Frauenförderung der HSS in Jordanien

„Happy wife, happy life“

Veröffentlicht am 10. Januar 2025 von Sophia Maier

Für ein Prak­ti­kum ver­schlug es Sti­pen­dia­tin Sophia Mai­er in das HSS-Regio­nal­bü­ro in Jor­da­ni­en. Zwei Mona­te lang beglei­tet sie die Arbeit der Stif­tung vor Ort und taucht dabei in ein ande­res Land ein, in dem die HSS hilft, die Demo­kra­tie zu unter­stüt­zen, öko­lo­gi­sche Nach­hal­tig­keit zu för­dern und die Rol­le der Frau­en im Land zu stär­ken. Beson­ders die loka­len Pro­jek­te zum Empower­ment von Frau­en und die Ein­bli­cke in deren Leben haben sie dabei berührt.

Exkurs: Die HSS in Jordanien

Die inter­na­tio­na­le Zusam­men­ar­beit eine der Kern­auf­ga­ben der Hanns-Sei­del-Stif­tung. Die Pro­jekt­bü­ros in 75 Län­dern för­dern welt­weit men­schen­wür­di­ge Lebens­ver­hält­nis­se und leis­ten durch die Stär­kung von Frie­den, Demo­kra­tie und sozia­ler Markt­wirt­schaft einen Bei­trag zur nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung. Dies ermög­licht der HSS wich­ti­ge Kon­tak­te in der Zivil­ge­sell­schaft, Poli­tik sowie Wirt­schaft und damit eine enge Zusam­men­ar­beit auf ver­schie­de­nen Ebe­nen. In Jor­da­ni­en betreibt die Stif­tung seit 1996 ein Regio­nal­bü­ro, das neben dem König­reich auch Pro­jek­te in Liba­non und Syri­en (bis zum Bür­ger­krieg 2011) betreut und damit eine Regi­on abdeckt, die von den ver­schie­dens­ten Kul­tu­ren, poli­ti­schen Sys­te­men und tief­grei­fen­den Kon­flik­ten geprägt ist. In Jor­da­ni­en umfas­sen die Pro­jek­te vor allem die För­de­rung von Frau­en, Demo­kra­tie und Umweltschutz.

Auch wenn Jor­da­ni­en als eines der sta­bils­ten und libe­rals­ten Län­der der Regi­on gilt, geht es vie­len Men­schen vor allem in den länd­li­chen Regio­nen im Nor­den und Süden schlecht: Die Com­mu­ni­ties sind stark reli­gi­ös-kon­ser­va­tiv, die Arbeit auf den Fel­dern dort ist hart, sai­son­ab­hän­gig und schlecht bezahlt. Es fehlt an Infra­struk­tur, Bil­dung und einer Per­spek­ti­ve auf ein bes­se­res Leben.

Auf dem Weg in das nörd­li­che Jor­dan­tal, nahe der Gren­zen zu Syri­en und zum West­jor­dan­land, brennt die Son­ne her­ab. Vie­le Stra­ßen sind nur noch Sand­we­ge, die Läden her­un­ter­ge­kom­men. Die Men­schen ver­kau­fen Obst, Gemü­se und Klei­dung von den Lade­flä­chen ihrer ver­beul­ten Pick­ups. An den Ampeln klop­fen Kin­der an die Auto­schei­ben und bet­teln um Geld. Genau hier, in den abge­häng­ten Regio­nen weit abseits der Haupt­stadt kann die HSS mit ihrem Fokus auf Dezen­tra­li­sie­rung anset­zen. Vor allem Frau­en haben es in die­ser Regi­on schwer. Tra­di­tio­nel­le Geschlech­ter­rol­len ver­hin­dern oft deren poli­ti­sche, sozia­le und wirt­schaft­li­che Teil­ha­be: Sie sind viel zuhau­se, haben kaum sozia­le Kon­tak­te und wenig Bil­dung. Ihnen man­gelt es meist an grund­le­gen­den Lebens­kom­pe­ten­zen wie Kon­flikt- und Pro­blem­lö­sung, Ent­schei­dungs­fä­hig­keit und zwi­schen­mensch­li­cher Kom­mu­ni­ka­ti­on. Vie­le wis­sen auch nichts über ihre Rech­te, ihren Kör­per oder grund­le­gen­de Infor­ma­tio­nen über Kin­des­ent­wick­lung – und das, obwohl vie­le Mäd­chen hier jung hei­ra­ten und früh Kin­der bekom­men. Vie­le Frau­en in den Dör­fern des nörd­li­chen Jor­dan­tal wol­len nicht in die­ser aus­sichts­lo­sen Lage ver­har­ren. Doch es fehlt ihnen der Impuls zur Selbst­hil­fe und ‑ver­ant­wor­tung. Das erga­ben eini­ge Feld­be­su­che, Gesprä­che mit den Ver­tre­tern der Bezir­ke, der dort akti­ven „Com­mu­ni­ty Based Orga­ni­sa­ti­ons“ CBOs, mit Schul­lei­tun­gen, Ärz­tin­nen und Ärz­ten sowie vor allem den Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­nern selbst.

Frau­en­för­de­rung im nörd­li­chen Jordantal

Auf Basis die­ser Pro­blem­ana­ly­se setzt die HSS in Koope­ra­ti­on mit der NGO „Future Pio­neers – Empowe­ring Com­mu­ni­ties“ an. Seit 2023 füh­ren sie die Work­shop-Rei­he „Women in Dia­lo­gue“ im nörd­li­chen Jor­dan­tal durch, bei der Frau­en in zehn Sit­zun­gen über Hygie­ne und Gesund­heit, die Ent­wick­lung von Kin­dern und die Rol­le von Umwelt­schutz für sie und ihre Dör­fer ler­nen. Außer­dem wer­den sie über ihre Rech­te auf­ge­klärt und üben per­sön­li­che Fähig­kei­ten wie effek­ti­ve Kom­mu­ni­ka­ti­on, posi­ti­ves Den­ken oder Zeit­ma­nage­ment. Die Hanns-Sei­del-Stif­tung unter­stützt das Pro­jekt, wo sie kann. Vor allem, dass die Kos­ten für die Anrei­se über­nom­men wer­den und sie wäh­rend der Semi­na­re war­me Mahl­zei­ten erhal­ten, schät­zen die Teil­neh­me­rin­nen sehr. „If it hadn’t been for this sup­port, I couldn’t have affor­ded it”, schreibt eine der Frau­en in einem Evaluationsbogen.

Auf der zwei­stün­di­gen Fahrt von Amman hoch in den Nor­den erzählt mir die Pro­jekt­lei­te­rin Yus­ra Al Jaba­ri von all den Frau­en, die die Semi­na­re schon besucht haben: Ihre Umstän­de, ihre Per­spek­ti­ven, die Erleb­nis­se, die sie geschil­dert haben. Sie umfas­sen eine brei­te Alters­span­ne zwi­schen 18 und 50 Jah­ren, man­che sind ver­hei­ra­tet, man­che nicht, die einen sind erwerbs­tä­tig, ande­re sind unbe­zahl­te Haus­frau­en. Die Geschich­ten und Hin­ter­grün­de ver­schie­de­ner Frau­en spru­deln nur so aus Yus­ra her­aus. Sie selbst ist 39 Jah­re alt und eigent­lich Künst­le­rin. Seit 2018 arbei­tet sie auch für Future Pio­neers und hat schon vie­le Frau­en auf derem Weg zur Selbst­ver­wirk­li­chung beglei­tet. Yus­ra steckt mit vol­lem Herz­blut in dem Pro­jekt. Stän­dig klin­gelt ihr Han­dy, oft über­schlägt sich ihre Stim­me, wenn sie von ihrer Arbeit und ihren vie­len Ideen spricht. Ihr ist es beson­ders wich­tig, dass sie auf die Umstän­de der Frau­en ein­ge­hen kann und auch die loka­len kul­tu­rel­len Gege­ben­hei­ten beach­tet wer­den. Die Trai­nings sol­len kei­ne Beleh­rung von oben her­ab sein, son­dern eine Begeg­nung auf Augen­hö­he, ange­passt an die Bedürf­nis­se und Umstän­de der Teil­neh­me­rin­nen. Yus­ra sucht daher für jeden Work­shop nach CBOs und Trai­ne­rin­nen, die aus der Regi­on kom­men, um ihr bei der Gestal­tung der Trai­nings­ein­hei­ten zu helfen.

