Spirulina gegen Mangelernährung
Algenzucht in Afrika
„Unser Ziel: Die Bekämpfung der Mangelernährung in Kenia. Unsere Lösung: Spirulina, eine Mikroalge und ein Superfood.“
Mit diesem Satz beschreibt Thriving Green auf seiner Website die Vision. Eine Vision, die Welt ein bisschen besser zu machen – mit algenartigen Bakterien.
Die kleine, grüne Alge Spirulina findet ausgerechnet in Kenia optimale Wachstumsbedingungen vor. Sie braucht nämlich Temperaturen um die 40° Celsius, hohe Salzkonzentrationen und basisches Wasser, um sich optimal vermehren zu können. Und sie braucht viel Sonne – die findet sie in mittlerweile neun flachen Salzwasserbecken an drei Standorten im Land, unter anderem in Nariokotome. Dort hat der HSS-Altstipendiat Stefan Weigl mit seinem Verein vor fünf Jahren begonnen, Spirulina anzubauen. „Thriving Green“ heißt dieser Verein, dessen Name Programm ist: „Blühendes Grün“ in Form von Spirulina soll der Mangelernährung entgegenwirken.
„Wir waren zu Beginn sehr naiv. Eine Eigenschaft, die zwingend nötig ist, ein solches Projekt zu starten“, erzählt Stefan Weigl im Interview. „Wir [sind] mit Tatentrang, aber auch einer gehörigen Portion Naivität an die Sache herangegangen. Wir dachten, wie wohl jedes Team, das in Afrika ein Projekt umsetzen möchte, dass es einfacher wäre. Aber Regenzeiten, kenianische Bürokratie und Corona haben uns gezeigt, dass wir geduldig sein müssen.“ Die Naivität hat nun zu einem sehr spannenden nachhaltigen Projekt geführt, das vielen Menschen in der Region neue und hoffnungsvolle Zukunftsperspektiven eröffnet.
Steckbrief Spirulina
- Cyanobakterium, das Hitze liebt
- 0,3 mm lang, spiralförmig (daher der Name)
- enthält viele Mineralstoffe, Vitamine, Proteine, daher „Superfood“
- braucht kaum Waser, um zu wachsen
- tägliche Ernte möglich
- geerntet wird mit einem Mikrofasertuch
- wird als Pulver oder Tablette unters Essen und Getränke gemischt
- umweltfreundlich und nachhaltig: bindet durch Photosynthese CO2
- Weitere Informationen
Idee und Umsetzung
Mangelernährung und Hunger in Kenia bekämpfen. Das ist das Ziel, dem sich Stefan Weigl verpflichtet hat und weshalb er Teil von Thriving Green ist. Er möchte etwas tun, um den unterernährten Menschen zu helfen. Einerseits, indem er ihnen die Spirulinazucht beibringt, andererseits, indem er den Menschen mit Spirulina ein Superfood zugänglich macht, das ihr karges Nahrungsangebot effizient erweitert.
Als Techniker bei Thriving Green möchte er helfen, die Spirulinazucht für die Einheimischen zu erleichtern. Seine Aufgabe ist hier vor allem die Entwicklung eines Sensors, der die Wachstumsbedingungen von Spirulina überwacht und den Landwirten vor Ort anzeigt, wann und wie sie nachkorrigieren sollen.
So übernimmt das Team von Thriving Green die Aufgabe, die Einheimischen optimal im Anbau, Betrieb und der Verteilung auszubilden. „Die Leute vor Ort bauen Spirulina an, ernten dieses, trocknen es und – wenn Pulver gewünscht – mörsern es und verpacken es. Sie kümmern sich außerdem um die Becken.“, beschreibt Stefan Weigl die Tätigkeitsfelder der Arbeiter in den Zuchtanlagen.
Kenia: Überblick
- 54 Mio. Einwohner
- 40 Volksstämme und 50 Sprachen
- ca. 580.000 m2 groß (zum Vergleich: Deutschland mit 357.000 m2)
- vorherrschende Probleme: extreme Armut, Hitze, Nahrungsmangel
- tausende unterernährte Menschen
- Temperaturen bis 45° Celsius
- durchschnittlich bis zu 8 Sonnenstunden pro Tag
- politisches System: Präsidialrepublik
- Mehr über Kenia und die Gegebenheiten im Land
Nachhaltigkeit für Generationen
Hilfe zur Selbsthilfe – die Spirulinaanbauer sollen bald in der Lage sein, sich selbst, ihre Familien und sogar ihr Dorf mit dem Superfood zu versorgen. Stefan Weigl ergänzt: „Aktuell legt unser Verein zum einen darauf Wert, dass wir in Kenia nur sinnvolle Standorte mit zuverlässigen Partnern unterstützen, die die gleiche Vision wie wir verfolgen. Dazu zählt auch, dass wir die Produkte nicht durch die ganze Welt verschiffen wollen, sondern lokal vertreiben.“ Das Projekt soll irgendwann ganz ohne den Verein funktionieren – ein Spirulina-Selbstläufer sozusagen.
Wie eine Spirulina-Farm aussieht, sehen Sie in diesem Video: