Exkursion nach Washington, D.C.

Am Puls des US-Wahlkampfes: „Lucky to live in a time of change“

Veröffentlicht am 12. September 2024 von Sophia Maier

Autorin Sophia Maier, im Hintergrund das Kapitol

Im Jahr 2024, einem Jahr der inter­na­tio­na­len Umbrü­che und sich zuspit­zen­den Kon­flik­te, blickt die Welt gespannt nach Ame­ri­ka, wo seit Mona­ten ein erbit­ter­ter Wahl­kampf für das Prä­si­den­ten­amt geführt wird. Es geht um nichts weni­ger als die Zukunft der Welt. Denn wer in Ame­ri­ka das Sagen hat, ent­schei­det auch maß­geb­lich über die Gestal­tung der inter­na­tio­na­len Gemein­schaft. Im Rah­men des Washing­ton Sum­mer Sym­po­si­ums der Uni­ver­si­tät Regens­burg und des Osgood Cen­ter for Inter­na­tio­nal Stu­dies in Washing­ton, D.C. kön­nen sich Stu­die­ren­de vor Ort in der ame­ri­ka­ni­schen Haupt­stadt pra­xis­nah und inten­siv mit der US-Poli­tik und welt­po­li­ti­schen Her­aus­for­de­run­gen beschäf­ti­gen. HSS-Sti­pen­dia­tin Sophia Mai­er nahm die­ses Jahr mit Unter­stüt­zung der HSS an der Exkur­si­on teil. Dabei konn­te sie in das Zen­trum US-ame­ri­ka­ni­scher Poli­tik ein­tau­chen und die Stim­mung vor der Wahl auf­sau­gen – und berich­tet haut­nah von ihren Ein­drü­cken, von Emo­tio­nen und der neu­en Eupho­rie in den Ver­ei­nig­ten Staaten.

Eindrücke aus Washington, DC

Seit mehr als 30 Jah­ren bie­tet die Pro­fes­sur für Inter­na­tio­na­le Poli­tik und trans­at­lan­ti­sche Bezie­hun­gen der Uni­ver­si­tät Regens­burg mit dem „Washing­ton Sum­mer Sym­po­si­um on US For­eign Poli­cy“ den Stu­die­ren­den der Uni­ver­si­tät Regens­burg die ein­ma­li­ge Gele­gen­heit, mit Exper­tin­nen und Exper­ten aus Poli­tik, Wis­sen­schaft, Jour­na­lis­mus und Diplo­ma­tie in den Dia­log zu tre­ten. In die­sem Jahr wur­de die Exkur­si­on von Lisa-Marie Gel­tin­ger gelei­tet, die als Wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­te­rin an der Pro­fes­sur für Inter­na­tio­na­le Poli­tik und trans­at­lan­ti­sche Bezie­hun­gen der Uni­ver­si­tät Regens­burg tätig und zudem Alt­sti­pen­dia­tin der Hanns-Sei­del-Stif­tung ist. 

Zum Pro­gramm gehör­te die­ses Jahr auch der Besuch von Insti­tu­tio­nen wie dem Inter­na­tio­nal Mone­ta­ry Fund, dem Free­dom­house-Insti­tu­te, dem Think Tank „Broo­kings“, der John-Hop­kins-Uni­ver­si­tät und den Bot­schaf­ten von Deutsch­land, Mexi­co sowie Japan. Bei die­sem umfang­rei­chen und inten­si­ven Pro­gramm wird schnell klar: In Washing­ton, DC, wird Welt­po­li­tik nicht nur durch­ge­führt, son­dern auch erforscht, bespro­chen, geplant und geformt. Die Stadt atmet Poli­tik und Macht – und das spü­re ich an jeder Ecke. Als ich die ers­ten Male die Stra­ßen Washing­tons durch­strei­fe, fällt mir, die die beschau­li­che Regens­bur­ger Alt­stadt gewohnt ist, der Gigan­tis­mus an jeder Ecke auf. Die Gebäu­de sind höher, ihre Archi­tek­tur pom­pö­ser, die Parks wei­ter, die Stra­ßen brei­ter, die Autos grö­ßer, das Essen teu­rer und die Por­tio­nen so rie­sig, dass eini­ge schon die Vor­spei­se nicht schaf­fen. An jeder Ecke wehen stolz die „Stars and Stripes“ in Weiß, Blau und Rot in der hei­ßen Sommerluft.