Mit Work­shops Leben verändern

Bal­qees Abou Soh­yon kommt selbst aus einer klei­nen Stadt im nörd­li­chen Jor­dan­tal. Ihre Fami­lie, so sagt sie, hat alles dafür getan, damit sie zur Schu­le gehen und spä­ter eine gute Aus­bil­dung bekom­men kann. In ihrer Tätig­keit als Kran­ken­schwes­ter lern­te sie, wie wich­tig Bil­dung für die Selbst­ver­wirk­li­chung von Frau­en ist. Aus die­sem Grund erklärt sie an einem hei­ßen Tag in einem grell beleuch­te­ten Raum den weib­li­chen Kör­per und sei­ne Gesund­heit. Ich sit­ze neben den zwan­zig Frau­en aus den umlie­gen­den Dör­fern auf einem gepols­ter­ten Stuhl, drau­ßen brennt die Mit­tags­son­ne auf den san­di­gen Vor­platz, drin­nen sor­gen ein paar Decken­ven­ti­la­to­ren für einen leich­ten Wind in dem sti­cki­gen Gemein­de­raum. Die Frau­en sit­zen in klei­nen Grup­pen an ein paar Tischen und bli­cken auf eine Prä­sen­ta­ti­on, die Bil­der vom Ute­rus, einem Peri­oden­ka­len­der oder der Ver­hü­tungs­spi­ra­le an die Wand wer­fen. „Who knows what that is?“ fragt Bal­qees, als ein Bild von Kon­do­men hin­ter ihr erscheint. Drei der zwan­zig Frau­en heben die Hand. Was für Außen­ste­hen­de selbst­ver­ständ­lich wir­ken mag, kann hier Leben ver­än­dern. „I once had a stu­dent who told me that almost all the women in her fami­ly died of breast can­cer at a very young age“, erzählt Bal­qees. „When I asked her if she had ever had a breast can­cer scree­ning, she just loo­ked at me in sur­pri­se and repli­ed: No, what for?“

Auch gemeinsam basteln gehört zum Mann-Frau-Seminar, in der sich Eheleute besser kennen lernen. (Foto: Sophia Maier)

Für die Frau­en ist das Semi­nar aber nicht nur blo­ßer Unter­richt, son­dern auch ein Raum zur Ver­net­zung und zum Aus­tausch: „Many of the­se women are never being heard, the­re are hard­ly any spaces in which they can express them­sel­ves“, erklärt mir Yus­ra. In den Semi­na­ren wird ihnen die­ser Raum gebo­ten, in dem sie Ideen aus­tau­schen und ihre Gefühls­welt offen­le­gen kön­nen. Indem die Frau­en ermu­tigt wer­den, sich zu ent­fal­ten, sol­len sie es auch zu mehr Selbst­wirk­sam­keit und damit Sicht­bar­keit in der Gesell­schaft schaf­fen. Dass das auf frucht­ba­ren Boden zu sto­ßen scheint, spie­gelt sich auch in den Eva­lua­ti­ons­bö­gen der Frau­en wie­der, die am Ende der Work­shop-Rei­he aus­ge­füllt wer­den: „I lear­ned to love mys­elf, so that this would be reflec­ted in how I tre­at others”, schreibt da eine. Eine ande­re berich­tet sogar, dass sie erst durch das Semi­nar ermu­tigt wur­de, sich auf einen Job bei der Gemein­de­ver­wal­tung zu bewer­ben. Davor hat­te sie gedacht, sie wäre nie­mals gut genug dafür. Danach fin­det sie den Mut zur Bewer­bung – und erhält prompt eine Zusage.

