Didaktik der Geschichte und Public History: Philipp Abele und die Bartholomäusnacht

Das Feuer darf nicht ausgehen! 

Veröffentlicht am 4. März 2024 von Jana Paulina Lobe

Phil­ipp ist Dok­to­rand in Didak­tik der Geschich­te und Public Histo­ry an der Lud­wig-Maxi­mi­li­ans-Uni­ver­si­tät Mün­chen und erzählt lei­den­schaft­lich ger­ne. Zum Glück auch über sei­ne Dok­tor­ar­beit. In unse­rem Inter­view spre­chen wir über sei­ne For­schung zur Bar­tho­lo­mä­us­nacht und dar­über, war­um Rid­ley Scott’s His­to­ri­en­film Napo­le­on sich bes­ser für Geschichts­ver­mitt­lung eig­net als vie­le aka­de­mi­sche Publikationen.

Stell dir vor, wir trä­fen uns auf Klos­ter Banz beim Mit­tag­essen im Rah­men eines Semi­nars. Was wür­dest du über dich erzäh­len? 

Hi Jana! Ich bin Phil­ipp. 30 Jah­re alt. Und seit 2020 zum zwei­ten Mal bei der HSS, jetzt als Promotionsstipendiat. 

Phil­ipp, wir wol­len uns über dei­ne Dis­ser­ta­ti­on unter­hal­ten. Du bist Dok­to­rand in Geschich­te – wie kommt man dazu? Wie sieht dein aka­de­mi­scher Wer­de­gang aus? 

Klar! Ich habe erst Poli­tik an der Hoch­schu­le für Poli­tik stu­diert. In einer ganz alten Form: auf Diplom und noch mit stem­pel­ba­ren Stu­den­ten­aus­wei­sen – der dama­li­ge Rek­tor hat­te für die Bolo­gna-Refor­men nicht viel übrig. Dann habe ich auf hal­ber Stre­cke die­ses Erst­stu­di­ums noch Geschich­te an der LMU mit­ge­nom­men – mei­ne heim­li­che Lei­den­schaft seit vie­len Jah­ren. Die trug mich bis zur Doktorarbeit… 

… zu der wir gleich aus­führ­lich kom­men. Du mein­test, du bist nun zum zwei­ten Mal Sti­pen­di­at. Wie fing dein Weg in der HSS an? 

Ich war erst län­ger in der jour­na­lis­ti­schen Nach­wuchs­schmie­de der HSS (JFS) ab April 2014. Dort also, wo man viel aus­pro­biert, Tex­te, Radio- und Video­bei­trä­ge in kur­zer Zeit erstellt und sie vor ande­ren Sti­pen­dia­tin­nen und Sti­pen­dia­ten am Ende in fai­rer und scho­nungs­lo­ser Ana­ly­se zur Dis­kus­si­on stellt. Eine gute Schu­le, in der sich Fremd- und Eigen­wahr­neh­mung schnell anglei­chen. Es gab dort auch immer wun­der­ba­re und moti­vier­te Medi­en­trai­ner. Mit einer zeit­li­chen Unter­bre­chung wur­de ich dann im Som­mer 2020 Pro­mo­ti­ons­sti­pen­di­at der Stiftung. 

Wann stand für dich fest, dass du pro­mo­vie­ren möch­test? Wie fiel die Ent­schei­dung für dei­nen Dok­tor­va­ter oder Mün­chen als Stand­ort? 

Man stellt sich das amt­li­cher und schwie­ri­ger vor, als es letzt­lich ist. Es geht erst dar­um: Passt das über­haupt für mich per­sön­lich? Teil­wei­se wer­den Pro­mo­tio­nen auch nur für den Über­gang nach dem Stu­di­um begon­nen. Ich fin­de das okay, der Pro­fes­sor muss halt mit­spie­len. Eigent­lich geht es aber schon rela­tiv schnell um eine Ent­schei­dung: Zie­he ich das durch? Zah­len The­ma, zu erwer­ben­de Kennt­nis­se und Metho­den auf mein zukünf­ti­ges Arbeits­feld ein? Zumin­dest aber auf mei­ne Lei­den­schaft? Bei der Dau­er wäre ein Bezug dazu schon gut. Dann geht es dar­um, wen man kennt und bereits ken­nen­ge­lernt hat. Es nützt nichts, hier um den hei­ßen Brei her­um­zu­re­den – die­se Regel setzt so schnell nie­mand außer Kraft. Ich emp­feh­le stark, die im Auge zu hal­ten, die einen auch för­dern wol­len – es gibt immer so etwas wie Sym­pa­thie für die eige­ne Per­son oder das The­ma. Aner­kann­te Grö­ßen des Faches und Lehr­stuhl­in­ha­ber sind nie ver­kehrt, denn sie haben gute Ver­bin­dun­gen und auch so etwas wie ver­fü­gen­de Gewalt und Mit­tel. Sie soll­ten den­noch gut in der Betreu­ung sein. Die Pro­mo­ti­on ist zwar selb­stän­dig, aber sie müs­sen trotz­dem da sein, wenn man sie braucht. Ken­ne ich eine Wunsch­per­son noch nicht, wür­de ich mich gut umhö­ren über sie. In all die­sen Punk­ten fin­den sich mei­ne Anfangs­schrit­te zur Pro­mo­ti­on wieder. 

