am Schieß­stand oder wäh­rend einer Klau­sur im Vor­le­sungs­saal. Die­se zwei Fer­tig­kei­ten sind sehr ent­schei­dend im aka­de­mi­schen und leis­tungs­sport­li­chen Wer­de­gang der zwan­zig­jäh­ri­gen Eileen Schup­per. Denn die aus dem ober­baye­ri­schen Land­kreis Lands­berg am Lech stam­men­de Schwif­tin­ge­rin ver­ein­bart in ihrem Leben ein umfas­sen­des Bio­che­mie-Stu­di­um mit ihrer Pas­si­on für den Leis­tungs­sport Luft- und Sport­schie­ßen. Der nöti­ge Ehr­geiz, gute Orga­ni­sa­ti­ons­fä­hig­kei­ten sowie ein Hauch Frust­to­le­ranz las­sen sie dabei bei­de Wege mit Freu­de und Erfolg meistern. 

Das Sport­schie­ßen war schon immer ein fes­ter Bestand­teil der Fami­lie Schup­per. So trat Eileen schon im Alter von zehn Jah­ren dem ört­li­chen Schüt­zen­ver­ein mit einer Son­der­ge­neh­mi­gung bei. Mit­ge­nom­men hat­te sie damals ihr Vater, der sich als Schüt­zen­meis­ter des Ver­eins bezeich­nen darf. Wäh­rend zunächst das Sport­schie­ßen neben Bal­lett, Rei­ten und Kla­vier eines von vie­len Hob­bies war, ent­wi­ckel­te sich die Pas­si­on 2014 hin zum Leis­tungs­sport. Nach einem zwei­ten Platz in der deut­schen Meis­ter­schaft kon­tak­tier­te sie der Trai­ner des Bay­ern­ka­ders, in wel­chem sie sich von da an mit viel Ehr­geiz auf vie­le Wett­kämp­fe und die Auf­nah­me in den Natio­nal­ka­der vorbereitete.

Eileen Schupper hält ihre Luftpistole im Anschlag und trägt eine Schießbrille, die ihr linkes Auge abdeckt.
Hoch­fo­kus­siert hält Eileen Schup­per ihre Luft­pis­to­le im Anschlag. Foto: Juli­an Leitenstorfer

2019 gelang ihr schließ­lich die Qua­li­fi­ka­ti­on für die Euro­pa­meis­ter­schaft in Bolo­gna und der Sprung in den Junio­ren-Natio­nal­ka­der. Lei­der konn­te sie wegen einer anstren­gen­den Sai­son nicht die erhoff­te Leis­tung erbrin­gen, doch die Teil­nah­me mach­te Lust auf mehr. So war 2019 kei­nes­wegs ein Jahr ohne Titel. Sowohl die Vize­meis­ter­schaft im Bereich Sport­pis­to­le als auch der Mann­schafts­ti­tel mit deut­schem Rekord zähl­ten neben der Natio­nal­ka­der-Qua­li­fi­ka­ti­on zu ihren Erfol­gen. Lei­der ver­lief ihr Jahr als Teil des Natio­nal­ka­ders anders als erhofft, den die Pan­de­mie ließ 2020 auch die Sport­pis­to­len zum Still­stand kommen.

Auf dem Sie­ger­trepp­chen mit ihrem Team. Foto: GermanShootingNews
Fern von Schieß­stand und Uni­ver­si­tät: Eileen Schup­per beim Besuch der Wahl­hal­la. Foto: Eileen Schupper

Doch nicht nur am Schieß­stand als Team­mit­glied des baye­ri­schen Lan­des­ka­ders spielt sich ein Groß­teil ihres Lebens ab. Auch die Uni Regens­burg mit ihren Vor­le­sungs­sä­len, Labor­räu­men und coro­nabe­ding­ten Online-Semi­na­ren sind eine ver­trau­te Umge­bung für die jun­ge Stu­den­tin. Seit Okto­ber 2019 stu­diert Eileen nun im fünf­ten Semes­ter Bio­che­mie. Ihr Stu­di­um beglei­tet dabei die Hanns-Sei­del-Stif­tung, in wel­cher sie seit April 2021 Sti­pen­dia­tin des natur­wis­sen­schaft­li­chen MINT-Berei­ches ist.

Dass die­ser Spa­gat zwi­schen Uni und Leis­tungs­sport nicht immer so ein­fach zu hand­ha­ben ist, zeigt sich schon am wöchent­li­chen Zeit­ein­satz für das Schie­ßen. Abhän­gig von der Sai­son sind in der Regel zwei bis drei Trai­nings­ein­hei­ten von je zwei bis drei Stun­den fes­ter Bestand­teil der Wochen­pla­nung. Hin­zu kom­men Tur­nie­re, die sich von der Abfahrt frei­tags direkt nach der Uni bis sonn­tags erstre­cken kön­nen. Eben­so fin­det monat­lich ein Wochen­en­de lang der Lehr­gang des Bay­ern­ka­ders statt. Vor­mit­tags Uni, nach­mit­tags oder abends Sport. Denn neben den Schieß­übun­gen ist Aus­gleichs­sport wie Hal­tungs­übun­gen oder Jog­gen ent­schei­dend für die Gesund­heit und eine per­fek­te Leis­tung beim Schieß­sport selbst. Dass dabei nicht viel Zeit für wei­te­re Hob­bies bleibt, bedau­ert Eileen doch auch sehr.