Die neu erlern­te Empa­thie und die neu­en, posi­ti­ven Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gien prä­gen auch den Umgang mit ihrem Umfeld, vor allem mit ihren Kin­dern. In einem Feed­back-Bogen berich­tet eine der Frau­en: “I was able to trans­form from an angry mother into a calm mother who is able to deal with her child­ren. I lear­ned how to take care of their men­tal health and make them feel like a desi­ra­ble per­son.” Aber nicht nur die Bezie­hun­gen der Frau­en zu ihren Kin­dern, son­dern auch zu ihrem Part­ner ver­än­dert sich. In den vie­len Work­shops wur­de klar, dass die meis­ten der Frau­en oft mit geschlechts­spe­zi­fi­schen Pro­ble­men kon­fron­tiert sind. Eini­ge von ihnen haben bereits Gewalt durch Män­ner erlebt und die meis­ten trau­en sich auch nicht, offen mit Män­nern über wich­ti­ge Lebens­fra­gen zu spre­chen – ob als Ehe­frau­en, Müt­ter, Töch­ter oder Schwes­tern. In den Work­shops wer­den ihnen Wege ver­mit­telt, wie sie sol­che Gesprä­che suchen kön­nen, ihre Pro­ble­me und Wün­sche kom­mu­ni­zie­ren und sich Gehör ver­schaf­fen kön­nen. Von den Män­nern soll dies bis­her durch­weg posi­tiv auf­ge­nom­men wor­den sein. Sie sind froh, dass eine offe­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on in ihre Fami­li­en getra­gen wird. „Hap­py wife, hap­py life“ lacht Yusra.

Abschlusszeremonie mit Schülerinnen, Lehrerinnen und Ehemännern (Foto: Sophia Maier)
Abschluss­ze­re­mo­nie mit Schü­le­rin­nen, Leh­re­rin­nen und Ehe­män­nern (Foto: Sophia Maier)

Män­ner und Frau­en – gemein­sam für Emanzipation

Bis­her war das Feed­back zu den Work­shops immer posi­tiv. Kei­ne ein­zi­ge der ins­ge­samt 240 Frau­en, die die Semi­na­re mitt­ler­wei­le durch­lau­fen haben, habe auch nur eine Stun­de ver­passt, erzählt Yus­ra stolz. Kri­tik von Außen­ste­hen­den aus den Dör­fern hät­te das Pro­jekt noch nie erfah­ren – im Gegen­teil: Yus­ra errei­chen immer mehr Anfra­gen, von Men­schen, die ger­ne an der Semi­nar­rei­he teil­neh­men möch­ten. Es mag zunächst über­ra­schend erschei­nen, dass dar­un­ter auch eini­ge Män­ner sind. Die meis­ten Stif­tun­gen und Human Deve­lo­p­ment Pro­gram­me in Jor­da­ni­en fokus­sie­ren sich nur auf die Eman­zi­pa­ti­on der Frau­en – und ver­ges­sen dabei, dass auch die Män­ner bei die­ser Ent­wick­lung eine ent­schei­den­de Rol­le spie­len. „Chan­ge can only hap­pen when men and women work tog­e­ther“, erklärt Yus­ra. Wenn sie die Aus­wir­kung der Trai­nings auf ihre Frau­en und ihr Umfeld sehen, kom­men vie­le der Män­ner auf sie zu. Sie wol­len ler­nen, bit­ten sie um mehr Beach­tung und wol­len bei den Umbrü­chen in der Gesell­schaft an die Hand genom­men wer­den. „It would be nice if we could also invol­ve the men more…“ denkt Yus­ra laut nach, als wir auf dem Rück­weg aus dem nörd­li­chen Jor­dan­tal nach Amman im Auto sitzen.