Wann hast du den ers­ten Schritt davon gemacht, wie sieht dein Zeit­plan aus? 

Die Pro­mo­ti­on ist seit Früh­jahr 2020 an der LMU regis­triert, ich bin also fort­ge­schrit­te­ner Dok­to­rand. Mei­ne Oma erin­nert mich regel­mä­ßig dar­an. Ich sage ihr dann: „Oma, Bril­lanz gibt es nur, wenn etwas gesagt wird – und dazu braucht’s lei­der zeit­lich oft die lan­ge Weg­stre­cke.“ Drei­mal darfst du raten, ob sie dann zufrie­den ist. Ande­rer­seits: Ich ken­ne per­sön­lich kei­ne Arbeit in mei­nem Fach, die in drei Jah­ren abge­ge­ben wur­de. Sobald wie mög­lich soll die Arbeit ste­hen, aber es gibt immer Eini­ges, was das Vor­an­kom­men verzögert. 

Kom­men wir zu dei­ner Dok­tor­ar­beit selbst. Viel­leicht ein­mal ein­fach begon­nen: Wie berich­test du von dei­nem Pro­jekt auf Par­tys und Fami­li­en­tref­fen? 

Da spa­re ich mir vier Minu­ten wei­te­re Erklä­run­gen. Von die­sem Punkt aus kann man wun­der­bar wei­ter­ma­chen und justieren. 

Und wenn die Leu­te Game of Thro­nes nicht ken­nen? 

Dann betrach­te ich mein Gegen­über und wäge ab, was er oder sie kennt und weiß. Du musst den Leu­ten immer mög­lichst das erzäh­len, was sie hören wol­len und oder schon ken­nen. Das ist ein biss­chen wie Poli­tik. Alles ande­re ver­ges­sen sie. Erfolgs­ori­en­tier­ten Men­schen sage ich im ers­ten Satz: „Oh, tut mir leid das so sagen zu müs­sen, aber das wird eine wirk­lich wun­der­ba­re Arbeit.“ Dann wer­den sie neu­gie­rig. Es gibt weni­ge, die sofort die Wur­zel der Arbeit ver­ste­hen wol­len. Das ist völ­lig okay. Natür­lich sage ich es denen dann aber. 

Du schreibst dei­ne Dis­ser­ta­ti­on über die erzäh­le­ri­schen Ver­ar­bei­tun­gen der Bar­tho­lo­mä­us­nacht in ver­schie­de­nen Medi­en. Wie lau­tet dein genau­er Titel und was beinhal­tet dein Pro­mo­ti­ons­vor­ha­ben? 

Ich will mal den ers­ten von zwei Grund­ge­dan­ken erzäh­len. Du kennst sicher einen his­to­ri­schen Spiel­film oder ein his­to­ri­sches Video­spiel, warst ein­mal in einer Oper, die ein his­to­ri­sches Stück zeig­te und mit Büh­nen­bild und den Kos­tü­men his­to­risch auf­war­te­te. Was die Bei­spie­le gemein haben: Über­all wird eine Welt ent­wor­fen. Das gilt für den gan­zen Fan­ta­sy-Bereich auch. Hier aber nun: eine ver­gan­ge­ne, his­to­ri­sche Welt. 