Doch trotz des eh schon sehr vol­len Ter­min­ka­len­ders enga­giert sich die Zwan­zig­jäh­ri­ge in ihrer Uni als Semes­ter­spre­che­rin und ist in der Fach­schaft Bio­lo­gie und Che­mie aktiv. Dass bei all die­sen Punk­ten einem die Decke über dem Kopf zusam­men­bre­chen kann, hat Eileen auch selbst in ihrem ers­ten Semes­ter erfah­ren. Der Beginn eines neu­en Stu­di­ums, der Umzug in eine neue Stadt, Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten sowie der Start im Natio­nal­ka­der wären eine sehr gro­ße Belas­tung gewesen.

Der Beginn der Coro­na-Pan­de­mie habe ihr dabei die­sen Druck genom­men, da Schieß­stän­de geschlos­sen und der Sport zurück­ge­stellt wur­de. Die­se Zeit nut­ze Eileen zur Ein­ge­wöh­nung in Stadt und Stu­di­um. Sie ent­wi­ckel­te ziel­stre­big ein gutes Orga­ni­sa­ti­ons­ta­lent für den Spa­gat zwi­schen Sport und Uni. Eine gute Abspra­che mit ihrem Trai­ner über den gegen­wär­ti­gen Arbeits­auf­wand in ihrem Stu­di­um und das Abstim­men der Trai­nings­ein­hei­ten wären dabei sehr wich­tig. Doch auch eine hohe Frust­to­le­ranz sei ihrer Mei­nung nach ent­schei­dend für die Balan­ce die­ser zwei Säu­len in ihrem Leben. Manch­mal wür­den Din­ge nicht so funk­tio­nie­ren, wie man es immer möch­te. Ein­hun­dert Pro­zent in bei­de Ange­le­gen­hei­ten zu ste­cken sei nicht immer mög­lich. Und den­noch ist Eileen mehr als stolz sich sowohl als Stu­den­tin als auch als Leis­tungs­sport­le­rin defi­nie­ren zu kön­nen. Die­se Abwechs­lung bringt ihr die rich­ti­ge Balan­ce und zeigt die Ent­schlos­sen­heit der jun­gen Schwiftingerin.

Tags­über Uni, abends zum Trai­ning. Foto: Eileen Schupper 
Kör­per­span­nung und Aus­dau­er sind für die Sport­schüt­zin mit­ent­schei­dend. Foto: Eileen Schupper 
Auch Schieß­sport funk­tio­niert nicht ohne Team­geist. Foto: Eileen Schupper

Auch kann sich Leis­tungs­sport und Uni gegen­sei­tig posi­tiv beein­flus­sen. In der Klau­su­ren­pha­se fühlt Eileen sich viel kon­zen­trier­ter und kann die­sen Vor­teil im Sport­schie­ßen nut­zen. Die akti­ve Lebens­wei­se durch den Sport macht ihr das Ler­nen leich­ter. Doch bei vie­len Trai­nings­ein­hei­ten in Kom­bi­na­ti­on mit sehr vie­len Klau­su­ren kann das Gehirn dann auch über­las­tet sein. Denn Schie­ßen spielt sich nach dem Erler­nen der rich­ti­gen Tech­nik zum Groß­teil im Kopf ab. Eileen beschreibt sich selbst als sehr ehr­gei­zig, was für sie von gro­ßem Vor­teil in Uni und Sport ist. Läuft jedoch eines von bei­dem ein­mal nicht, kann sich das nega­tiv auf ihre Gesamt­ein­stel­lung auswirken.

Mit Blick auf die Zukunft zeigt sich erneut die Ent­schlos­sen­heit und Ziel­stre­big­keit der Zwan­zig­jäh­ri­gen. So träumt auch sie von Olym­pia und der Welt­meis­ter­schaft, zunächst möch­te sie sich kon­kret erst ein­mal auf den sehr star­ken Damen­na­tio­nal­ka­der vor­be­rei­ten. Mit guten Leis­tun­gen setzt sie jedoch den Fokus auf ihr Stu­di­um. So will sie zunächst ihren Bache­lor been­den. Ein Mas­ter­stu­di­um und eine Pro­mo­ti­on sol­len fol­gen. Genaue­re Spe­zi­fi­zie­run­gen wie der Schwer­punkt der Mole­ku­lar­wis­sen­schaft sowie die Fra­ge nach der Arbeits­welt For­schung oder Indus­trie sol­len sich im Stu­di­um noch fes­ti­gen. Das Sport­schie­ßen soll sie dabei in ihrem Leben so lan­ge wie nur mög­lich beglei­ten. Falls jedoch Beruf und Leis­tungs­sport nicht mehr ver­ein­bar sind, will sie ihre Zeit der For­schung und dem Job wid­men. Doch bis dahin möch­te sie jedes Trai­ning, jeden Schuss sowie jedes Tur­nier aus­kos­ten – und mit Kon­zen­tra­ti­on und dem rich­ti­gen Fokus gewinnen.

In einem span­nen­den Pod­cast-Gespräch erzählt Eileen nicht nur über den Spa­gat zwi­schen Sport und Uni, son­dern auch vie­le inter­es­san­te Fak­ten über den Leis­tungs­sport Luft- und Sportschießen.