Gesagt getan: Weni­ge Wochen spä­ter liegt ein Semi­nar­plan auf mei­nem Schreib­tisch, in dem Yus­ra einen Work­shop mit Män­nern und Frau­en vor­schlägt. Das HSS-Büro in Amman prüft den Vor­schlag auf sei­ne Umsetz­bar­keit, die ange­streb­ten Zie­le und eige­ne Mög­lich­kei­ten zur Unter­stüt­zung des Vor­ha­bens. Schon kur­ze Zeit spä­ter sit­ze ich wie­der mit ihr im Auto, die­ses Mal auf dem Weg zum ers­ten Work­shop mit dem Titel „Women & Men Enga­ge­ment“. Ziel ist es, gegen­sei­ti­ge Unter­stüt­zung und Ver­ständ­nis zu för­dern und so eine bes­se­re Zusam­men­ar­beit zwi­schen Ehe­part­nern zu erzeu­gen. Dr. Hiam Abu Eid, pro­mo­vier­te Wis­sen­schaft­le­rin für Sozia­le Ent­wick­lung, und die Juris­tin Raway Lafi erklä­ren den Teil­neh­men­den zuerst in geschlech­ter­ge­trenn­ten Grup­pen wich­ti­ge Fähig­kei­ten zur Kom­mu­ni­ka­ti­on und Pro­blem­lö­sung. Außer­dem geben sie eine Ein­füh­rung in das Per­so­nen­stands­recht, Gen­der- und Fami­li­en­kon­zep­te. Eine der Frau­en erzählt, sie hät­ten nach ihrem ers­ten Trai­ning alle befürch­tet, dass ihre Män­ner am nächs­ten Tag nach einer Stun­de ent­rüs­tet auf­ste­hen und den Raum ver­las­sen wür­den. Doch das Gegen­teil war der Fall: Alle Män­ner blie­ben län­ger im Work­shop als ursprüng­lich vor­ge­se­hen, sie über­zo­gen eine Stun­de der geplan­ten Zeit. „When he came home, I did­n’t reco­g­ni­se him“, lach­te eine der ver­wun­der­ten Ehefrauen.

Am drit­ten Tag, den auch ich mit Yus­ra besu­che, wird die gelern­te Theo­rie gemein­sam in einer inter­ak­ti­ven Sit­zung anhand von Bei­spie­len aus dem All­tag prak­tisch umge­setzt und zwi­schen den Ehe­paa­ren geübt. Es soll ein Safe Space geschaf­fen wer­den, in dem ein offe­ner Dia­log zwi­schen Män­nern und Frau­en statt­fin­den kann, bei dem unter­schied­li­che Mei­nun­gen geschätzt und berück­sich­tigt wer­den. Hier­zu schrei­ben die Ehe­paa­re ihre Erwar­tun­gen an ihre Part­ner auf und ste­cken sie in Umschlä­ge, die ein­ge­sam­melt wer­den. Spä­ter wer­den ihre Pro­ble­me in der Grup­pe ana­ly­siert, Kom­pro­mis­se und Lösungs­an­sät­ze bespro­chen. Einer der Män­ner erklärt, er und sei­ne Frau sei­en seit 32 Jah­ren ver­hei­ra­tet. Erst heu­te sei es ihm in den Sinn gekom­men, dass sei­ne Frau nicht zufrie­den mit ihm sein könn­te – weil sie Pro­ble­me davor nie kom­mu­ni­ziert und ihre Wut nur in sich hin­ein­ge­fres­sen hät­te. Um mit sol­cher Wut umge­hen zu kön­nen, ler­nen sie meta­pho­risch mit Luft­bal­lons, nega­ti­ven Emo­tio­nen aus­zu­at­men und nach außen zu tra­gen. Die Luft­bal­lons schwel­len schnell zu gro­ßen Kugeln vol­ler Wut und Angst. „Es ist bes­ser ein glück­li­cher Hase zu sein, als ein wüten­der Löwe“, lau­tet ein ara­bi­sches Sprich­wort, das sich die Teil­neh­men­den hier zu Her­zen neh­men sol­len. Heißt: Du musst nicht immer vor­ge­ben, stark zu sein und alles in dich hin­ein­fres­sen. Kom­mu­ni­zie­re dei­ne Emo­tio­nen, dei­ne Schwä­chen und Ängs­te, um glück­lich zu werden.

Eine Hil­fe, um sich gegen­sei­tig Kom­pli­men­te zu machen, ist auch die nächs­te Übung. Män­ner und Frau­en stel­len sich in zwei Rei­hen gegen­über auf. Zuerst über­ge­ben die Män­ner ihren Frau­en eine Rose und sol­len ihnen dabei ein Kom­pli­ment machen, dann sind die Frau­en dran. „I love you and I will die for you.“ Sagt einer der Män­ner zu sei­ner Ehe­frau. Alle applau­die­ren. “This is like cou­ples-the­ra­py“, flüs­tert Yus­ra mir zu. Und sie behält Recht: Am Ende des Semi­nars gesteht sei­ne Frau: „Just a few weeks ago I was thin­king about brea­king up our rela­ti­onship, becau­se I just couldn’t see us being hap­py any­mo­re. But now, I see that we can chan­ge, and that we are wil­ling to work on our relationship.”