So etwa auch wie Fer­nand Brau­del einst eine Welt ent­wor­fen hat. Im ers­ten Band sei­nes wis­sen­schaft­li­chen Werks ‚Das Mit­tel­meer und die medi­ter­ra­ne Welt in der Epo­che Phil­ipp II.‘ führt er mit fol­gen­den Wor­ten ein: 

In die­sem Buch navi­gie­ren die Schif­fe; die Wel­len wie­der­ho­len deren Lie­der; die Win­zer kom­men von den Hügeln der Cin­que Terre her­un­ter an der genue­si­schen Küs­te; Oli­ven wer­den gepflückt in der Pro­vence und in Grie­chen­land…“  

Was macht Brau­del da? Er beschreibt eine Welt, in die man unzäh­li­ge Erzäh­lun­gen ein­bau­en könn­te, wenn man denn will. Also kon­kre­te Figu­ren und einen Hand­lungs­strang, der eine mög­lichst fes­seln­de Geschich­te erzählt – vor eben dem Hin­ter­grund die­ses Brau­del­schen Gemäl­des. Ohne es zu beab­sich­ti­gen, wur­de Brau­del hier in der Krea­ti­on einer erzäh­le­ri­schen Welt als ‚World-Buil­der‘ aktiv. Wenn der Titel mei­ner Arbeit ‚His­to­ri­sche Sto­ry­wel­ten‘ lau­tet, dann zielt die ‚His­to­ri­sche Welt‘ im Titel genau auf die­ses ‚World-Buil­ding‘ ab. 

Die Bar­tho­lo­mä­us­nacht im Bild von Fran­çois Dubo­is: Le mas­sacre de la Saint-Bar­thé­le­my, Gemäl­de aus dem 16. Jh. 

Für den Begriff bzw. das Kon­zept der ‚Sto­ry‘ wage ich mich für den zwei­ten Grund­ge­dan­ken etwas vor. Ich sage: Erfolg­rei­che his­to­ri­sche Stof­fe da drau­ßen sind sehr begrenzt – und begründ­bar ist ihr Erfolg mit dem Rät­sel, das sie in sich tra­gen. Damit blei­ben sie für jede Zeit anpass- und ver­än­der­bar. Das Bei­spiel für die­se Gedan­ken, wor­an ich das alles fest­ma­che, ist die Bar­tho­lo­mä­us­nacht. Vari­an­ten aus his­to­ri­schen Roma­nen, Spiel­fil­men und Geschichts-Comics (Ban­de des­si­née) schaue ich mir an. Die his­to­ri­schen Fik­tio­nen zu die­ser Blut­hoch­zeit machen bei­spiel­haft kon­kret, was ich mei­ne. Am Ende kommt so der Titel zustande: 

His­to­ri­sche Sto­ry­wel­ten. Fik­tio­nen der Bartholomäusnacht. 

Wie bist du auf die­ses Dis­ser­ta­ti­ons­the­ma gekom­men?  

Naja, das war wirk­lich ein Pro­zess. For­schung: Lesen. The­sen­bil­dung. Lesen. Ver­wer­fen. Lesen. Wie­der prü­fen usw. Bis heu­te erin­nert mich mein Lite­ra­tur­ver­wal­tungs­pro­gramm an den Beginn 2020: ‚Sto­rytel­ling über die Frü­he Neu­zeit‘ steht da. Kon­kre­ter war es nicht. Kon­kret war nur, was mich beson­ders inter­es­siert hat. Mir war klar: Was heu­ti­ge Krea­ti­ve aus Geschich­te machen – das ist span­nend, schwie­rig – und Kunst. Dann pirscht man in die­se Rich­tung. Nach einem Jahr wur­de es immer konkreter. 

Was fas­zi­niert dich beson­ders an dei­ner For­schung? 

So gut wie alles. Aber vor allem, einen Bei­trag zur Lücke der Lebens­welt heu­ti­ger Men­schen zu schlie­ßen. Wer liest da drau­ßen Fach­wis­sen­schaft? Nie­mand. Die Leu­te schau­en Spiel­fil­me, lesen his­to­ri­sche Roma­ne und gehen in Aus­stel­lun­gen. Das ist in der Pra­xis Geschich­te für die Men­schen. Was aber heißt das, Geschich­te und Gegen­wart zusam­men­zu­brin­gen? Ich will ein­mal Robert McKee zitie­ren, der zum His­to­ri­en­film sagt: 

„Die Schatz­tru­he der Geschich­te gibt es nur mit die­ser War­nung: Was Ver­gan­gen­heit ist, muss Gegen­wart sein. (…) Daher ist die bes­te Nut­zung der Geschich­te […] Ana­chro­nis­mus – die Ver­gan­gen­heit als Brenn­glas zu nut­zen, durch das man die Gegen­wart zeigt.“ 

In der Wis­sen­schaft haben das bis heu­te nicht vie­le verstanden. 