Aber für eine Stadt der Super­la­ti­ve erscheint Washing­ton, DC, die­ser Tage fast unpas­send ruhig – der Ver­kehr ist ange­nehm, die Bür­ger­stei­ge leer, die Stadt scheint zu schla­fen. Das liegt dar­an, dass an den Uni­ver­si­tä­ten – und davon gibt es rund 15 in Washing­ton – Semes­ter­fe­ri­en sind und gleich­zei­tig auch der Kon­gress eine Som­mer­pau­se ein­legt. Daher sind die Stu­die­ren­den und vie­le Mit­glie­der des Kon­gres­ses und die­je­ni­gen, die mit ihnen arbei­ten, gera­de nicht in der Stadt.

Polarisierung

Im Wahl­kampf ist von „Som­mer­pau­se“ aller­dings nichts zu spü­ren. Ende Juni lief die desas­trö­se und viel dis­ku­tier­te TV-Debat­te zwi­schen Joe Biden und Donald Trump, nur weni­ge Wochen spä­ter schoss ein Atten­tä­ter bei einer Trump-Ral­lye auf den ehe­ma­li­gen Prä­si­den­ten und selbst das geriet über den Rück­zug Joe Bidens und die Kan­di­da­tur von Kama­la Har­ris als sei­ne Nach­fol­ge­rin in Ver­ges­sen­heit.
Das Land ist gespal­ten. Vie­le glau­ben: gespal­te­ner denn je. Shel­ton Wil­liams, der Prä­si­dent des Osgood Cen­ter und eine poli­tik­wis­sen­schaft­li­che Kory­phäe in den USA, warnt aller­dings vor der Über­dra­ma­ti­sie­rung der ame­ri­ka­ni­schen Spal­tung: Schon vor dem zwei­ten Welt­krieg gab es hoch kon­tro­ver­se Debat­ten über Iso­la­tio­nis­mus ver­sus Inter­ven­ti­on, die an heu­ti­ge Wahl­kampf­the­men erin­nern. Zwar hat der Sieg im Zwei­ten Welt­krieg die ame­ri­ka­ni­sche Bevöl­ke­rung wie­der zusam­men­ge­bracht, aber auch dann gab es hef­ti­ge Spal­tun­gen über den Kom­mu­nis­mus in der McCar­thy-Ära, über die Segre­ga­ti­on oder die Krie­ge in Viet­nam und im Irak. „Mar­tin Luther King and John F. Ken­ne­dy got shot over stan­ding for their belie­ves”, erin­nert Wil­liams. “Pola­riza­ti­on is not a new phe­no­me­non. The cul­tu­ral divi­de today reflects the ten­si­ons of the 60s and 80s.“ 

Vie­le Gesprächs­part­ne­rin­nen und ‑part­ner appel­lie­ren auch an die Gemein­sam­kei­ten bei­der Par­tei­en. Im här­te­ren Kurs gegen­über Chi­na sind sich bei­de einig und Shel­ton Wil­liam erin­nert dar­an, dass vier wich­ti­ge Geset­ze, wie der „Infra­struc­tu­re Deal“, wäh­rend Joe Bidens Regie­rungs­zeit über­par­tei­lich ver­ab­schie­det wur­den. Auch Sank­tio­nen gegen ande­re Län­der wer­den meist mit gro­ßer gemein­sa­mer Mehr­heit ver­ab­schie­det – sie gel­ten als liebs­tes Mit­tel der Inter­ven­ti­on, erklärt Adam Smith, der frü­her für das US-Finanz­mi­nis­te­ri­um arbei­te­te. Auch dort, wo es kei­ne Über­ein­stim­mung zwi­schen Repu­bli­ka­nern und Demo­kra­ten gibt, herrscht inner­par­tei­lich noch lan­ge kein Kon­sens. Wäh­rend Joe Bidens Kan­di­da­tur strit­ten die Demo­kra­ten intern über sei­ne Eig­nung als Prä­si­dent in einer zwei­ten Legis­la­tur und eini­ge Repu­bli­ka­ner eint ihre Abnei­gung gegen­über Trump – und damit dem eige­nen Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­ten. Micha­el O’Hanlon, For­schungs­di­rek­tor im Bereich Außen­po­li­tik bei Broo­kings und Mit­glied des Defen­se Poli­cy Board im Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um – und wie er erzählt, selbst im repu­bli­ka­ni­schen Lager – fin­det deut­li­che Wor­te: „Janu­ary 6th show­ed, that Donald Trump should not be given the care over our demo­cra­cy ever again.“

