Gebündeltes Medienwissen
Alice im Neuland
Martin Sell war wütend. Über die Referentin des Elternabends an der Grundschule seiner Söhne, die ihr Bestes gab, um über Medienkompetenz im Zeitalter des Internets zu sprechen – und doch überfordert schien. Über das verfügbare Informationsmaterial, das reich an Fachwissen und weiterführenden Links war, aber arm an zielgerichteter Information. Über die medienpädagogische Industrie, deren Selbstzweck sich dem Medientechnik-Ingenieur nicht erschloss. Kurz: Über das gesamte System, das den Kindern nicht das Rüstzeug lieferte, das heute notwendig sei.
Martin war überzeugt: „Das Internet muss neu erfunden werden. Und damit auch die Schule insgesamt und unsere Gesellschaft.“ Was also konnte ein erster Schritt dazu sein? Ihm war klar: Er musste selbst aktiv werden. Das CdAS-Mitglied aus München machte sich ans Werk, gründete einen Verlag und erschuf in mühevoller Kleinarbeit „Alice im Neuland“ – ein Lesebuch und Nachschlagewerk mit viel Liebe zum Detail, das den Zusatz „für die gesamte Familie“ verdient hat. Martin war Autor, Layouter, Produzent und Verleger seines Erstlingswerks und trug das gesamte Risiko. Nur die Illustrationen steuerte eine befreundete Illustratorin bei.
Protagonistin der Geschichte ist Alice, ein 7‑jähriges Mädchen, das sich aufmacht und – frei nach Angela Merkel – ein geheimnisvolles „Neuland“ erkundet. Zunächst sucht Alice nach ihrem Einhorn. Dabei kommt sie an zahlreichen wunderlichen Wesen vorbei und lernt die Gefahren des Internets, aber auch seine unermesslichen Möglichkeiten kennen. Eingeteilt in 16 Kapitel, ist das Buch für Erwachsene und Kinder ein großes Vergnügen. Während die Kleinen sich zunächst ziemlich wundern über goldene Gänse und den „Tanz um den Zuckerberg“, werden medienkundige Leser schmunzeln über all die Anspielungen und Wortspiele, die sich auf jeder Seite wiederfinden.
Nach jedem Kapitel gibt es Informationsseiten, die mit hervorragenden Illustrationen und Infografiken die digitale Welt verständlich erklären. Das 150-seitige Buch eignet sich auch als Nachschlagewerk – dank eines umfangreiches Registers und Quellenverzeichnisses. Was genau ist jetzt dieses „Internet der Dinge“, was bedeuten die kryptischen Buchstabenkolonnen namens IP-Adresse und wie funktioniert ein 3‑D-Drucker?
„Alice im Neuland“ ist kein Schnellschuss, sondern das Ergebnis eines durchdachten Konzepts, mit dem Martin Sell seinen Beitrag zur Medienkompetenz in die Kinderzimmer bringen möchte. Um das Autoren-Pseudonym Paul Andersson möchte er eine analoge und digitale Markenwelt aufbauen, die für hochwertige Wissensvermittlung steht: Unter www.paulandersson.com soll ein Blog entstehen, weitere Bücher sind in Planung. Und vielleicht klappt es ja auch mit der einen oder anderen Lesung in den CdAS-Regionalgruppen? Das Thema schließlich ist aktueller denn je.
Alice im Neuland
von Paul Andersson (Autor)
und Annamaria Papp-Ionescu (Illustratorin)
massel Verlag
150 Seiten, gebunden
ISBN: 978−3−948576−00−4
Empfohlenes Alter: 7 – 99 Jahre