Kürz­lich lief Rid­ley Scott’s Napo­le­on in den Kinos. Ein wun­der­ba­res Bei­spiel für die begrenz­ten Vor­stel­lungs­wel­ten von Stick-to-the-fact-His­to­ri­kern. Wenn ich mich nur an Fak­ten hal­te, dann kommt halt nichts Gutes dabei her­aus. Die 500 Napo­le­on-Bio­gra­phen rund um den Glo­bus wird die­ser Film nicht glück­lich machen. Aber man zielt auch auf die 500 Mil­lio­nen Men­schen, die bereit sind, für Geschich­te im Kino ein Ticket zu lösen. Und zu glau­ben, dass die Leu­te alles Gese­he­ne für bare Mün­ze neh­men, ist ohne­hin ein Ammen­mär­chen. Vie­le fan­gen gera­de nach dem Film an zu recher­chie­ren – die Fak­ten­fin­der zur Erzäh­lung boo­men bei der­ar­ti­gen Groß­wer­ken. Mich über­rascht die Arro­ganz der Wis­sen­schaft immer wie­der. Die Film­pro­duk­tio­nen tra­gen sich oft oder zumin­dest in Tei­len selbst – die Geschichts­wis­sen­schaft aber kann man ohne Voll­fi­nan­zie­rung dicht machen. 

Das klingt nach har­ter Kri­tik… 

Die aka­de­mi­sche Geschichts­wis­sen­schaft kämpft immer noch mit einem Trau­ma. Der soge­nann­te lin­gu­i­stic turn hat ziem­lich ein­ge­schla­gen. Er führ­te zu einem star­ken Erkennt­nis­wan­del im Fach. Er sen­si­bi­li­sier­te dafür, dass die Geschichts­for­schung mit ihrem lite­ra­ri­schen Aus­drucks­stil in der Prä­sen­ta­ti­on ihrer Ergeb­nis­se not­wen­di­ger­wei­se auf Spra­che beruht. Einer Spra­che jedoch, die nicht mehr ein­fach als neu­tra­les Medi­um der Ver­mitt­lung ver­stan­den wer­den kann, son­dern selbst bereits in Form und Gebrauch sub­jek­ti­ven Regeln folgt. Wir spü­ren den Ein­fluss die­ses Den­kens bis heu­te über­all und zum Teil auch sehr poli­ti­siert, wenn gesagt wird: Spra­che ver­än­dert das Den­ken. 
Mit Blick auf die Geschichts­wis­sen­schaft bedeu­te­te das nun: Alles, was Geschichts­for­scher bis­her gemacht haben, kön­ne ja wohl nicht rich­tig sein, denn wie man betrach­tet hat­te, das war sub­jek­tiv gewe­sen: Sie hät­ten alle erzäh­le­risch geschrie­ben wie Roman­ciers, und ihr Blick hing außer­dem von ihrem per­sön­li­chen Stand­ort ab. Fort­an wähl­te man einen ande­ren Weg, um Distanz zu gewin­nen. Man ent­schei­det sich seit­her oft für die Beob­ach­tung zwei­ter Ord­nung – also die Beob­ach­tung der Beob­ach­ter anstel­le des Beob­ach­te­ten. Damit will man den blin­den Fleck aus­mer­zen, der sich ergä­be, wenn man selbst als For­scher die direk­te Beob­ach­ter­per­spek­ti­ve zu einem Gegen­stand wählt. Der gro­ße Wer­ner Para­vici­ni hat das mit sei­ner Schrift ‚Die Wahr­heit der His­to­ri­ker‘ kri­ti­siert. Und dabei schon eini­ge Wahr­hei­ten aus­ge­spro­chen, die dem Fach einen Spie­gel vor­hiel­ten. Die­se lin­gu­is­ti­sche Wen­de haben die Arbei­ten des Faches im Übri­gen einem grö­ße­ren Publi­kum nicht gera­de näher­ge­bracht. Wis­sen­schaft­li­che Ope­ra­tio­nen wur­den kom­pli­zier­ter, die Spra­che verrenkter. 