Die Wahlen und die Welt – Zukunft der Internationalen Gemeinschaft

Wie die Wahl aus­geht, ist nicht nur für die ame­ri­ka­ni­schen Staats­bür­ger von Bedeu­tung. Auch der Rest der Welt, vor allem Euro­pa, ist von der Welt­macht USA geprägt. Als bis­he­ri­ge größ­te Mili­tär- und Wirt­schafts­macht hat­ten sie eine Son­der­rol­le in der Inter­na­tio­na­len Gemein­schaft seit Ende des Kal­ten Krie­ges inne – in der Poli­tik­wis­sen­schaft spricht man vom „uni­po­la­ren Moment“. Ihren Son­der­sta­tus ver­leiht ihnen auch ihre aus­ge­zeich­ne­te und welt­weit ein­zig­ar­ti­ge Lage – umge­ben von nur zwei fried­li­chen Nach­barn und geschützt von Ozea­nen: „If the world did fall apart, the USA would be the last to noti­ce.“, sagt Hal Brands, Pro­fes­sor für glo­ba­le Ange­le­gen­hei­ten an der Johns Hop­kins School of Advan­ced Inter­na­tio­nal Stu­dies. War­um soll­te es sie also inter­es­sie­ren, wenn in Euro­pa oder im Nahen Osten Krieg aus­bricht? Wozu all die­se teu­ren Alli­an­zen? „The cos­ts of alli­ances are easy to see, but the bene­fits are not”, fährt Brands fort.

Das erkennt man auch in der For­de­rung im Wahl­kampf, sich aus der Welt zurück­zu­zie­hen und sich mehr um das eige­ne Land zu bemü­hen. Die­ser Iso­la­tio­nis­mus wird vor allem Trump vor­ge­wor­fen, dabei war auch schon unter Oba­ma ein deut­li­cher Rück­zug aus Euro­pa und ande­ren Welt­re­gio­nen zu sehen. Der Vor­wurf, den schon Oba­ma anbrach­te und auch in den Gesprä­chen bei der Exkur­si­on immer wie­der zum Vor­schein kommt, lau­tet, Euro­pa habe sich zu lan­ge auf der Unter­stüt­zung durch die USA aus­ge­ruht. Auf die Fra­ge nach der Zukunft der US-Außen­po­li­tik sieht Hal Brands eine kla­re Ant­wort: „The US needs more capa­bi­li­ties, but its allies will have to take a share in that.”

Wahlkampf

So wich­tig die­se The­men für uns Euro­pä­er erschei­nen mögen – für die ame­ri­ka­ni­schen Wäh­ler sind das nur Fra­gen am Ran­de. Die wich­tigs­ten The­men („issues“) im US-Wahl­kampf sind innen­po­li­ti­scher Natur: Wirt­schaft, Kri­mi­na­li­tät, Dro­gen, Arbeits­plät­ze, Abtrei­bung. Außen­po­li­tik spielt nur eine gerin­ge Rol­le. Doch viel wich­ti­ger als die tat­säch­li­chen Wahl­kampf­the­men sind die Emo­tio­nen. Wer schafft es, die Her­zen der Men­schen zu gewin­nen? Das ist einer der größ­ten Unter­schie­de, die auf­fal­len. Wo in Deutsch­land die Inhal­te – Zah­len, Daten, Fak­ten und kon­kre­te Plä­ne zur Umset­zung von Par­tei­pro­gram­men zäh­len, die in meist tro­cke­nen Talk­shows bespro­chen wer­den, sind die US-Wah­len insze­niert wie ein Film. Die Wahl­kampf­wer­be­spots, die rauf und run­ter lau­fen, erin­nern an Action-Film-Trai­ler. Es wer­den Pro­mi­nen­te ein­ge­setzt, die für Par­tei­en wer­ben, der Wahl­kampf wird durch Pop-Kul­tur und Memes ver­brei­tet, die Geg­ner mit medi­en­wirk­sa­men „catch-phr­ar­ses“ herabgesetzt.

Tim Walz und Kama­la Har­ris insze­nie­ren sich auf dem demo­kra­ti­schen Par­tei­tag als Fami­li­en­men­schen: Ihre Kin­der sit­zen zu Trä­nen gerührt im Publi­kum, Har­ris‘ Mann spricht auf dem über sei­ne Frau als die Stief­mut­ter sei­ner Kin­der, die sie „Mama­la“ nen­nen. Seit Kama­la Har­ris Tim Walz als ihren Vize­prä­si­den­ten ver­kün­det hat, stel­len die Gesprächs­part­ner der Exkur­si­on viel Emo­ti­on, Ener­gie und Moti­va­ti­on im demo­kra­ti­schen Lager fest, wie es schon lan­ge nicht mehr in die­ser Inten­si­tät beob­ach­tet wurde.

Ganz beson­ders kön­nen wir das am eige­nen Leib bei einer frei­wil­li­gen Abend­ver­an­stal­tung spü­ren: Zufäl­lig ist gera­de Nan­cy Pelo­si in der Stadt, um in einem Thea­ter ihr neu­es Buch vor­zu­stel­len. Natür­lich wird im Zuge des­sen auch kräf­tig Wahl­kampf für ihre Par­tei (die Demo­kra­ten) betrie­ben. Als Spre­che­rin des Kon­gres­ses unter Joe Biden war sie lan­ge Zeit die mäch­tigs­te Frau der USA. Die wol­len wir uns nicht ent­ge­hen las­sen. Das Lin­coln Thea­ter in Washing­ton füllt sich schnell. Als Nan­cy Pelo­si die Büh­ne betritt, gibt es lau­ten Jubel und Stan­ding Ova­tions. Und das nicht ohne Grund: Nan­cy Pelo­si lie­fert ab. 

Schon die ers­te Fra­ge der Jour­na­lis­tin „how does it feel to be the most powerful woman in the United Sta­tes of Ame­ri­ca?” beant­wor­tet sie mit einem Knal­ler: „It feels like soon I will be second”. Sie impli­ziert, dass Kama­la Har­ris im Novem­ber die ers­te Prä­si­den­tin der Ver­ei­nig­ten Staa­ten wird. Nach die­sem Satz explo­diert der Raum mit wil­dem Klat­schen und Jubeln. Es fühlt sich ein wenig an wie Batt­le-Rap: Jeder ihrer Rede­an­tei­le endet auf eine Pun­ch­li­ne. Für Donald Trump, des­sen Namen sie nicht in den Mund nimmt, hat sie nur Ver­ach­tung übrig. Als Trump-Anhän­ger von ihm ange­sta­chelt am 6. Janu­ar 2021 den Kon­gress stürm­ten, ran­da­lier­ten die­se in ihrem Büro und rie­fen „Whe­re is Nancy?“. 

Im Herbst 2022 brach ein Rechts­extre­mist mit der­sel­ben Fra­ge in ihr Wohn­haus in San Fran­cis­co ein und schlug mit einem Ham­mer auf ihren Ehe­mann ein. Die­se schreck­li­chen Geschich­ten endet sie mit einem kla­ren State­ment: „I always knew how dan­ge­rous that man (Anm.: gemeint ist Donald Trump) was. And he con­ti­nues to be dan­ge­rous. He can­not beco­me pre­si­dent again; he belongs in jail.” Und wie­der: Tosen­der Bei­fall und Jubel­ru­fe, die uns mit­rei­ßen in der Eupho­rie und Emo­ti­on des US-Wahlkampfs.

Die neu­ent­fach­te Moti­va­ti­on scheint groß­flä­chig zu wir­ken. Die meis­ten der noch unent­schlos­se­nen Wäh­ler sei­en über den fri­schen Wind, den die ver­hält­nis­mä­ßig jun­ge Har­ris in das Ren­nen bringt, erstaunt. Und auch der zuvor eher unbe­kann­te Tim Walz trägt sei­nen Teil dazu bei. Die Ver­kün­dung, dass er Kan­di­dat für das Amt des Vize­prä­si­den­ten wird, erfolgt am ers­ten Mor­gen des Sym­po­si­ums. Die Exper­ten, mit denen wir an die­sem Mor­gen reden, sind über­rascht, „until this mor­ning I didn’t know that man“, gibt einer von ihnen zu. Aber Micha­el O’Hanlon hat eine Erklä­rung für die­se Wahl: Walz sei nicht Teil der „coas­tal éli­te“, zu der auch Kama­la Har­ris als erfolg­rei­che Juris­tin aus Kali­for­ni­en gezählt wird. Gera­de die ärme­re Bevöl­ke­rung aus der Mit­te des Lan­des – von vie­len despek­tier­lich „fly over coun­try“ genannt – steht die­sen Eli­ten skep­tisch gegenüber. 

Tim Walz als ehe­ma­li­ger Sol­dat, Leh­rer und Foot­ball Coach aus dem indus­tri­ell und land­wirt­schaft­lich gepräg­ten Min­ne­so­ta, stellt den boden­stän­di­gen Kon­trast zu Har­ris dar und soll so die Stim­men die­ser Wäh­ler für die Demo­kra­ten gewin­nen. Das scheint zu gelin­gen: „Befo­re, the­re has been a cer­tain kind of fata­lism bet­ween the voters, but today we see eurpho­ria on the demo­crats‘ side“ , sagt Amy Wal­ter, Daten­jour­na­lis­tin, Her­aus­ge­be­rin und Chef­re­dak­teu­rin eines News­let­ters über Wahl­trends in den USA. Bei einer Panel-Dis­kus­si­on im Gebäu­de des Think Tank „Broo­kings“ erzählt sie, die Repu­bli­ka­ner hät­ten damit gerech­net, dass Kama­la Har­ris mit sehr schlech­ten Umfra­ge­wer­ten in das Ren­nen star­ten wür­de. Doch davon ist nichts zu spüren. 

Seit­dem Kama­la Har­ris zur Kan­di­da­tin ernannt wur­de, sei­en die Repu­bli­ka­ner besorgt um ihre Kam­pa­gne, erklärt Mari­ann Levi­ne, die als Jour­na­lis­tin bei der Washing­ton Post für die Bericht­erstat­tung über den Wahl­kampf und ins­be­son­de­re Donald Trump zustän­dig ist. Er sei frus­triert, dass die Ver­an­stal­tun­gen der Demo­kra­ten höhe­re Besu­cher­zah­len haben als die der Repu­bli­ka­ner. Wäh­rend vie­le davon aus­gin­gen, das Atten­tat auf Trump hät­te den Aus­gang der Wah­len zu sei­nen Guns­ten besie­gelt, kam es durch Kama­la Har­ris zu „one oft he most remar­kab­le turn arounds in the his­troy of elec­tion cam­paig­ning“, wie Amy Wal­ter es nennt.

Ungewisse Zukunft

Man soll­te die­sen aktu­el­len Hype aller­dings nicht über­schät­zen und vor­ei­li­ge Schlüs­se aus den Umfra­gen zie­hen, erklärt Wal­ter. Wegen des Mehr­heits­wahl­prin­zips und der föde­ra­len „Win­ner takes all“-Struktur wür­de am Ende nur eine klei­ne Grup­pe an Wäh­lern in den Swing Sta­tes über das Ergeb­nis ent­schei­den. Weil sie weder dem einen noch dem ande­ren Lager ange­hö­ren, wer­den sie die „Inde­pend­ents“ genannt – die Unab­hän­gi­gen. Sie machen nur sie­ben bis zehn Pro­zent der Bevöl­ke­rung aus, haben kein aus­ge­präg­tes Inter­es­se an Poli­tik und sind daher noch unent­schlos­sen. Amy Wal­ter nutzt den Ver­gleich mit der Foot­ball-Sai­son: Men­schen, die sich nicht für Foot­ball inter­es­sie­ren, bekom­men das gan­ze Jahr über kaum etwas davon mit, aber je näher es auf ein Fina­le zugeht, des­to mehr wird man dar­in invol­viert. Ähn­lich sei es bei den unab­hän­gi­gen Wäh­lern. In den Som­mer­fe­ri­en will kei­ner über Poli­tik nach­den­ken und bis zu den Wah­len ist noch genug Zeit, um sich zu ent­schei­den. Die aktu­el­len Umfra­gen sei­en daher wenig aus­sa­ge­kräf­tig. Wer Ende Okto­ber die Deu­tungs­ho­heit über die Wahl­kampf­the­men und die Mehr­heit der media­len Auf­merk­sam­keit hat, wird die Wahl für sich entscheiden.

Jeder Vor­trag, den wir hören, ist von der Fra­ge nach dem Aus­gang der Wahl geprägt: Wie wer­den die USA zuhau­se und in der Welt unter Trump und Van­ce aus­se­hen – und wie unter Har­ris und Walz? Dem Land ste­hen zwei Zukunfts­ent­wür­fe offen, auf die es unwei­ger­lich zutreibt. Jere­my Suri, ame­ri­ka­ni­scher His­to­ri­ker und Pro­fes­sor an der Uni­ver­si­ty of Texas, gibt uns Hoff­nung: “We are cur­sed to live in an unsta­ble time and lucky to live in a time of chan­ge.” Die Fra­ge ist nur, was wir aus den Zei­ten der Umbrü­che machen.

Impres­sio­nen aus Washing­ton, D.C. (Fotos: Sophia Maier)