Mei­ne Arbeit ist nun jedoch sehr durch neue fach­li­che Ent­wick­lun­gen bedingt. Public Histo­ry – also der Umgang mit Geschich­te in der Öffent­lich­keit – ist im Fach ziem­lich cut­ting edge. Mein Betreu­er Miche­le Bar­ri­cel­li sag­te zu Beginn mei­ner Dis­ser­ta­ti­on: Noch vor zehn Jah­ren wäre ihre Unter­su­chung undenk­bar gewe­sen. Ich sehe mich als Kind bei­der Wel­ten. Denn einen Teil zur Fra­ge, was kon­kret zur Bar­tho­lo­mä­us­nacht denn genau war, was pas­sier­te, gibt es auch. Auch wenn die Fra­ge der Memo­ria – was machen die Krea­ti­ven aus die­sem Stoff – die zen­tra­le bleibt. 

Wor­an arbei­test du der­zeit? 

An einer infor­ma­ti­schen Visua­li­sie­rung von Roman­da­ten für das Paris des Jah­res 1572. An Lizenz­er­wer­ben von Film­se­quen­zen his­to­ri­scher Spiel­fil­me und Bild-Panels aus fran­zö­si­schen Comics (Ban­de Des­si­née) zur Bar­tho­lo­mä­us­nacht. All das kommt in die Dok­tor­ar­beit. Die schrei­be und ver­öf­fent­li­che ich auf einer aka­de­mi­schen Publi­ka­ti­ons­platt­form. Dort wird alles les­bar, seh­bar, klick­bar sein. 

Wel­che Hür­den und Schwie­rig­kei­ten gibt oder gab es für dich im For­schungs- oder Schreib­pro­zess? 

Da gibt’s immer eini­ge, ich sag‘ dir zwei. Für mich in den Geis­tes­wis­sen­schaf­ten wür­de ich vor­läu­fig sagen: Es ist die wis­sen­schaft­li­che Poe­tik, die nicht ganz ein­fach ist. In wel­che Rich­tung ent­wi­ckelt man die Theo­rie genau? Das heißt: Von wel­chem Win­kel betrach­te ich mei­nen Gegen­stand? Mit wel­cher Kame­ra, mit wel­chem Objek­tiv, Belich­tungs- und ande­ren Ein­stel­lungs­grö­ßen gehe ich ran? Jeder weiß unge­fähr, wie His­to­ri­en­fil­me, his­to­ri­sche Roma­ne funk­tio­nie­ren – da muss die Kame­ra­per­spek­ti­ve schon eine beson­de­re sein, damit sich dar­aus Erkennt­nis schla­gen lässt. 

Ein zen­tra­les Pro­blem, an dem alle knab­bern: Moti­va­ti­on. Mit dei­nem eige­nen Pro­jekt bist du ganz allein. Als exter­ner Dok­to­rand ist die Pro­mo­ti­on noch ein­mal här­ter als mit Anstel­lung an der Uni­ver­si­tät und einem täg­li­chen aka­de­mi­schen Umfeld, das einen mit­zieht. Auch das muss man sich klar machen, Mit­strei­ter fin­den, falls man das braucht. 

Was moti­viert dich, auf „Durst­stre­cken“ bei der Stan­ge zu blei­ben und wei­ter­zu­ma­chen? 

Was tust du als Aus­gleich zum wis­sen­schaft­li­chen Schrei­ben und Arbei­ten? 

Das war schon eini­ges. Zunächst: Gute Freun­de und Fami­lie sind Gold wert. Sport mache ich im Team schon immer ger­ne, auch wenn es weni­ger gewor­den ist. Ansons­ten: Ich habe ehren­amt­lich wäh­rend der Dis­ser­ta­ti­on auch noch ein­mal neue Fel­der ent­deckt. Und nicht zu ver­ges­sen: Ein Jahr lang war ich mit ande­ren Sti­pen­dia­ten Spre­cher von Doc­net. Der Aus­tausch die­ses Netz­werks der Dok­to­ran­din­nen und Dok­to­ran­den der HSS war immer ziem­lich schön und gut! 

Hast du schon Ideen oder Plä­ne, wie es nach Abschluss der Pro­mo­ti­on für dich wei­ter­ge­hen soll? 

Mei­ne „Pro­fes­sur zur poli­ti­schen Geschich­te und Geschich­te in den Medi­en“ wur­de bis­lang noch nicht aus­ge­schrie­ben. Ich sehe mich daher im poli­ti­schen Bereich. Da brin­ge ich die meis­ten Erfah­run­gen mit. Ich bin aber für vie­les offen. In der Poli­tik wäre ich ein Mann für die zwei­te Rei­he. Der diplo­ma­ti­sche Dienst inter­es­siert mich. Ob das klappt, hängt immer von eini­gen Fak­to­ren ab.